Reifenabrieb, PVC und PET Von wegen Staubfänger: Spinnennetze sind voller Mikroplastik
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06. Juni 2022, 05:00 Uhr
Seit sogar in abgelegenen Tälern der Pyrenäen Mikroplastik gefunden wurde, ist klar: Das Material liegt quasi auch in der Luft. Das ist auch in Städten so, zeigt eine Studie aus Oldenburg. Forscherinnen haben jetzt nachgewiesen, dass sich Mikroplastik auch in Spinnennetzen verfängt.
Mikrostaubbelastung in Städten könnte man mit Spinnennetzen messen: Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe aus Oldenburg, die untersucht hat, was sich außer Insekten noch alles in den klebrigen Bauwerken verfängt: Nämlich Mikroplastik aus Reifenabrieb, PVC und PET. Aus anderen Studien weiß man zwar, dass in Spinnennetzen Schadstoffe wie Schwermetalle oder magnetische Partikel hängenbleiben. "Bisher hat jedoch noch niemand Spinnennetze auf Mikroplastik untersucht," sagt die Studienleiterin, Geochemikerin und Mikroplastik-Spezialistin Dr. Barbara Scholz-Böttcher und setzt nach: "Und das, obwohl bekannt ist, dass unsere Atemluft zunehmend mit Mikroplastik verunreinigt ist."
Wie weist man Mikroplastik an Spinnfäden nach?
Dafür wurden Spinnennetze zu verschiedenen Tageszeiten aus den halboffenen Bushaltestellen an verschieden stark befahrenen Straßen untersucht. Dazu wurden die Netze eingesammelt und auf Filtern konzentriert. Das Material wurde erst mikroskopisch untersucht, dabei fanden sich beispielsweise Fasern, die von Textilien stammen könnten, sowie Rußpartikel. Im nächsten Schritt wurden die Proben unter Sauerstoffausschluss stark erhitzt und die aus den Plastiksorten gebildeten Bruchstücke mit einem Gas-Chromatographen getrennt. Ein Massenspektrometer ermöglichte dann die Zuordnung und Bestimmung der verschiedenen Kunststoffarten.
Alle Spinnennetze sammeln Mikroplastik
Ergebnis: In allen Spinnennetzen wurde Mikroplastik nachgewiesen, der Anteil des Reifenabriebs schwankte dabei, je nachdem, wie stark oder schwach der Straßenverkehr vor Ort war. Und ein weiterer Fund: Auch der Abrieb von Straßenmarkierungen ist eine wichtige Quelle von Mikroplastik entlang von Straßen, erläutert Studienleiterin Scholz-Böttcher. Nur, was macht man jetzt mit diesem neuen Wissen? Die Spinnennetz-Analyse ist eine einfache Alternative zu aufwändigen Messungen, um den Mikroplastik-Gehalt der unmittelbaren Umgebungsluft vergleichend einzuschätzen. Das könnte für weiterführende Studien zu Umweltgiften von Bedeutung sein.
Links/Studien
Die Studie "Plastic in the air?! - Spider webs as spatial and temporal mirror for microplastics including tire wear particles in urban air. Science of the Total Environment" wurde im Fachmagazin "Science of the Total Environment" veröffentlicht. Sie lesen Sie hier im Original.
(lfw)
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