Organspenden Schweineniere erfolgreich in Menschen transplantiert
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21. Oktober 2021, 10:50 Uhr
Erstmals ist einem Menschen erfolgreich eine Schweineniere transplantiert worden. Wie New York Times und USA today berichten, gelang dies einem Team um Dr. Robert Montgomery, Direktor des N.Y.U. Langone Transplantations-Instituts in Manhattan. Doch was bedeutet diese Meldung?
Zuerst einmal die Fakten. Dr. Robert Montgomery und sein Team haben die Schweineniere an den Blutkreislauf einer hirntoten Frau angeschlossen, außerhalb des Körpers über die Beinvenen. Die Niere war gentechnisch verändert, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Sie begann sofort das Blut zu reinigen und Urin auszuscheiden. Laut dem Bericht funktionierte das über 54 Stunden.
Ist das jetzt der Durchbruch? Ein medizinischer Wendepunkt? Es ist "weiterer Schritt auf dem Wege der Einführung der Xenotransplantation unter Verwendung von Schweineorganen in die Klinik", sagt Dr. Joachim Denner. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Virussicherheit der Xenotransplantation am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin. Unter Xenotransplantation versteht man die Übertragung von funktionsfähigen Zellen, Geweben oder Organen zwischen verschiedenen Spezies.
Wie wichtig solche Transplantationen tierischer Organe sein können, zeigt allein ein Blick auf die Zahlen der Organspenden, so Denner. 2020 wurden in Deutschland 1.909 Nieren transplantiert, "aber es gab 7.338 Patienten auf der Warteliste für eine Nierentransplantation".
Bisher nur Versuche mit Primaten
Laut einem Bericht in USA Today hatte die Tochter der hirntoten Frau die Einwilligung für die Operation gegeben. Bisher wurden solche modifizierten Organe bereits in präklinischen Studien mit nichthumanen Primaten eingesetzt, erklärt Transplantations-Experte Denner. "In diesen Studien konnte gezeigt werden, dass Schweinenieren fast 500 Tage funktionieren können, Schweineherzen bis zu 195 Tage, ein Rekord, der einem Team in München im Rahmen eines DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs gelungen ist. Wichtig für das lange Überleben war unter anderem, dass die Spenderschweine frei von bestimmten Schweineviren waren, sogenannten PERVs." Diese PERVS (Porcine Endogene Retro Virus) sind Schweine-Retroviren, die für die Empfänger des Transplantats gefährlich werden können, da sie in der Lage sind, zum Beispiel Leukämie oder Störungen des Immunsystems zu verursachen.
Erleichterung für schwerkranke Patienten
Die 54 Stunden Dauer des Experiments ist laut Denner "viel zu kurz ist, um Aussagen zur immunologischen Abstoßung oder zur möglichen Übertragung von Schweineviren zu treffen". Allerdings würde auch eine für kurze Zeit funktionierende Schweineniere für Menschen an der Dialyse eine Verbesserung darstellen, sagt Denner mit Verweis auf seinen Kollegen Prof. David Cooper vom Xenotransplantations-Programm der Universität Alabama in Birmingham, USA. "Cooper schreibt, dass Patienten, die nicht lange genug leben würden, um eine menschliche Niere zu bekommen, von einer Schweineniere profitieren würden und so eine Dialyse-freie Zeit hätten, und man dabei auch noch Erfahrungen für zukünftige Transplantationen gewinnt."
gp/smc
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