Taucher am Meeresboden
Taucher am Meeresboden vor der spanischen Küste. In einer Studie wurden nun rätselhafte Gruben am Boden untersucht. Bildrechte: IMAGO/Addictive Stock

Wissen-News Millionen rätselhafter Gruben im Ozean entschlüsselt

29. Januar 2024, 15:52 Uhr

Der Meeresboden ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Kieler Forschende haben nun herausgefunden, woher bestimmte kraterartige Vertiefungen dort kommen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Sandaalen zu.

Die Böden der Weltmeere sind noch kaum erforscht. Experten der Uni Kiel haben sich nun sogenannte Pockmarks, kraterartige Vertiefungen im Sediment der Nordsee, vorgenommen. Bisher hatte man angenommen, dass diese durch aufsteigende Fluide wie das Treibhausgas Methan oder Grundwasser entstünden. Doch ein Großteil davon lässt sich nicht durch Fluidaustritte erklären. "Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, dass diese Vertiefungen in direkter Verbindung mit dem Lebensraum und dem Verhalten von Schweinswalen und Sandaalen auftreten und nicht durch aufsteigende Fluide gebildet werden", erläutert der Studienautor Jens Schneider von Deimling.

Ergebnisse auch für Ausbau von Offshore-Windparks wichtig

Das Forscherteam hatte bereits vermutet, dass die Mehrzahl der Vertiefungen im Meeresboden in der Deutschen Bucht in der Nordsee unter anderem von Schweinswalen bei der Nahrungssuche erzeugt wird. Eine Schlüsselrolle kommt hierbei dem Sandaal zu, ein kleiner, aalartiger Fisch, der die überwiegende Zeit des Jahres flach vergraben im Sediment lebt. Der Sandaal ist nicht nur in der Fischerei beliebt, sondern wird auch von Schweinswalen in großen Mengen konsumiert. Die Forschenden konnten in ihrer Studie aufzeigen, dass die Meeressäuger auf ihrer Jagd nach vergrabenen Sandaalen Gruben (englisch: pits) im Meeresboden hinterlassen. Diese Pits ähneln zwar den bekannten Pockmarks, sind aber deutlich flacher.

Die Erkenntnisse aus der Studie könnten weltweite Folgen haben. Das Durchwühlen von Sedimenten durch Wirbeltiere im Ozean könnte den Meeresboden auf globaler Ebene modulieren und die dortigen Ökosysteme beeinflussen. Allein im Untersuchungsgebiet sind neun Prozent des Meeresbodens von Pits bedeckt. Erste Volumenabschätzungen haben ergeben, dass hier 773369 Tonnen Sediment auf einer Fläche von 1581 Quadratkilometern umgelagert wurde. Das entspricht ungefähr dem Gewicht einer halben Million PKW. "Unsere Ergebnisse haben aus geologischer und aus biologischer Sicht weitreichende Bedeutung. Sie können dazu beitragen, ökologische Risiken im Hinblick auf den Ausbau erneuerbarer Energien im Offshore-Bereich zu bemessen und damit auch den Meeresumweltschutz zu verbessern", resümiert Schneider von Deimling.

cdi/pm

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