Symbolfoto - Junger Mann mit verzogenem gesicht angesichts eines Briccolis
Beobachteter Ekel scheint die Vorliebe für Gemüse zu mindern. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Wissen-News Mein Gemüse ess' ich nicht: Wie sich beobachteter Ekel auf den Verzehr von Brokkoli auswirkt

11. Januar 2024, 12:29 Uhr

Wie wirken die Reaktionen anderer beim Essen auf unsere eigenen Vorlieben? Dieser Frage ist eine neue Studie am Beispiel Gemüse nachgegangen und hat Hinweise geliefert, dass besonders Ekel uns zurückschrecken lässt.

Menschen beobachten andere Menschen, um zu lernen. Dies gilt nicht nur für Verhaltensweisen, sondern auch für Essgewohnheiten. Eine neue Studie hat sich mit dem Zusammenhang von der Reaktion anderer beim Verzehr von Gemüse und den eigenen Essgewohnheiten von Frauen am Beispiel Brokkoli befasst. Vor allem beobachteter Ekel habe demnach einen großen Einfluss auf eigene Vorlieben. "Wir konnten zeigen, dass das Beobachten anderer beim Verzehr eines rohen Gemüses mit einem negativen Gesichtsausdruck die Vorliebe erwachsener Frauen für dieses Gemüse verringert, nicht aber ihr Verlangen, es zu essen", sagte Katie Edwards, Forscherin an der Aston University School of Psychology.

Beobachtetes Lächeln ohne Auswirkungen auf Gemüsevorliebe

Im Versuch wurden mehr als 200 Frauen ein Videoclip verschiedener unbekannter Erwachsener gezeigt, die rohen Brokkoli verzehrten. Die Personen im Video zeigten entweder positive (lächelnde), neurale oder negative (ekelerregte) Gesichtsausdrücke beim Essen. Frauen waren dabei die einzig untersuchte Gruppe, weil es bei der Beeinflussung von Essverhalten geschlechtsspezifische Unterschiede gebe. Die Ergebnisse legten nahe, dass es bei der Beobachtung von negativen Reaktionen auf Brokkoli eine Verringerung der Vorliebe für Brokkoli gab, aber keine Zunahme bei positivem Gesichtsausdruck. Dies stehe im Gegensatz zu vorherigen Erkenntnissen, bei denen Verhaltensweisen durch die Beobachtung positiver Reaktionen bei anderen zu einer Verstärkung geführt hat. "Andere Personen mit positivem Gesichtsausdruck beim Verzehr von rohem Gemüse zu beobachten, steigerte nicht die Vorliebe der Erwachsenen für Gemüse oder ihren Wunsch, es zu essen", erklärte Edwards.

Die Forscher erklären dies mit dem Schutz vor dem Verzehr von verdorbenen und ungenießbaren Lebensmitteln, der durch die Beobachtung anderer ausgelöst werde. Wieso der Effekt nicht in die andere Richtung wirkte, ist unklar. Eine mögliche Erklärung sei, dass Lächeln als Reaktion auf Essen untypisch sei. Edwards interpretiert dieses Ergebnis so: "Dies könnte bedeuten, dass es keine wirksame Strategie zu sein scheint, den Gemüsekonsum von Erwachsenen zu erhöhen, wenn man jemandem beim Essen von Rohkost mit positivem Gesichtsausdruck zusieht." Das Experiment gebe dazu nur einen kleinen Baustein auf eine spezifische Gruppe – erwachsene Frauen – und sei methodisch noch auszubauen. "Wir brauchen auch mehr Forschung, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse dieser Studie auf den tatsächlichen Verzehr von Gemüse bei Erwachsenen übertragen lassen", schloss Edwards.

jar/pm

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringenjournal | 28. September 2023 | 19:00 Uhr

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