Covid-19 Regn-CoV-2: Trumps Corona-Medikament wirkt begrenzt
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03. November 2020, 17:50 Uhr
Monoklonale Antikörper sollen helfen, akute Covid-19-Erkrankungen abzumildern. Bei klinischen Studien zeigt sich jetzt aber: Die Medikamente wirken vor allem zu Beginn der Infektion, später kommt es zu Nebenwirkungen.
Donald Trump hatte das Medikament als "Wunder" bezeichnet und wollte es sofort allen Covid-19-Infizierten zugänglich machen: Regn-CoV-2 ist ein Cocktail aus zwei gentechnisch erzeugten Antikörpern gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2. Die kleinen Eiweiße binden an das Spikeprotein des Virus und sollen so verhindern, dass es in die menschlichen Zellen eindringen und sich vermehren kann.
Wie die potenziellen Impfstoffe und andere Medikamente ist aber auch der Wirkstoff des Biotechunternehmens Regeneron noch in der klinischen Überprüfung. Ende September hatte die Firma von Trumps Golffreund Leonard Schleifer erste Daten veröffentlicht und eine Zulassung als Notfallmedikament beantragt. Jetzt aber sind offenbar ernste Probleme aufgetaucht, ein Teil der klinischen Tests musste gestoppt werden. Das war zuvor auch bei Regenerons Konkurrenten Eli Lilly passiert.
Monoklonale Antikörper helfen offenbar nicht im späten Covid-19-Stadium
Angeordnet hat diesen Stopp das unabhängige Data Safety Monitoring Board (DSMB). Bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Covid-19-Verlauf, die stark künstlich beatmet werden mussten, kam es offenbar zu Nebenwirkungen. Welcher Art, das wurde bislang nicht bekannt. Die Experten empfahlen aber, die weitere Studie einzuschränken auf Patienten im Frühstadium der Erkrankung. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, wo die ersten deutschen Corona-Patienten behandelt worden waren, begrüßte die Entscheidung. "Dies unterstreicht die Bedeutung einer unabhängigen Prüfung von Studien, die hier offensichtlich gut funktioniert hat – trotz eines gewissen Drucks seitens des Herstellers und der Politik, hier eine neue Substanz im Sinne einer Notfallzulassung schnell auf den Markt zu bringen."
Für Leif-Erik Sander, Immunologe an der Berliner Charité, kommt diese Einschränkung nicht überraschend: "In der späteren Phase wird die Erkrankung vor allem durch eine fehlgeleitete Immunreaktion befeuert." Ein Wirkstoff, der sich gegen die Viren selbst richte, komme an dieser Stelle vermutlich zu spät. "Auch bei Studien mit der antiviralen Substanz Remdesivir wurde die Beobachtung gemacht, dass Patienten mit einer fortgeschrittenen Erkrankung nicht von der Behandlung profitieren", ergänzt sein Kollege Gerd Fätkenheuer von der Kölner Uniklinik. "All dies spricht dafür, dass in diesem Stadium eine direkt gegen das Virus gerichtete Therapie zu spät kommt und dass hier andere Behandlungskonzepte notwendig sind."
Antikörper bleiben vielversprechend im Frühstadium der Covid-19
Alle drei Mediziner betonten jedoch, dass der Teilstopp nicht bedeutet, dass die Antikörpertherapie wirkungslos sei. "Offensichtlich wurden bei 'frisch' infizierten Covid-19-Patienten, die noch keinen oder nur geringen Sauerstoffbedarf haben, keine unerwarteten Nebenwirkungen beobachtet, so dass für diese Patienten die Studie weiter laufen kann", sagt Clemens Wendtner.
Ulrich Kalinke, Direktor am Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung in Hannover, sagte zu den im September veröffentlichten ersten Daten aus den klinischen Studien zu Regn-CoV-2: "Die Zeit bis zum Abklingen der Symptome wurde bei solchen Patienten, die bei Einschluss in die Studie noch keine Antikörperantworten entwickelt hatten, sehr deutlich um fünf bis sieben Tage verkürzt. Diese Daten sind einerseits überaus vielversprechend und stellen tatsächlich einen wissenschaftlichen Durchbruch dar, weil sie aufzeigen, dass eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern tatsächlich einen Effekt auf den klinischen Verlauf einer Covid-19 Erkrankung haben kann." Aber auch da schränkte der Forscher bereits ein: "Die Daten zeigen aber auch, dass sehr genau untersucht werden muss, welche Patientenkollektive von einer mAb Behandlung profitieren."
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