Klimawandel Große Schäden an den Wäldern unabwendbar
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08. Mai 2020, 13:36 Uhr
Die Schauer und Regenfälle Anfang Mai können die extreme Trockenheit im März und April kaum lindern. Besonders in den Wäldern fehlt den Bäumen das Wasser. Und der Sommer steht erst noch bevor.
In den 1980er-Jahren sprachen die Medien bereits vom Waldsterben, so schlecht war der Zustand vieler Bäume in Deutschland. Durch Umweltschutzmaßnahmen konnten die meisten Wälder gerettet werden, zumindest vorerst. Denn inzwischen macht der Klimawandel und besonders die anhaltende Trockenheit den Bäumen zu schaffen. „Die Schädigung der Bäume nimmt zu, inzwischen werden Niveaus erreicht wie Mitte der 80er-Jahre“, sagt Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.
Trockene Böden nehmen langsamer Wasser auf
Was würde ein drittes Dürrejahr in Folge für die Natur in Deutschland bedeuten, was wären die Folgen für Wälder, Landwirtschaft und Böden? Um diese Fragen ging es bei einem Online-Presse-Briefing des Science Media Centers am Dienstag. Die Landwirtschaft profitiere von den aktuellen Regenfällen, sagt Henning Kage, Professor für Pflanzenbau an der Universität Kiel. Die Böden in den Wäldern hingegen sind bereits viel zu stark ausgetrocknet, was die Aufnahme von Wasser deutlich erschwert, sagt Andreas Marx vom Mitteldeutschen Klimabüro am UFZ in Leipzig, das auch den Dürremonitor bereitstellt.
„Sie können sich das wie beim Backen vorstellen“, erklärt Marx. „Wenn Sie Milch auf trockenes Mehl schütten, bildet sich eine Linse mit der Flüssigkeit auf dem Mehl. Sie sickert nicht in das trockene Material. Ist der Teig hingegen bereits gut durchgefeuchtet, sickert die Milch wesentlich schneller ein.“ Nach den beiden sehr trockenen Jahren 2018 und 2019 dauert es lange, bis Regen in den Wäldern bei den Baumwurzeln ankommt.
System Fichtenwald ist am Ende
Inzwischen betrage das Wasserdefizit pro Quadratmeter über 100 Liter. Dafür seien mehrere Monate Regen nötig, sagt Marx. Jetzt im Sommer gebe es kaum eine Chance, dass die Dürre aufgelöst werden könne, da viele Niederschläge bei warmen Temperaturen wieder verdunsten statt zu versickern. „Es ist schwer vorherzusagen, wie die Entwicklung im Sommer weitergeht. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Tockenstress in den Wäldern weitergeht“, sagt Marx.
Eine dritte Sommerdürre könne für einige Baumarten durchaus zur Katastrophe werden, sagt der Biologe Hartmann. Das gelte vor allem für Fichten, denn die Borkenkäfer seien durch den milden Winter kaum dezimiert worden und würden sich durch Wärme weiter stark vermehren. „Das System Fichtenwald ist möglicherweise an seinem Ende angelangt“, sagt Hartmann. Aber auch Buchen und Eichen zeigen inzwischen deutliche Schäden.
Konflikte ums Grundwasser absehbar
Das bedeute aber nicht, dass die Wälder sterben. „Tote Bäume heißt nicht, dass der Wald weg ist“, sagt der Biologe. Es müsse aber darüber gesprochen werden, dass sich die Wälder stark verändern müssten. Das sei schwer in Deutschland, da viele Deutsche eine enge Bindung an die Wälder hätten. Viele wollten das Gefüge so beibehalten, wie sie es von ihren Großeltern kennen. Auf Dauer aber müsse man auch über andere Baumarten sprechen, die mit den neuen klimatischen Bedingungen besser zurecht kämen. „Der Wald wird in Zukunft einfach anders aussehen“, sagt Hartmann.
Auf den Feldern hingegen könnten die Veränderungen noch schneller kommen. Durch die trockenen Frühjahre leiden vor allem Wintergetreide. Mais und Zuckerrüben hingegen wiesen sogar höhere Erträge auf, sagte der Pflanzenbauforscher Kage. Bewässerung sei bislang kaum ein Thema in Deutschland gewesen und auf hochwertige Kulturpflanzen wie Gemüse beschränkt gewesen. Aber das ändere sich jetzt. Man müsse künftig mehr oberflächennahes Wasser speichern, Stichwort Ponding. Es könne aber auch zu Nutzungskonflikten um Grundwasser kommen, da müsse „in beide Richtungen diskutiert werden“, so Kage.
Lebensmittel könnten teurer werden
Die Trockenheit der vergangenen beiden Jahre habe Deutschlandweit zum Sinken der Grundwasserstände geführt, sagt Andreas Marx. Das sei bislang aber nicht dramatisch. „Es gab Anfang der 1970er-Jahre schon mal eine sehr trockene Phase, dennoch gab es keinen dramatischen Trend zu weniger Grundwasser.“ Wenn allerdings statt drei Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen künftig 40 Prozent bewässert würden, könne das zum Problem werden. „Es wäre gut, keinen weiteren Stressor auf das Grundwasser zu geben.“
Wie das Wetter im kommenden Sommer wird, kann kein Wissenschaftler sicher vorhersagen. „Jetzt schon von einem Katastrophenjahr für die Landwirtschaft zu sprechen, wäre zu früh“, sagt Marx. Auch wenn erneut eine Dürre eintrete, müssten sich Verbraucher keine Sorgen machen. „Es kann sein, dass Lebensmittel auf dem Weltmarkt etwas teurer werden, wir werden das aber bezahlen können“, meint Henning Kage.
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