Wissen, was wir lesen Querweltein. Nachhaltig reisen und die Welt entdecken
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11. April 2021, 15:00 Uhr
"Der Weg ist das Ziel". Das, was schon Konfuzius wusste, entdecken immer mehr Menschen wieder für sich. Reisen heißt eben nicht, möglichst schnell an einem anderen Ort der Welt zu sein; der Urlaub beginnt im doppelten Sinne direkt vor unserer Haustür. MDR WISSEN-Autorin Antje Uebel empfiehlt ein Buch, das sehr schön zeigt, wie sich Nachhaltigkeit und Reiselust ideal verbinden lassen.
Worum geht es?
Es geht um Reisen und um Nachhaltigkeit. Und darum, wie sich beides miteinander vereinbaren lässt. Das geht tatsächlich. Man muss sich nur Mühe geben. Und einen gewissen Kodex einhalten. Das beginnt mit der Wahl des Transportmittels. Flugzeuge sind bekanntlich die CO2-Schleudern schlechthin. Alle anderen Verkehrsmittel sind nachhaltiger – natürlich alle sehr unterschiedlich, wie das Buch verrät. Und natürlich kommt es auch auf das Ziel an: Abenteuer, schöne Landschaften und besondere Erlebnisse gibt es nicht nur in fernen Ländern. Man findet sie auch vor der Haustür, in Deutschland und in Europa.
Es kommt beim Reisen eben nicht auf die Entfernung des Reiseziels an, sondern auf die Art und Weise des Reisens, auf die Langsamkeit.
Reisen ist nicht das, was man erlebt, wenn man vom Startpunkt aus das Ziel erreicht hat, sondern das, was zwischen Start und Ziel passiert.
Um das zu veranschaulichen, bietet das Buch neben harten Fakten viele Reiseberichte. Sie erzählen von Touren und Abenteuern, die Tage, Wochen, Monate oder sogar ganze Jahre gedauert haben: eine zweitägige Floßfahrt durch die Eifel, eine dreiwöchige Expedition zum Polarkreis, fernab jeder Zivilisation, ein monatelanger Trip per Anhalter, Rad und Zug, immer nach Osten, oder eine jahrelange Weltreise per Segelboot über den Atlantik und per Bus und Kanu durch Südamerika.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Es sind vor allem die Reiseberichte, die uns in ihren Bann ziehen. Wann ist man schon mal zu Fuß allein zum Nordkap gewandert? Oder hat sich mit einem Kanu durch den Amazonas gekämpft? Oder ist mit einem Containerschiff über den Pazifik gefahren? Die Berichte sind individuell, jeder für sich ist spannend und mitreißend erzählt. Die Reisenden haben dabei teilweise selbst schon Bücher über ihre Erlebnisse geschrieben. Und sie haben durch ihre Art des Unterwegsseins eben auch wirklich ungewöhnliche Dinge erlebt. Wer die Geschichten der früheren Weltentdecker mag, wird auch diese Reiseberichte mögen. In ihnen findet sich ein bisschen vom Spirit der großen Abenteurer vergangener Zeiten.
Wer hat's geschrieben?
Tobias Eertel und Pia Wieland teilen ihre Leidenschaft für das Reisen, ihre Liebe zu fremden Ländern. Sie, Pia Wieland, die studierte Kommunikationsdesignerin, möchte aber immer auch nachhaltig leben und handeln. Er, Tobias Ertel, der Fotograf, beschäftigt sich mit klimapolitischen und gesellschaftlichen Themen und entdeckt immer mehr die regionalen Reiseziele für sich.
Wie ist es geschrieben?
Das Buch ist ein Sammelsurium des nachhalten Reisens. Neben den 20 Reiseberichten gibt es Karten zur Orientierung, viele Zitate, die zum Nachdenken anregen, zahlreiche Tipps zu Nachhaltigkeit beim Reisen und Leben. Obendrein findet man Artikel und Interviews, die aufklären sollen, zum Beispiel über den ökologischen Fußabdruck oder was es für die CO2-Bilanz heißt, zu fliegen. Ein bisschen erinnert das Buch an eine Zeitschrift, ein gutes Reisemagazin, nur besser, faktenreicher, perfekter.
Was bleibt hängen?
Vieles! Bei mir waren es die Geschichten der Reisenden, ihre Höhen und Tiefen, die Gefühle und Erkenntnisse, die sie beschreiben, die faszinierenden Bilder, die dadurch bei mir im Kopf entstanden sind. Und knallharte Fakten sind hängengeblieben. Zum Beispiel dachte ich immer, wildes Zelten in Deutschland sei verboten. Jetzt kenne ich gleich mehrere Plätze – im Schwarzwald, im Spessart, im Nationalpark Eifel und so weiter – wo es erlaubt ist.
Ich habe auch gelernt, dass ein Mikroabenteurer ein lokales, kostengünstiges, umweltfreundliches kurzes Abenteuer ist, zum Beispiel, einen Bach, den man bisher noch nicht so recht kannte, entlangzulaufen – von der Quelle zur Mündung (das will ich im Sommer ausprobieren). Oder dass man an vielen osteuropäischen und asiatischen Landesgrenzen möglichst nicht um die Mittagszeit ankommen sollte – Mittagspause! Und dass diejenigen, die in Australien, Thailand, im Nahen Osten und Nigeria beim Trampen – wie üblich und gewohnt – den Daumen nach oben raushalten, mit Ärger rechnen müssen: Die Geste wird dort nämlich als üble Beschimpfung aufgefasst.
Die Rezensentin lernt gerne Menschen kennen und möchte deren Geschichten erfahren. Sie liebt Natur, reist gerne und sammelt Erinnerungen. Sie durchstöbert gut gemachte Sachbücher und studiert stundenlang Landkarten und die Satellitenbilder bei Google Maps. Literatur zieht sie als Hörbuch vor. Und wenn sie liest, kann es zur Entspannung auch mal Harry Potter oder Heinz Erhardt sein.
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