Wissen-News Was den Mensch vom Tier unterscheidet: Eine anthropologische Sicht
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07. November 2024, 15:40 Uhr
Immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen Tier und Mensch sowie in ihrem Zusammenleben werden entdeckt. US-Wissenschaftler haben tierische und humane Kultur verglichen und einen fundamentalen Unterschied ausgemacht.
Die Frage, was den Mensch vom Tier unterscheidet, ist eine langgehegte. Unsere Kultur hat uns dazu befähigt, andere Lebensformen zu dominieren. Doch was sie besonders macht, ist umstritten. Der Anthropologe Thomas Morgan von der Arizona State University fasst das Problem in einem neuen Forschungsbericht zusammen: "Vor zehn Jahren wurde im Grunde angenommen, dass die Fähigkeit der menschlichen Kultur, sich zu entwickeln und zu akkumulieren, uns zu etwas Besonderem macht. Aber neue Entdeckungen über das Verhalten von Tieren stellen diese Vorstellungen in Frage und zwingen uns, neu darüber nachzudenken, was unsere Kulturen und uns als Spezies einzigartig macht."
Menschliche Offenheit lässt ihn immer weiter Streben
Säugetiere ähneln dem Menschen am meisten, das gilt auch für ihr Verhalten. Schimpansen setzen Werkzeuge ein, Buckelwalgesänge entwickeln sich vergleichbar zu unseren Sprachen. Aber auch Insekten bilden Kultur aus. So ist der Mensch nicht die einzige Spezies, die ihr Wissen an ihre Kinder weitergibt. Die Blattschneiderameisenkönigin etwa sammelt beim Schlüpfen einen kleinen Bissen des Pilzes ihrer Mutter und nimmt ihn für ihre eigene Kolonie mit. Dieses Verhalten gibt es seit Millionen von Jahren. Heuschrecken passen sich an lokale Bedingungen an und wechseln ihre Form je nach Bevölkerungsstand von ruhig und grün zu schwärmend und gelb-schwarz. "Früher dachte man, dass andere Arten einfach keine Kultur haben", so Morgan. "Jetzt wissen wir, dass viele andere Arten eine haben. Damals dachte man, dass nur menschliche Kulturen sich im Laufe der Zeit entwickeln oder akkumulieren. Aber jetzt wissen wir, dass dies auch bei Tierkulturen der Fall ist. Wenn also Tiere sich entwickelnde Kulturen haben, was ist dann das Besondere an der menschlichen Kultur, das uns von anderen Tieren unterscheidet?"
Zusammen mit seinem Kollegen Marcus Feldman von der Stanford University verglich Morgan systematisch die Kulturen von Mensch und Tier und untersuchte sieben Erklärungsansätze für die Unterschiede. Dabei erkannten sie, dass den Menschen ihre Offenheit, ihre Endlosigkeit eigen sei. "Die Art und Weise, wie Tiere darüber nachdenken, was sie tun, schränkt die Art und Weise ein, wie sich ihre Kulturen entwickeln können", erklärt der Anthropologe. "Eine Möglichkeit ist, dass sie sich komplizierte Sequenzen nicht so leicht vorstellen können, oder dass sie sich keine Unterziele vorstellen können." Tiere und ihre Systeme würden dadurch an Grenzen stoßen, der Mensch und seine Kultur immer weiter machen. "Am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass das Besondere an der menschlichen Kultur ihre Offenheit ist. Sie kann sich akkumulieren, aber dann muss sie nie aufhören, sie geht einfach weiter", fasst Morgan den Unterschied zusammen.
Links/Studien
Die Arbeit "Human culture is uniquely open-ended rather than uniquely cumulative" ist in "nature human behaviour" erschienen.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR TWEENS | 25. Oktober 2024 | 16:20 Uhr
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