WISSEN-NEWS Aufmerksamkeit erregen: alle Sprachen verwenden Wörter wie diese, jener oder derjenige
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31. Juli 2024, 08:41 Uhr
Mit einem Online-Experiment hat eine Forschungsgruppe die Verwendung von Demonstrativpronomen in verschiedenen Sprachen für die Unterscheidung von fernen und nahen Objekten zwischen zwei Personen untersucht.
In allen Sprachen gibt es Wörter, um zwischen nahen und fernen Objekten zu unterscheiden. Sprachen wie Englisch, Hebräisch oder Deutsch haben jeweils zwei gegensätzliche Demonstrativpronomen (Demonstrativa), zum Beispiel dieser vs. jener. Sprachen wie Spanisch oder Japanisch verwenden ein Drei-Wort-System: im Spanischen signalisiert "este" etwas, das dem Sprecher nahe ist, "ese" etwas, das weit vom Sprecher, aber nahe beim Zuhörer ist; "aquel" beschreibt etwas, das weit von beiden entfernt ist.
"Demonstrativa werden verwendet, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf einen Referenten zu lenken und gemeinsame Aufmerksamkeit herzustellen", erklärt die Mitautorin Paula Rubio-Fernández (Max-Planck-Institut) in einer Pressemitteilung. Durch die gemeinsame Aufmerksamkeit werden Sprache und soziale Kognition in der Kommunikation miteinander verbunden.
"Da Demonstrativa universell sind, früh in der Sprachevolution entstanden sind und früh in der kindlichen Entwicklung erworben werden, bieten sie einen idealen Testfall für die Interdependenz zwischen diesen beiden grundlegenden menschlichen Fähigkeiten", so Rubio-Fernández.
Forschung durch ein Online-Experiment
Für ihre Untersuchung nutzte das Forschungsteam eine Online-Umfrage. Die Teilnehmer wurden gebeten, in die Rolle des Sprechers zu schlüpfen und ein Demonstrativum aus ihrer Muttersprache auszuwählen, um den Gegenstand anzufordern ("Jetzt brauche ich ..."). Auf den Bildern schaute der Zuhörer entweder bereits auf das gewünschte Objekt oder auf eines von vier anderen Objekten (näher oder weiter entfernt vom Ziel).
Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer nicht nur auf den Ort des Ziels, sondern auch auf die Aufmerksamkeit des Zuhörers achten. Unterschiede zwischen den Sprachen gab es überwiegend nur in Sprachen mit einem Drei-Wort-System. Dort wurde vor allem das mediale Wort (im spanischen ese) verwendet, um die gemeinsame Aufmerksamkeit anzuzeigen.
"Diese Form der Aufmerksamkeitsmanipulation kann nicht durch pragmatische Überlegungen außerhalb des Sprachsystems erklärt werden", so die Forscherin. Das deutet darauf hin, "dass Gedankenmuster in eine universelle Komponente der Sprache eingebettet sind".
Links/Studien
Die Studie wird am 2. August 2024 in der Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht: Demonstratives as attention tools: Evidence of mentalistic representations within language (Demonstrative als Aufmerksamkeitsinstrumente: Beweise für mentalistische Repräsentationen in der Sprache).
pk
Dieses Thema im Programm: MDR+ | Meine Challenge | 02. Juni 2023 | 12:00 Uhr
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