Waldbrand Treuenbrietzen Nach dem Feuer: Wie der Wald sich selbst heilt
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14. Juli 2021, 15:34 Uhr
Obwohl es diesen Sommer bisher zumindest gefühlt mehr Regentage gab als in den vergangenen Dürre-Sommern, gab es trotzdem schon mehrfach eine hohe Waldbrandgefahr. Und wie heftig so ein Waldbrand sein kann, hatte nicht zuletzt das Jahr 2018 gezeigt: Rund 150 Hektar Wald bei Treuenbrietzen in Brandenburg wurden damals vernichtet. Wie sich der Wald seitdem erholt, untersucht ein Forschungsteam – und zwar im Vergleich Mensch gegen Natur.
Ein schwarzer Wald, verkohlte Bäume und verbrannter Boden: So sah der Wald bei Treuenbrietzen nach dem Brand von 2018 aus. Nach dieser Katastrophe kam viel Arbeit auf die Forstwirtschaft zu: Tote Bäume mussten beseitigt, neue gepflanzt werden.
Für ein umfangreiches Forschungsprojekt namens PYROPHOB blieb aber ein gut 28 Hektar großes Areal von diesen Eingriffen unberührt. Der verbrannte Wald wurde und wird sich selbst überlassen. Und gerade hier verschwand das Schwarz mehr und mehr, erzählt Jeanette Blumröder – die Projektkoordinatorin.
Vor allem im Laufe der nächsten Vegetationsperiode wurde es tatsächlich wieder grün. Also das fing erst so stellenweise an, dass sich Moose und Gräser angesiedelt haben – aber ziemlich schnell sind auch die ersten Baumarten dort aufgetreten.
Es wuchsen vor allem Pappeln heran. In den bewirtschafteten Gebieten dagegen konnten sich diese Entwicklungen nicht durchsetzen, erklärt Blumröder: "Weil im Prinzip gerade da, wo forstwirtschaftliche Maßnahmen umgesetzt wurden, war ja erstmal das System auf Null gesetzt, also der Boden bearbeitet." Demnach sei alles, was bislang dort gewachsen war, erstmal wieder verschwunden.
Klima-Nachteil für gepflanzten Wald
Außerdem gediehen nicht alle neu gepflanzten Bäume wie gewünscht. Manche mussten nochmals gepflanzt werden. Und während in dem unberührten Gebiet verschiedene Pflanzen zu verschiedenen Zeiten kreuz und quer heranwuchsen, sind die gepflanzten Bäume annähernd gleich groß und in ähnlichen Abständen gesetzt. So bringt es forstwirtschaftlich den größten Nutzen. Doch angesichts höherer Temperaturen scheint der bewirtschaftete Jungwald einen Nachteil zu haben. Das zeigen erste Beobachtungen im Rahmen des Projekts.
Also wenn entsprechend höhere Temperaturen auf der Fläche entstehen, dadurch, dass die Flächen offener sind und weniger Beschattung und weniger Kühlung auf der Fläche passiert, geht auch mehr Wasser verloren.
An Hitzetagen sind auf den bewirtschaften Flächen Temperaturen von bis zu 60 Grad gemessen worden. In dem unberührten Gebiet, wo viele junge Bäume und Pflanzen wachsen und auch Totholz liegt, war es 20 bis 30 Grad kühler. Und natürlich bietet so ein "wildes" Gebiet auch mehr Lebensraum für andere Lebewesen – von Pilzen über Insekten bis zu den Vögeln. Ökologisch gesehen, scheint der sich selbst regenerierende Wald wertvoller zu sein.
Ein Balanceakt der Interessen
Doch wirtschaftlich gesehen, sind Pappeln tatsächlich weniger interessant als etwa Kiefern. Deshalb sollten auch hier verschiedene Interessen berücksichtigt werden, sagt Projektkoordinatorin Jeanette Blumröder. Und doch müsse angesichts der Klimaveränderungen ein Umdenken stattfinden. "Weil einfach die Bedingungen heutzutage andere sind, als sie vor 100 Jahren waren", sagt sie.
Und im Prinzip muss das, was früher und jetzt noch als richtig durchgeführt wird, kritisch reflektiert werden. Wir müssen dazu beitragen, dass unsere Ökosysteme sich entwickeln können und langfristig stabiler sind.
Das sei notwendig, damit Ereignisse wie der Waldbrand von Treuenbrietzen 2018 seltener vorkommen und wenn, weniger verheerende Auswirkungen haben. Wie sich bewirtschafteter und wilder Wald weiter entwickeln, das wird das Forschungsprojekt noch bis 2025 beobachten.
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