Astronomie Es ist Sonnenfinsternis – aber wo ist meine SoFi-Brille?
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17. Oktober 2022, 17:23 Uhr
Am 10. Juni ist Sonnenfinsternis, partiell – klar, nicht so ein Riesending wie die totale Sonnenfinsternis 1999. Aber trotzdem unglaublich faszinierend, wenn der Mond sich vor die Sonne schiebt. Wir in der Redaktion bereiten uns schon seit Wochen darauf vor, haben sogar ab 11:15 Uhr einen Livestream geplant. Das muss ich unbedingt sehen, auch in echt! Sogar das Wetter spielt mit. Aber es gibt ein Problem: Ich finde meine Sonnenfinsternis-Brille nicht. Und jetzt? Wo bekomme ich eine neue her? Und wenn nicht, was dann?
Es ist jede Sonnenfinsternis das Gleiche. Riesen Vorfreude und dann rückt der Tag näher und mir fällt siedend heiß ein: Ich brauche eine Sonnenfinsternis-Brille. Denn ohne könnte ich mir die Netzhaut verbrennen – und das ist kein Spaß. Aber wo liegt sie? Ich bin sicher, ich hatte eine. Ich weiß sogar noch, wie der Karton aussieht, in den ich sie gelegt habe. Aber wo ist der Karton? Mist! Wo kriege ich jetzt eine Sonnenfinsternis-Brille her? Optiker anrufen. Nummer 1 (Kette): "Nein, leider nicht." Nummer 2 (andere Kette): "Ist ja nicht so ein großer Hype dieses Jahr. Da haben wir nichts. Aber fragen sie doch mal einen privaten Optiker." Das mache ich. Die Antwort: "Ja, das ist ein Problem. Wir haben aber auch keine Lösung", so die freundliche Antwort. Es gibt einfach keine Angebote der Industrie.
Smartphone? Kein Ersatz
Die Optiker fallen aus, aber selbst herstellen ist keine Option. So viel weiß ich. Gerußtes Glas, Schweißerbrille, Alufolie, Rettungsdecke, alte CD – man sieht im Zweifel nichts, und es ist nicht gesund, wenn man damit länger in die Sonne schaut. Aber was kann ich tun?
Klar, ich könnte morgen einfach die Smartphone-Kamera in Richtung Sonne halten und dann auf den Bildschirm schauen. Da sehe ich dann einen großen gleißenden Punkt. Gut, mit der Pro-Einstellung, die viele der neuen Smartphones schon haben, kann ich die Belichtungszeit verringern und die Blende erhöhen, dann wäre der Punkt schärfer. Aber vor allem immer noch eins: sehr sehr klein.
Nachbarn fragen
Vielleicht kann ich meinen Nachbarn fragen, der hat eine Digitalkamera mit Riesen-Zoom (noch größer als mein 200 Millimeter-Objektiv). Damit kann man der Sonne ganz nah kommen und wenigstens Fotos machen, oder die Verdunklung auf dem Bildschirm anschauen. Er hat sogar einen speziellen Sonnenfilter. Pech. Er ist nicht mehr im Homeoffice und nimmt die Kamera mit ins Büro.
Was schlägt eigentlich die Suchmaschine vor? Projektion. Wie geht das? Ein Fernglas, wie es jeder Jäger und Naturbeobachter zu Hause hat, auf einer Seite abkleben und hinter das andere Glas eine Pappe stellen, auf die das Bild projiziert wird. Gibt es nicht noch was anderes? Ja, eine Lochkamera.
Die Lösung ist ein Karton
Lochkamera! Stimmt, darüber habe ich auch schon mal was gelesen. Ganz einfaches Prinzip. Man braucht nur einen langen Karton oder ein Rohr. Die Stirnseite ist lichtdicht verschlossen. Da hinein kommt nur ein kleines Loch, wirklich klein, am besten nur einen Millimeter groß. Auf die gegenüberliegende Seite kommt Butterbrotpapier oder eine matte Folie. Dann in Richtung Sonne halten und auf die Rückseite schauen. Dort sieht man das Sonnenbild mit dem Schatten des Mondes. Je kleiner das Loch, desto schärfer das Bild, schreiben die Experten vom Haus der Astronomie (hier deren Bauanleitung als PDF). Je länger der Karton, desto größer das Bild: ein ein Meter langer Karton ergibt etwa ein Sonnenbild von einem Zentimeter Durchmesser, ein 1,50 Meter langer ein 1,5 Zentimeter großes Bild – und so weiter. Na dann weiß ich Bescheid. Muss ich also nur noch einen Karton suchen. Und vielleicht finde ich ja dann auch den mit der verschollenen SoFi-Brille...
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