Junger Mann lehnt an blauer Wand und verbirgt sein Gesicht hinter unscharfer Hand.
Die Leipziger Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig eine gewaltfreie Erziehung ist. Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Leipziger Studie Emotionale Vernachlässigung in der Kindheit und Gewaltbereitschaft

05. August 2022, 13:23 Uhr

Kinder und Jugendliche, die emotional vernachlässigt wurden, neigen zu negativen Persönlichkeitsmerkmalen wie Narzissmus und Psychopathie. Das fanden Leipziger Forscher heraus, die Forderungen an die Politik formulieren.

Die Experten um Dr. Alexander Yendell und Professor Dr. Oliver Decker u.a. von der Uni Leipzig untersuchten für ihre Studie 1.366 Leipziger Kinder und Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren. Dazu wurden ihnen Fragen zu Persönlichkeitsmerkmalen und zur Gewaltbereitschaft gestellt sowie ob sie in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt beobachtet haben. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass diejenigen Kinder und Jugendlichen, die strafende und kontrollierende Eltern hatten, eher zu sogenannten dunklen Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus, Machiavellismus (extremes Machtstreben) und Psychopathie neigen. Sowohl diese Merkmale als auch die Beobachtung von Prügeleien unter anderen Jugendlichen bewirken letztlich eine hohe Bereitschaft, selbst Gewalt anzuwenden oder die Gewalt durch andere zu befürworten.

Präventionsmaßnahmen oft zu kurzfristig angelegt

Für die Forschenden zeigen die Studienergebnisse deutlich den Bedarf nach einem Ausbau von Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt und einer Fokussierung auf eine gewaltfreie Erziehung bei Kindern. Gleichzeitig kritisieren sie, dass sehr viel Geld für Sicherheit und jüngst in Militär investiert wird - dabei allerdings vergessen werde, dass der Nährboden für Gewalt in der frühen Sozialisation liege. "Wir bekommen die Grausamkeit und Gewalt auf dieser Welt nur in den Griff, wenn wir dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche liebevoll und ohne verbale, physische und sexuelle Gewalt aufwachsen", erklärt Alexander Yendell. Ein weiteres Problem sei auch, dass wichtige Projekte zur Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter zu kurzfristig angelegt seien. "Es passiert immer nur etwas, wenn es schon brennt", so Yendell und Decker.

cdi/pm

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