Nahaufnahme eines Steins, der auf einem Tisch liegt. Daran hängen zahlreiche weiße Würmer.
In einer auf den Kopf gestellten Gesteinskrustenprobe sind Oasisia- und Riftia-Röhrenwürmer sowie andere Organismen zu erkennen. Bildrechte: Schmidt Ocean Institute)

Wissen-News Würmer im Gestein: Neuer Tiefsee-Lebensraum entdeckt

14. August 2023, 11:09 Uhr

Eine Expedition zu einem Unterwasservulkan in 2.500 Metern Tiefe hat ein bisher unerforschtes Ökosystem im Pazifik enthüllt. Könnten also Risse im Meeresboden für die Ausbreitung von Arten bedeutsam sein?

Heiße Tiefseequellen sind offenbar ein Quell des Lebens: Nicht nur auf, sondern auch im Gestein nahe dieser Risse im Meeresboden kann es von Leben nur so wimmeln. Das hat ein Forschungsteam der Universität Wien bei einer Expedition zu einem Unterwasservulkan am Pazifischen Feuerring in 2.500 Metern Tiefe entdeckt. Demnach seien dort Hohlräume im Gestein von Röhrenwürmern, Schnecken und weiteren Lebensformen besiedelt.

Dieses neue Ökosystem haben die Forschenden unter sogenannten hydrothermalen Schloten gefunden. Das sind Unterwasserquellen, die durch Risse in der Erdkruste im Zuge von Bewegungen der Erdplatten entstehen. Dort tritt heißes, meist mit Mineralien angereichertes Wasser aus. Die seien für Mikroorganismen von Nutzen, die wiederum anderen Lebewesen als Nahrung dienten, so das Forschungsteam. Dass es über diesen Quellen Leben gibt, war bereits bekannt, doch dass es auch im Gestein darunter höchst lebendig zugeht, haben die Forschenden jetzt erstmals belegen können. Sie vermuten, dass in vielen Gebieten durch Risse und Höhlen verschiedene Arten im Meeresboden und der Erdkruste leben könnten.

Drei Boxen liegen neben einer Art Gesteinshaufen im Meer, auf dem zahlreiche rötliche und weiße wurmartige Tiere kleben.
Die Beprobungsstelle an den "Flava Flow Suburbs Vents" Bildrechte: Schmidt Ocean Institute)

"Mit dieser Entdeckung hat sich unser Verständnis des tierischen Lebens in den Hydrothermalquellen der Tiefsee erheblich erweitert", sagte die Wiener Meeresbiologin Monika Bright. "Es gibt zwei dynamische Lebensräume in den Quellen. Tiere oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche gedeihen gemeinsam, abhängig von der Thermalflüssigkeit von unten und dem Sauerstoff im Meerwasser von oben."

Bei der Expedition mit dem Forschungsschiff Falkor (too) hat das Forschungsteam den Unterwasserroboter "SuBastian" genutzt, um Proben zu sammeln. Sie suchten gezielt hydrothermale Schlote an einem Unterwasservulkan am Ostpazifischen Rücken vor Mittelamerika auf. Bei den Experimenten an den Schloten wurden unter anderem Teile der Vulkankruste umgedreht - und die Tiere und Bakterien im Inneren entdeckt, umspült von 25 Grad warmem Wasser.

(dpa)

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