Raumfahrt Aufbruch ins All: Jupiter-Raumsonde Juice und das Euclid-Weltraumteleskop starten 2023
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01. Januar 2023, 10:00 Uhr
Auch 2023 wird wieder einiges in der Raumfahrt passieren. Wir werden zum Mond fliegen. Wir werden die ersten neuen Esa-Astronauten ausbilden. Aber zwei wissenschaftliche Missionen stechen besonders raus: eine Jupiter-Mission, die nach Leben jenseits der Erde sucht und ein neues Weltraumteleskop, das der dunklen Materie auf die Spur kommen soll. Der Leiter des Planetariums in Halle, Dirk Schlesier, erklärt für MDR WISSEN die Juice- und Euclid-Mission.
MDR WISSEN hat mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle (Saale), über zwei herausstechende Raumfahrtmissionen in 2023 gesprochen. Zum einen über die Jupiter-Mission Juice und das neue Euclid-Weltraumteleskop.
Besonders spannend findet Schlesier die Juice-Mission (Jupiter Icy Moons Explorer; deutsch Jupiter-Eismond-Erkunder), weil er selbst ein großer Fan der Planeten ist: "Jupiter hat über 70 Monde und die vier größten und hellsten, die kann man schon mit einem kleinen Fernrohr sehen. Sie sind eigentlich wie eigene kleine Planeten." Und Juice soll die drei Eiswelten Ganymed, Europa und Kallisto besuchen.
Gibt es flüssiges Wasser auf den Jupiter-Eismonden?
Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass es unter den dicken Eispanzern der Jupitermonde eine Flüssigkeit geben muss. Vielleicht sogar Wasser. "Man weiß aber nicht, wie tief man bohren müsste, um darunter zu kommen und wie der Ozean beschaffen ist", erklärt Schlesier. Die Raumsonde ist beispielsweise mit Infrarot- und Radarinstrumenten ausgestattet, um die Monde in verschiedenen Wellenlängenbereichen zu erforschen.
Man weiß, dass es im Inneren der Monde schon eine Hitzequelle geben muss, die das Wasser flüssig hält. Denn ab und zu passiert es, das Fontänen aus dem Inneren, aus dem Untergrund einiger dieser Monde herausschießen.
Zudem finden sich Ablagerungen an der Oberfläche. Vielleicht sind diese Ablagerungen auch auf einen organischen Ursprung zurückzuführen. Und organisch, so Schlesier, "kann auch immer Leben bedeuten."
Langer Weg zum Jupiter
Zwar soll Juice bereits 2023 zum Jupiter aufbrechen, doch bis die Raumsonde dort ankommt, werden einige Jahre vergehen. Die ersten Daten dürften wir Anfang der 2030er-Jahre erwarten. Das eigentliche Ziel der Mission ist der Mond Ganymed. Juice soll als erste Raumsonde überhaupt in eine Umlaufbahn um einen Mond eines äußeren Planeten einschwenken und diesen aus nächster Nähe analysieren. Das derzeitige Startfenster der Mission ist für den 5. bis 25. April 2023 vorgesehen. Die Raumsonde soll mit einer europäischen Ariane 5 Rakete in den Orbit befördert werden. Startort wird der europäische Weltraumhafen Kourou in Französisch-Guyana (Südamerika) sein.
Ein weiteres Weltraumteleskop. Wofür?
Neben Juice soll aber auch das Weltraumteleskop Euclid ins Weltall gebracht werden. Schlesier erklärt, dass jedes Weltraumteleskop seinen Spezialbereich hat und Euclid soll Galaxien beobachten, um etwas zu finden, dass wir bisher nur theoretisch kennen. "Denn Galaxien bestehen aus Sternen, aus kosmischen Gas und Staub. Das wissen wir! Aber: Man hat herausgefunden, dass sich in den Galaxien noch mehr befindet."
Der Planetariumsleiter spricht von Dunkler Materie und Dunkler Energie. Durch Messungen konnte man diese auch in unserer Galaxie indirekt nachweisen: "Man hat die Bewegung der Sterne analysierten und hat herausgekriegt, dass diese Bewegung nicht allein durch die Sterne verursacht werden kann oder auch durch das gravitative Zentrum in unserer Galaxis."
Es muss eine weitere treibende Kraft geben, wie die der Dunklen Energie und Dunklen Materie. Doch wirklich worum es sich dabei genau handelt, das wissen die Astronomen und Astronominnen noch nicht. "Dieses Teleskop soll ein bisschen Licht ins dunkle Universum bringen", so Schlesier.
Was ist Dunkle Materie?
"Dunkle Materie ist im Prinzip etwas, was sich zwischen den Sternen befindet und für richtig viel Masse sorgt", beschreibt es der Hallenser. Beim Vermessen der Sterne können Forschende herausfinden, wie schwer sie sind. Dadurch ergibt sich die Schwere einer Galaxie. Doch die Vermessung der Galaxie widerspricht der Anzahl der vorhandenen Sterne.
Da muss es noch etwas anderes geben, was man vielleicht nicht sieht. Vielleicht sind es auch dunkle erloschene Sterne, braune Zwerge. Oder ganz viele Planeten, die nicht selber leuchten können.
Die Wissenschaftsgemeinde geht jedoch davon aus, dass ein nicht unwesentlicher Anteil der Vermessungsdiskrepanz auf die Dunkle Materie zurückzuführen ist. Doch die kann man nicht wirklich fassen, da wir sie noch nicht sehen können, erklärt Schlesier.
Was ist Dunkle Energie?
Dann gibt es noch die Dunkle Energie – "etwas, das den Kosmos antreibt, den Kosmos auseinandertreibt und für gewisse Bewegungen in unserer Galaxis sorgt", sagt Schlesier. Diese Triebkraft wird von den Forschenden noch nicht wirklich verstanden. Es gibt nur Theorien, weil man sie wie die Dunkle Materie nicht messen und sehen kann.
"Indem wir die für uns sichtbare Materie noch genauer untersuchen – wie Sterne und Galaxien", können wir sowohl die Dunkle Energie als auch die Dunkle Materie besser verstehen. Euclid soll Galaxien beobachten, damit die Forschungsgemeinschaft die Rätsel unserer kosmischen Zeit entschlüsseln können.
Der genaue Starttermin der Euclid-Mission steht noch nicht fest. Ursprünglich sollte die Mission mit einer russischen Sojus-Rakete in den Weltraum gebracht werden. Der Abbruch der Zusammenarbeit mit Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine haben den Start von Herbst 2022 auf irgendeinen derzeit unbekannten Termin in 2023 verschoben.
Links/Studien
Mehr zur Euclid-Mission finden Sie hier bei der Deutschen Raumfahrtagentur DLR: Euclid – Erforschung der Geometrie des dunklen Universums
Hier finden Sie ein Video der Europäischen Weltraumagentur Esa, dass die Juice-Mission erklärt.