Wissen-News Nachhaltige Mobilität: Akademiker auch räumlich im Vorteil
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03. Februar 2025, 16:25 Uhr
Akademiker haben ein umweltfreundlicheres Mobilitätsverhalten als Menschen ohne Hochschulabschluss. Doch das liegt nicht nur an höherem Einkommen oder ausgeprägterem Umweltbewusstsein, sondern auch am Wohnort.
Zu diesem Schluss kommt eine neue Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Demnach sind die Alltagswege von Akademikern um 17 Prozent kürzer als die von Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss, was mehr Zeit für langsamere, umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel wie Bus, Bahn oder Rad lässt.
Akademiker wohnen dreimal häufiger in Großstädten
Die Forschenden nutzten für die Studie Daten aus den Jahren 2002 und 2017 von etwa 30.000 Personen in Deutschland über verschiedene Wege, etwa zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Freizeitaktivitäten. Der Trend zu zentralerem Wohnen habe sich für Akademiker über die Jahre bereits weiter verstärkt – bei den steigenden Mieten in großen Städten dürfte das bessere Gehalt für Menschen mit einem Hochschulabschluss sein Übriges tun. 1,37 Kilometer näher am Stadtzentrum wohnen Akademiker im Vergleich zu Menschen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss. 2017 lebten Personen mit Hochschulabschluss dreimal häufiger in Großstädten als jemand ohne Abschluss. Die Tendenz im Vergleich zu 2002: steigend.
"Unterschiedliche Erfahrungswelten erschweren gesellschaftlichen Konsens"
Koautorin Sarah George vom WZB erklärt: "Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass nachhaltige Mobilität oft weniger eine bewusste Entscheidung ist, sondern schlicht mit dem privilegierten Zugang zu zentralen Stadtlagen zu tun hat, der sich aus der Wohnortwahl ergibt."
Bei den Arbeitswegen zeigten sich bisher noch keine Unterschiede. Doch die Forschenden vermuten, dass durch die Zunahme von Homeoffice auch dort bald die Wege für Studierte kürzer werden. Katja Salomo, die wie George an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studiert hat, ergänzt: "Wir sehen unterschiedliche Erfahrungswelten. Privilegierte können nachhaltige Mobilitätsentscheidungen mit geringeren zeitlichen Kosten leichter treffen, weniger Privilegierte jedoch nicht. Das erschwert einen gesellschaftlichen Konsens, den die Mobilitätswende braucht."
Link zur Studie
Die Untersuchung "Spatial advantages of highly educated individuals in Germany: Is sustainable mobility an expression of privilege?" ist in der Zeitschrift "Cities" erschienen.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 31. Januar 2025 | 09:30 Uhr
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