Wissen-News Würden wir Roboter akzeptieren, die lügen? Kommt auf die Lüge an, sagt die Wissenschaft
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05. September 2024, 17:15 Uhr
Lügt ein Roboter, um die Gefühle einer Person zu schützen, finden Menschen das akzeptabel. Dagegen lehnen wir Falschaussagen über die Fähigkeiten einer Maschine von ihr eher ab.
Amerikanische Forscher haben untersucht, ob und unter welchen Umständen wir Lügen eines Roboters akzeptieren. Da zusehends immer mehr Maschinen mit dem Menschen interagieren, hat sich Andres Rosero von der George Mason University in Virginia gefragt, ob soziale Normen, die Unwahrheiten erlauben, um die Gefühle anderer zu schützen, auch bei Robotern gebilligt werden. "Ich wollte eine wenig untersuchte Facette der Roboterethik erforschen, um zu unserem Verständnis des Misstrauens gegenüber neuen Technologien und ihren Entwicklern beizutragen", so Rosero. "Mit dem Aufkommen der generativen künstlichen Intelligenz hielt ich es für wichtig, mögliche Fälle zu untersuchen, in denen anthropomorphes (dem Menschen nachempfundenes, Anm. d. Red) Design und Verhaltensweisen zur Manipulation von Nutzern eingesetzt werden könnten." Tatsächlich akzeptierten es die Versuchspersonen in einem Experiment, wenn Roboter zum Schutz von Gefühlen hilfloser Menschen zu Lügen greifen.
Lügen, um Gefühle zu schützen, wird akzeptiert
Knapp 500 Teilnehmer sollten sich verschiedene Szenarien durchlesen, in denen Maschinen in der Interaktion mit Menschen die Unwahrheit sagten. Im ersten log ein Pflegeroboter eine an Alzheimer erkrankte Frau an, dass ihr eigentlich verstorbener Mann bald heimkomme, in der zweiten Geschichte fertigte ein Haushaltsroboter heimlich Videoaufnahmen an und in der letzten Vignette wurde von einem Roboter in einem Geschäft berichtet, der wahrheitswidrig über Schmerzen beim Möbelrücken berichtet, was den angelogenen Menschen dazu veranlasst, eine andere Maschine darum zu bitten, den Platz des vermeintlich geplagten Roboters einzunehmen.
Die Versuchspersonen missbilligten am meisten das heimliche Filmen, was sie für die größte Täuschung hielten. Den angeblich schmerzgeplagten Roboter hielten sie für mäßig täuschend, missbilligten das Verhalten jedoch, weil es als manipulativ empfunden wurde. Die Lüge gegenüber der Alzheimerpatientin rechtfertigten die Probanden dagegen. Sie waren der Meinung, diese Lüge schütze vor unnötigem Schmerz und sie werteten diese Rücksicht als wichtiger als Ehrlichkeit. Es kommt also auf die Situation an, in der ein Roboter lügt, damit die Unwahrheit akzeptabel für den Menschen ist, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler. Die Forscher sehen allerdings noch einige Fragezeichen. So müssten die Ergebnisse in weiteren Versuchen überprüft werden, so Rosero. "Experimente mit persönlichen oder simulierten Mensch-Roboter-Interaktionen werden wahrscheinlich mehr Aufschluss darüber geben, wie Menschen diese Täuschungsmanöver der Roboter tatsächlich wahrnehmen."
jar/pm
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 28. August 2024 | 19:00 Uhr
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