Es mag Menschen geben, die es vom Tellerwaschen zu einem millionenschweren Girokonto gebracht haben. Oder vom Kabeltragen zum News Anchor. Die Idee, dass es alle schaffen können, wenn sie nur hart genug arbeiten würden, gilt jedoch mittlerweile als abgeschafft. Zu komplex sind die Fragen nach Privilegien oder gleich die nach der sozialen Schicht. Und schließlich steht eine neue Idee im Raum: Kann es Reichtum nur auf der Basis von Ausbeutung geben, gegenüber Menschen und Ressourcen? Denn dann wäre es "zu schaffen" erst recht nicht allen vergönnt.

Breaking Social ist ein neuer Film des Investigativ-Dokumentarfilmers Frederik Gertten und zur Eröffnung des diesjährigen Silbersalz-Festivals in Halle zu sehen. "Wir leben in einer Gesellschaft, wo diejenigen, die die Regeln brechen, belohnt werden. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Und die Mittelschicht verschwindet", sagt Gertten im ARD-Kulturmagazin titel thesen temperamente. Sein Ziel sei es gewesen, zu verstehen, woher die Wut vieler ärmerer Menschen rührt. Er findet einen Historiker, der ihm zumindest eine Antwort gibt: Weil wir uns die Reichen nicht mehr leisten können.

In seinem Film geht es Gertten auch darum, die Muster von Korruption und Kleptokratie, also korrupter politischer Führung, aufzudecken und nach den Kipppunkten zu suchen, die Menschen zum Aufstand bewegen. Fredrik Gertten porträtiert dabei unter anderem Rutger aus den Niederlanden, Sarah aus den USA, Joanna aus Malta – und mit welchen Mitteln sie für eine gerechtere Welt kämpfen.

Breaking Social folgt auf weitere gesellschaftskritische Filme Gerttens, wie "Bananas!", in dem es über einen Rechtsstreit zwischen der Dole Food Company und nicaraguanischen Plantagenarbeitenden geht – oder "Push" über das Grundrecht auf Wohnen. Beim Silbersalz-Festival soll es nicht bei einer Aufführung bleiben und die Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken zum Thema nicht den Zusehenden selbst überlassen werden: Ein anschließendes Gespräch wirft erneut die Frage auf "Können wir uns die Reichen noch leisten?". Finale Antworten sind keine zu erwarten – aber doch eine Reihe von Eingebungen, die möglicherweise helfen, die Kluft zwischen Arm und Reich greifbar zu machen.

flo