Wissen News Familien werden zukünftig wohl immer kleiner
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10. Januar 2024, 15:47 Uhr
Die demografische Entwicklung könnte neben der Alterung der Bevölkerung noch einen weiteren Effekt haben: Familienstrukturen verändern sich. Und dies nicht nur in Europa.
Die Zahl der Verwandten, die ein Mensch hat, droht dramatisch bis zum Jahr 2095 abzunehmen. Dies hat eine Forschergruppe des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock zusammen mit Wissenschaftlern aus Buenos Aires und Amsterdam vorhergesagt. "Wir haben uns gefragt, wie sich der demografische Wandel auf die Verfügbarkeit der Verwandtschaft in der Zukunft auswirken wird", erklärt Alburez-Gutierrez vom MPI in Rostock. "Wie sahen Größe, Struktur und Altersverteilung der Familien in der Vergangenheit aus und wie werden sie sich in Zukunft entwickeln?"
Immer weniger Verwandte: Fragezeichen für die Pflege
Um diesen Fragen nachzugehen, werteten sie historische und vorhergesagte Daten aus dem World Population Prospects der UN aus. Sie entwickelten ein Modell, um Verwandtschaftsgrade in der Zukunft vorherzusagen. Als verwandt zählten sie lebende Urgroßeltern, Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel und Urenkel, Tanten und Onkel, Nichten und Neffen, Geschwister, Cousinen und Cousins. Die modellierten Daten gehen von einem drastischen Rückgang aus, besonders in Südamerika und der Karibik. Dort habe eine 65-jährige Frau 1950 noch 56 lebende Verwandte gehabt, im Jahr 2095 voraussichtlich nur noch 18,3 - ein Rückgang von fast 70 Prozent. In Europa und Nordamerika schrumpfe die Anzahl von 25 auf voraussichtlich 15,9 (knapp 35 Prozent). Weltweit werde auch der internationale Unterschied zwischen Familiengrößen abnehmen, also sich die Menge an Verwandten im Vergleich weltweit annähern.
Als Grund für diese Entwicklung nehmen die Forscher spätere und geringere Fertilität, also Fruchtbarkeit, an. Die Auswirkungen der Abnahme der Familiengröße könnte große Auswirkungen beispielsweise auf die Pflege haben. "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Verfügbarkeit verwandtschaftlicher Ressourcen weltweit abnimmt. Da der Altersunterschied zwischen den Menschen und ihren Verwandten zunimmt, werden die Familiennetzwerke der Menschen nicht nur kleiner, sondern auch älter“, erklärt Alburez-Gutierrez. Das bedeute, dass es notwendig sei, soziale Unterstützung besser zu finanzieren. Die bisher in vielen Regionen der Welt primär auf Familien ausgelegte Pflege könnte zukünftig in Gefahr sein.
Link zur Studie
Projections of human kinship for all countries
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringenjournal | 26. Oktober 2023 | 19:00 Uhr
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