Psychologie FOMO: Angst, was zu verpassen in Verbindung mit illegalem Verhalten bei Studierenden
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06. Oktober 2022, 09:47 Uhr
Seit einiger Zeit wird FOMO verstärkt diskutiert. Das psychologische Phänomen profitiert von sozialen Netzwerken und ist noch recht unerforscht. Neue Daten zeigen Zusammenhänge mit Diebstahl, Drogen- und Alkoholkonsum, liefern aber auch neue Analysemöglichkeiten.
Sagen wir es so: Es war auch in den Neunzigern nicht schön, feststellen zu müssen, bei den Einladungen zu einer WG-Party nicht bedacht worden zu sein. Und auch in den Neunzigern war es ernüchternd zu sehen, dass die Menschen im näheren Umfeld die Welt erkunden, während man es selbst nicht mal bis zum Baggersee schafft. Die meisten Dinge, die man in den Neunzigern so verpasst hat im Leben, hatten allerdings den Vorteil, dass man von Ihnen nichts wusste.
Dieser bequeme Umstand ist vor allem jungen Menschen in den Zwanzigern des 21. Jahrhunderts nicht mehr vergönnt. Insbesondere durch soziale Netzwerke – sozusagen als Brandbeschleuniger – entsteht eine Art permanentes Guckloch ins Reich der Möglichkeiten, die man nicht wahrzunehmen imstande ist, andere jedoch (offenbar) schon. Die daraus resultierende Frustration hin zu einem (bis jetzt als solches nicht anerkannten) Krankheitsbild heißt FOMO – Fear of Missing Out – die Angst, was zu verpassen. Dazu zählen nicht nur verpasste Chancen, sondern auch verpasste Optionen, sich gegen etwas zu entscheiden.
Verbindung zu Alkohol, Drogen, Diebstahl
Damit das irgendwann passiert, muss FOMO tunlichst besser verstanden werden. Eine neue Studie der Southern Connecticut State University (USA) leistet dazu jetzt ihren Beitrag. Dazu wurden Verhaltensdaten von 472 Studierenden analysiert. In den Daten steckten Angaben zum FOMO-Niveau, unethisches und illegales Verhalten während des Studiums sowie demografische Variablen. Die Forschenden stellten fest, dass ein höheres FOMO-Niveau mit nachfolgenden Verhaltensweisen in Verbindung steht:
- erhöhter Konsum von Canabis
- Plagiate
- unhöfliches Verhalten im Studium
- höherer wöchentlicher Alkoholkonsum
- niedrigeres Alter bei Beginn des Alkoholkonsums
- erhöhter Konsum von Stimulanzien, Beruhigungsmitteln und Halluzinogenen
- illegale Aktivitäten wie das Verschenken von Drogen
- Diebstahl
Neben dem statistischen Standardverfahren setzten die Forschenden auch einen Algorithmus ein, der ähnliche Zusammenhänge fand. Der Algorithmus hob zudem die Einflüsse der Lebenssituation, des sozialen und wirtschaftlichen Status sowie das Geschlecht hervor.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass FOMO nicht nur als aversives Phänomen existiert, sondern auch zu konkreten Konsequenzen für den Einzelnen und die Gesellschaft führt", so die Forschenden. Sie betonen, dass es nur zehn Fragen bedarf, den FOMO-Status abzuklopfen. Beraterinnen und Berater, die junge Menschen beim Übergang zur Uni oder Hochschule unterstützen, könnten von den Erkenntnissen profitieren. Es sei nun einfacher möglich, das FOMO-Risiko vorherzusagen.
flo
Links/Studien
Die Studie College student Fear of Missing Out (FoMO) and maladaptive behavior: Traditional statistical modeling and predictive analysis using machine learning erschien am 5. Oktober 2022 im Fachjournal PLoS ONE.
DOI: 10.1371/journal.pone.0274698
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