Umweltverschmutzung Etwa 70.000 Tonnen Reifenabrieb landen jährlich im Boden
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09. April 2021, 14:35 Uhr
Reifenabrieb ist eine der größten Quellen für Mikroplastik. Wie Forschende jetzt herausfanden, landen jährlich zehntausende Tonnen davon im Boden und auch in Gewässern.
Wenn Autos, Busse und Motorräder über die Straße rauschen, nutzen sich die Reifen ab und hinterlassen viele kleine Reifenpartikel. Insgesamt 60- bis 70.000 Tonnen Reifenabrieb landen jedes Jahr im Boden, weitere 8.700 bis 20.000 Tonnen gelangen in das Oberflächengewässer. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschenden der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Alleine im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 48,5 Millionen PKW-Reifen abgesetzt, so die aktuelle Schätzung des Branchenverbands Reifenhandel.
Die Schlüsselfrage: Wo entsteht der Reifenabrieb
Der Studie zufolge spielt es eine enorme Rolle, wo der Reifenabrieb entsteht. Auf Straßen in Ortschaften und Städten spüle Regen den Reifenabrieb über kurz oder lang in die Kanalisation. Handelt es sich um ein sogenanntes Mischwassersystem mit Kläranlage, werden dann mehr als 95 Prozent des Reifenabriebs zurückgehalten.
Außerhalb der Ortschaften dringt Reifenabrieb ungehindert in den Boden ein
An Straßen außerhalb der Ortschaften versickere der Regen hingegen meist über die Böschung. Der größte Teil des Reifenabriebs werde so in den straßennahen Boden eingetragen und von der oberen bewachsenen Bodenzone zurückgehalten. Bis 20 Prozent des Reifenabriebs könnten auf diese Art auch in Oberflächengewässern landen. Dort lagere sich Teil der Partikel zwar im Sediment ab, wie viele das sind, ist jedoch noch nicht genau bestimmbar. In einer Modellstudie für das Einzugsgebiet der Seine und der Schelde fanden andere Autoren heraus, dass etwa zwei Prozent der ursprünglich freigesetzten Reifenabriebmenge in das Meer transportiert wird. Für Flüsse in Deutschland liegen noch keine Modellrechnungen vor.
Abrieb von Autoreifen ist große Mikroplastikquelle
Fahrzeugreifen bestehen etwa zur Hälfte aus vulkanisiertem Naturkautschuk oder synthetischem Gummi und enthalten darüber hinaus eine Vielzahl von Füllmitteln und anderen chemischen Zusatzstoffen. Der Abrieb von Autoreifen ist damit eine der größten Mikroplastikquellen – deutlich vor Faserabrieb, der beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern entsteht. Reifenabrieb bildet sich an den Laufflächen von Fahrzeugreifen, vor allem bei Beschleunigungs- und Bremsvorgängen. Dabei entstehen Partikel, die aus einer Mischung von Gummi und Straßenabrieb bestehen.
Bis zu zehn Prozent des Reifenabriebs landen in der Luft
Bereits bekannt war, dass ein kleiner Anteil des Reifenabriebs von der Straße in die Luft gelangt (5 bis 10 Prozent), wo er zur Feinstaubbelastung beiträgt. Der Weg des weit größeren Anteils von rund 90 Prozent des Reifenabriebes war bisher aber nicht im Detail geklärt. Obwohl jährlich große Mengen an Reifenabrieb in Böden eingetragen werden, sind die Effekte auf bodenbewohnende Organismen bisher kaum bekannt. Das trifft fast ebenso auf die ökotoxischen Wirkungen für Wasserorganismen unter Umweltbedingungen zu.
Link zur Studie
Beate Baensch-Baltruschat, Birgit Kocher, Christian Kochleus, Friederike Stock, Georg Reifferscheid (2021). Tyre and road wear particles - A calculation of generation, transport and release to water and soil with special regard to German roads. Science of the Total Environment
(kt)
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