Ökologie vs. Ökonomie Qualle auf dem Teller - geschützter Fisch gerettet
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08. September 2020, 11:55 Uhr
Auch bedrohte Fischarten können ganz legal zu Mahlzeiten verarbeitet werden - ohne Wissen der Verbraucher. Australische Forscherinnen haben eine wabbelige Lösung für dieses Problem gefunden: Quallen.
Für viele dürfte es immer noch eine etwas eklige Vorstellung sein: Quallen essen. Doch mit den Nesseltieren ließe sich der Konsum großer Mengen Fisch ersetzen, besonders auch von bedrohten Arten. Neue Erkenntnisse zum Fischfang und dem anschließenden Verbrauch haben Wissenschaftlerinnen von der australischen University of Queensland in einer Studie gesammelt, die im Fachjournal "Nature Communications" erschien.
"Fish&Chips"-Fisch könnte von gefährdeter Art stammen
Die Forscherinnen um die Doktorandin Leslie Robertson und Dr. Carissa Klein identifizierten beim Studium von Fischereiberichten insgesamt 92 gefährdete und elf stark gefährdete Arten, die auf den Weltmeeren bei der Suche nach Speisefisch gefangen werden. Laut Robertson ist auch das Fischen von vom Aussterben bedrohten Arten legal und die jeweilige verarbeitete Fischart muss nicht gekennzeichnet werden: "Das bedeutet, dass der 'Fisch', den die Australier normalerweise beim Fish&Chips serviert bekommen, zu einer stark gefährdeten Art gehören könnte."
Wir würde niemals auf die Idee kommen, Berggorillas oder Elefanten zu essen, die ja ebenfalls gefährdet sind.
Ihre Kollegin Klein betont, dass Australien zu den vielen reichen Ländern gehört, die Fisch von bedrohten Arten importieren - und damit den eigenen ökologischen Ruf (ungerechtfertigterweise) aufrechterhält. Etwa 75 Prozent des in Australien verzehrten Fischs wird importiert, in Deutschland betrug der Anteil im Jahr 2018 laut "Statista" rund 63 Prozent. "Wenn wir Fisch aus anderen Regionen importieren, verlagern wir die sozialen und ökologischen Probleme, die mit seinem Fang verbunden sind, nur dorthin", erklärt Carissa Klein.
Fischerei-Politik sollte besser koordiniert werden
Ein weiteres Problem sei, dass wir einfach nicht wüssten, was genau wir essen, weil der Fisch nicht bis zu seinem Fang zurückverfolgt werden könne, erläutert Leslie Robertson. Eine typische Situation sei es, wenn ein Fangschiff in australischen Gewässern operiere, aber von einer chinesischen Firma geführt würde, die wiederum Fischer von den Philippinen angestellt hat.
Die beiden Forscherinnen empfehlen daher, dass der Konsum von gefährdeten Fischarten nicht mehr legal sein sollte. Dies sei bei einer besseren Koordinierung der Fischereipolitik der beteiligten Staaten auch möglich. Eine größere Nachhaltigkeit beim Fischfang würde den Ozeanen weltweit zugutekommen, genauso wie den Milliarden von Menschen, die von gesunden Meeren abhängen, resümiert Carissa Klein.
Und vielleicht könnte man mit dem Quallenfang ganz nebenbei sogar noch ein Problem lösen. Denn es gibt immer mehr Quallen - auch bei uns in der Ostsee. Warum das so ist und wie man daraus Chips machen kann, erklären unsere Kollegen vom BR in diesem Video.
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