Zwei Männer im Streit (inszenietes Foto)
Freund oder Feind? Der größte Rivale sitzt nebenan. Bildrechte: Colourbox.de

WISSEN NEWS Der Böse-Nachbar-Effekt: Der größte Rivale sitzt nebenan

16. September 2024, 06:19 Uhr

Eigentlich würden Aggressionen und Konkurrenzkampf gegenüber Fremden mehr Sinn ergeben. Aber sie treten auch bei nahestehenden Mitgliedern einer Gruppe auf. Beides erfüllt unterschiedliche Funktionen.

Ein Forschungsteam konnte bei seiner Analyse von 51 Nationen zeigen, dass Personen stärker in Konkurrenzkampf mit jemandem treten, der ihnen nahesteht. Menschen können laut der Forschungsgruppe wahrscheinlich Bedrohungen von Mitgliedern der eigenen Gruppe eher antizipieren als Gefährdungen, die von Fremden ausgehen. Das trifft insbesondere für kollektivistische Gesellschaften zu, also Gesellschaften mit Orientierung am Gemeinwohl.

Gruppeninterne Streitigkeiten können ebenso gewalttätig ausfallen wie Aggressionen gegenüber fremden Gruppen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs seien Konflikte und Gewalt innerhalb von Nationalstaaten genauso oft anzutreffen wie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen – wenn nicht sogar öfter.

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Ein Mann sitzt an einem Tisch in einer Halle, in der eine Diskussion einer größeren Menschenmenge stattfindet, und hebt die rechte Hand. Als Wasserzeichen die Zahl Zehn. 11 min
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MDR Mi 30.08.2023 12:00Uhr 10:50 min

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Die gegenseitige Abhängigkeit könne innerhalb einer Gruppe dazu führen, dass Individuen häufiger um Status und Anteile an gemeinsam geschaffenen Gütern konkurrieren als mit Fremden. Gruppeninterne Kooperationen können deshalb neben nachbarschaftlicher Bösartigkeit koexistieren, weil beide Verhaltensweisen unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Böse-Nachbar-Effekt auch im Tierreich

Einerseits sei der Böse-Nachbar-Effekt zwar für das Individuum riskant und könne die Solidarität innerhalb der eigenen Gruppe untergraben. Andererseits könne er auch den Status des Einzelnen innerhalb seiner Gruppe sowie seinen privilegierten Zugang zu Gruppenressourcen sichern.

Menschen sowie einige Biber- und Affenarten, aber auch einige Insekten und Vögel wechseln daher flexibel zwischen beiden Verhaltensweisen hin und her. Das machen sie, um sich selbst oder der Gruppe zu dienen.

Rot eingefärbte Teufelsmaske vor einer hellroten Zahl 10. 14 min
Warum sind wir böse? Bildrechte: MDR / paul - stock.adobe.com

Große Fragen in zehn Minuten Warum sind wir böse?

Warum sind wir böse?

MDR Mi 09.11.2022 17:00Uhr 14:16 min

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Links/Studien

Die Studie wurde am 26. Juni 2024 in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht: The nasty neighbor effect in humans (Der Effekt des bösen Nachbarn beim Menschen).

pk

Dieses Thema im Programm: MDR+ | Großen Fragen in zehn Minuten | 29. März 2023 | 12:00 Uhr

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