Wissen News Der Evolution der Sprachfähigkeit auf der Spur
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19. September 2023, 12:43 Uhr
Welche Hirnareale für die Sprache zuständig sind, ist weitgehend bekannt. Doch wie diese sich im Laufe der Evolution entwickelt haben, kaum. Forscher aus Leipzig sind dieser Frage einen Schritt näher gekommen.
Die menschliche Sprachfähigkeit ist einzigartig. Auch wenn Tiere dazu in der Lage sind, Wörter oder Rufe zu lernen oder mitzuteilen, hat nur der Mensch die Fähigkeit, syntaktische Regeln anzuwenden. Sie bestimmen die Art und Weise, wie Wörter zur Bildung von Phrasen und Sätzen kombiniert werden. Also wie wir beispielsweise Texte so schreiben, dass der Leser Sinnzusammenhänge versteht. Auf neurokognitiver Ebene hat die Forschung dafür ein bestimmtes Gebiet im Gehirn ausgemacht, das bei der Verarbeitung von Syntax unterstützt, das Broca-Areal.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig haben zusammen mit Kollegen von Universitäten in Texas und Washington untersucht, inwiefern sich dieses Areal im Frontallappen von unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen, unterscheidet. "Angesichts der großen genetischen und neuroanatomischen Ähnlichkeit zwischen unseren nächsten lebenden Verwandten, den Schimpansen und uns, lautete die entscheidende Frage: Was ist die biologische Grundlage für die beobachteten Verhaltensunterschiede bei der menschlichen Sprachfähigkeit? Das für die Syntax zuständige Broca-Areal erschien uns ein guter Kandidat zu sein, um einen tieferen Blick hineinzuwerfen", sagt Gullermo Gallardo vom MPI.
Dieser tiefere Blick richtete sich auf die Zusammensetzung des Gewebes in zwei definierten Bereichen des Broca-Areals in beiden Hirnhälften. Angela Friedrici, die an der Studie mitgewirkt hat, erklärt die Ergebnisse: "Es zeigte sich, dass nur das Areal 44 (eins der beiden Teile der Broca-Region, Anm. d. Red.) in der linken Hemisphäre beim Menschen im Vergleich zum Schimpansen erweitert war. Interessanterweise ist dies genau das Gebiet, von dem bekannt ist, dass es für syntaktische Prozesse beim Menschen verantwortlich ist. Wir gehen nun davon aus, dass im Laufe der Evolution die Ausdehnung eines bestimmten Teilbereichs der Broca-Region, nämlich des Hirnareals 44, die Ursache für die Sprachfähigkeit des Menschen sein könnte."
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 10. Dezember 2022 | 17:00 Uhr
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