Online-Studie Verreisen und Verwandte besuchen hält gesund
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09. Januar 2023, 09:57 Uhr
Eine britische Studie untersucht die Wirkung von Reisen und Ortswechseln auf das Wohlbefinden und zeigt auf: Mobilität und Gesundheit sind miteinander verbunden. So könnte auch das 49-Euro-Ticket postive Effekte haben.
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen": Eine Redensart, die auch für unser Wohlbefinden gilt. Denn das profitiert ganz stark von Ortswechseln und Reisen, wenn wir uns oft aus unserem gewohnten 25 Kilometer-Radius entfernen. Wenn unser Wohlbefinden sprechen könnte, würde es sagen: "Los, lass uns mal wegfahren."
Je regelmäßiger man sich aus seinem Umkreis entfernt, um so besser fürs Wohlbefinden, so könnte man verknappt das Ergebnis einer britischen Online-Untersuchung zusammenfassen, die erforscht hat, ob sich Mobilität auf die Gesundheit auswirkt. Das scheint der Fall zu sein, denn die Untersuchung zeigt auf, dass Menschen, die regelmäßig außerhalb ihrer Alltagszone unterwegs sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit angeben, dass sie sich gesünder fühlen als die Befragten, die seltener ihre Alltagsumgebung verlassen (können). Diejenigen, die mehr verschiedene Orte besuchen, treffen mit größerer Wahrscheinlichkeit auch Freunde und Familie, was wiederum das Wohlfühlbefinden stärkt. Wer also regelmäßig "ausfliegt", um andere Orte plus Verwandte oder Freunde zu treffen, beflügelt indirekt die eigene Gesundheit.
Reisen hält gesund – für Mobilität braucht es aber Infrastruktur und Geld
Nur ist der Zugang zu diesem "Gesundheits-Booster" dem Forschungsteam zufolge ungleich verteilt. Wer beispielsweise ohne Auto lebt, ist auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen und der ist je nach Region verschieden ausgestattet; auch der Faktor Geld spielt eine Rolle: Man muss sich die Mobilität auch leisten können. Im Norden Großbritanniens, wo die Online-Befragung durchgeführt wurde, zeigte sich den Forschern zufolge deutlich, dass ältere Altersgruppen weniger Orte besuchen können, was wiederum zu weniger sozialer Teilhabe und einem niedrigeren Gesundheitsniveau führe. Das Forschungsteam um Dr. Paulo Anciaes von der UCL Bartlett School of Environment, Energy & Resources in London sieht daher die Politik in der Pflicht, die Infrastruktur und Zugänglichkeit (Stichwort Geld) für Privatverkehr, Busse und Bahnen so zu gestalten, dass auch Ältere mobil bleiben können, was sich wiederum auf deren Gesundheit auswirke.
Nach dieser Logik könnte auch ein 49-Euro-Ticket einen Gesundheits-Effekt haben. Allerdings nur, wenn die Infrastruktur entsprechend ausgebaut wird. Und hier hat der vergangene Sommer gezeigt, dass Deutschlands Nah- und Regionalverkehr auf Kante genäht ist. Auch aus diesem Grund sehen Forschende das 49-Euro-Ticket ohne massive Investitionen in den Ausbau der Strecken kritisch.
Links/Studien
Hier lesen Sie die Studie "Constraints to travel outside the local area: Effect on social participation and self-rated health" im Original.
lfw
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 04. Januar 2023 | 10:25 Uhr