Karte mit markierter Balkan-Halbinsel
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Wissen-News Aufstieg und Fall des Römischen Reiches: Verschiedene Völker auf dem Balkan

08. Dezember 2023, 04:59 Uhr

DNA-Analysen vieler Menschenfunde haben Wissenschaftlern gezeigt, aus welchen Regionen Europas zu Zeiten des Römischen Reiches Menschen auf den Balkan kamen. Vom Aufstieg des Reiches bis zum Zerfall änderte sich das stark. Danach aber blieb die Bevölkerungsstruktur aus genetischer Sicht bis heute sehr ähnlich.

Trotz des weitreichenden militärischen und kulturellen Einflusses des Römischen Reiches auf die nahe gelegene Balkanhalbinsel wurden bei einer DNA-Analyse von Personen, die zwischen den Jahren 1 und 1000 in der Region lebten, keine genetischen Hinweise auf italienische Vorfahren aus der Eisenzeit gefunden. Eine neue Studie zeigt stattdessen, dass es während der Herrschaft des Römischen Reiches zu aufeinanderfolgenden Migrationswellen auf den Balkan aus Westanatolien, Mittel- und Nordeuropa und aus der Steppenregion nördlich und östlich des Schwarzen Meeres ("Pontokaspis") kam.

Um die Bevölkerungsgeschichte des Balkans zu erforschen und den Einfluss des Aufstiegs und Niedergangs des Römischen Reiches zu untersuchen, entnahmen die Forscher die DNA von 136 Individuen, die an 20 verschiedenen Orten auf dem Balkan ausgegraben wurden. Zu diesen Orten gehörten große römische Städte, militärische Festungen und kleine ländliche Ortschaften.

Zuwanderung auf den Balkan: Drei untersuchte Epochen

Das Team konzentrierte sich auf drei Perioden: Expansion und Blütezeit des Römischen Reiches (1 bis 250 u. Z.), späte Kaiserzeit (ca. 250-550) und die Zeit nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches (550-1000).

Die Forscher waren überrascht, dass sie in der Balkanbevölkerung während der Blütezeit des Römischen Reiches keine Hinweise auf eine Abstammung aus der italienischen Eisenzeit fanden. Stattdessen zeigten sie, dass es in dieser Zeit einen Zustrom von Menschen aus Westanatolien gab. Sie fanden auch einen 16-jährigen Jungen aus Ostafrika, der nachweislich nach seiner Geburt auf den Balkan gekommen sein musste.

Aus der späten Kaiserzeit, zwischen 250 und 550, entdeckten die Forscher Migranten mit gemischter Abstammung aus Nordeuropa und der Pontokaspis genannten Steppenregion nördlich und östlich des Schwarzen Meeres.

Osteuropäer wanderten nach dem Fall Roms auf dem Balkan ein

Diese Quellen der Abstammung verschwanden jedoch später. Ab dem Jahr 600, kurz nach dem Fall des Weströmischen Reiches, gab es einen großen Zustrom von Menschen aus Osteuropa. Das bedeutete wahrscheinlich die Ankunft slawisch-sprachiger Völker und führte dazu, dass die heutigen Bewohner des Balkans zu 30 bis 60 Prozent slawischer Abstammung sind.

Laut der Studie hatten die Menschen auf dem Balkan nach dem Jahr 700 schon eine sehr ähnliche Abstammungszusammensetzung, wie die heutigen Gruppen in der Region. Diese Migrationen seien also wahrscheinlich die letzten großen demografischen Verschiebungen in der Balkan-Region gewesen.

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