Psychologie Nomophobie: Angst, nicht erreichbar zu sein auch in Deutschland weit verbreitet
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08. Februar 2023, 14:55 Uhr
Smartphones sind für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Bei manchen führt die Abhängigkeit vom Handy allerdings zu einer übersteigerten Angst, davon getrennt zu sein. Diese sogenannte Nomophobie ("no mobile phone phobia") ist auch in Deutschland weit verbreitet, wie eine Studie ergeben hat, an der Görlich beteiligt war.
"Geht das Handy verloren oder ist man aufgrund eines Funklochs oder eines leeren Akkus kurzzeitig nicht erreichbar, kommt es zu einem subjektiv verschobenen, übermäßigen Angstempfinden", erklärt die Göttinger Forscherin Prof. Yvonne Görlich. So wiesen fast die Hälfte der 807 Probanden ein mittleres Maß an Nomophobie auf, bei 4,1 Prozent war sie sogar schwer. Bei den Frauen war der Nomophobie-Wert, der von 20 bis 140 reichte, mit 63 höher als bei den Männern (54). "Wir können davon ausgehen, dass Frauen aufgrund eines stärkeren Bedürfnisses nach sozialen Beziehungen das Smartphone stärker zur Kommunikation nutzen und somit höhere Nomophobie-Scores erzielen", erklärt Görlich. Die Frauen zeigten zudem bei den Faktoren "Nicht kommunizieren können" und "Komfortverzicht" höhere Werte als Männer. Bei der Häufigkeit der Smartphone-Nutzung gab es keine signifikanten Unterschiede aber Frauen waren länger mit dem Handy beschäftigt als Männer.
Zudem zeigte sich in der Untersuchung, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Nomophobie und zwei weiteren psychischen Störungen: Smartphone-Sucht sowie der Angst, etwas zu verpassen ("Fear of Missing Out: FoMO"). Auch Neurotizismus korrelierte positiv mit Nomophobie, während Gewissenhaftigkeit und Offenheit leicht negativ assoziiert waren. Weitere Zusammenhänge zeigten sich in der Studie beim Merkmal Angst mit dem Faktor "Nicht kommunizieren können" sowie bei Stress mit dem Faktor "Komfortverzicht". Die Befragten nutzten ihr Smartphone durchschnittlich 64-mal bzw. 4 Stunden und 16 Minuten pro Tag.