Eine Frau bei einer Augenuntersuchung.
Blutgefäße im Auge könnten Aufschluss darüber geben, ob ein Long-Covid-Syndrom vorliegt. Bildrechte: IMAGO / Greatstock

Wissen News Long-Covid: Augenuntersuchung könnte bei Diagnostik helfen

20. September 2023, 08:07 Uhr

Zehn bis 35 Prozent aller an Corona Erkrankten haben auch lange nach der Infektion noch Symptome wie Erschöpfung, leiden an Long-Covid. Eine Augenuntersuchung könnte in Zukunft bei der Diagnostik helfen.

Das sogenannte Long-Covid-Syndrom beschäftigt die Wissenschaft. Körperliche Merkmale, sogenannte Biomarker, anhand derer sich das Syndrom sicher nachweisen lässt, sind bisher nicht bekannt. Forscher der TU München konnten jetzt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und Veränderungen von Äderchen im Auge nachweisen.

Covid-19 verändert die Blutgefäße, insbesondere deren Innenwand, das Endothel. Dadurch werden Organe nicht ausreichend mit Blut versorgt. Untersuchungen fokussierten sich dabei bislang auf größere Gefäße. "90 Prozent der Endothelzellen des Körpers befinden sich aber in kleinen und kleinsten Äderchen. Was mit diesen Blutgefäßen bei Long Covid geschieht, ist kaum bekannt", erklärt Studienleiter Christoph Schmaderer vom Universitätsklinikum der TU München. Für die Untersuchung kleinerer Gefäße würden sich jene im Auge eignen, weil sie leicht zugänglich seien. Die sahen sich die Wissenschaftler nun genauer an.

Die Forscher erkannten zwei Werte, die einen starken Zusammenhang mit Long-Covid zeigten: Zum einen waren die kleinsten Arterien (Arteriolen) im Auge bei Menschen, die an Symptomen litten, im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich verengt. Andererseits zeigten Venolen (also die kleinsten Venen), nicht aber Arteriolen, eine veränderte Reaktion auf Lichtreize. Bei Long-Covid-Patienten erweiterten sich die Venolen deutlich weniger, wenn das Auge Lichtreizen ausgesetzt wurde. Damit hätten die Wissenschaftler erstmals einen Biomarker gefunden, der mit Long-Covid in Zusammenhang stehen könnte. Die Ergebnisse bedürften aber weiterer Studien, da die Stichprobe mit 41 Testpersonen zu klein sei, um generelle Aussagen zu tätigen. Dennoch meint Schmaderer: "Ich bin zuversichtlich, dass auf Grundlage unserer Ergebnisse ein Werkzeug entwickelt werden kann, um Long Covid sicher zu diagnostizieren."

jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. September 2023 | 21:47 Uhr

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