Leipziger Max-Planck-Institut Neandertal-Gen gut für die Schwangerschaft
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27. Mai 2020, 17:00 Uhr
Eine von drei Europäerinnen trägt ein bestimmtes Neandertal-Gen in sich - einen Rezeptor für das Hormon Progesteron. Das wirkt sich positiv auf mögliche Schwangerschaften aus: erhöhte Fruchtbarkeit, weniger Fehlgeburten, weniger Blutungen.
Dies geht aus einer Studie hervor, die das Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) zusammen mit dem schwedischen Karolinska-Institut erstellt hat. Am Leipziger MPI wird seit Jahren zur Beziehung von modernem Mensch und Neandertalern geforscht, erst kürzlich waren die Wissenschaftler an Ausgrabungen beteiligt, die neue Erkenntnisse über die Ankunft des Homo Sapiens in Europa brachten.
Gene von 450.000 Menschen analysiert
Für die aktuelle Untersuchung analysierten die Experten die Biobankdaten von mehr als 450.000 Menschen - darunter 244.000 Frauen. Das Ergebnis: Fast jede dritte Frau in Europa hat den Progesteronrezeptor von Neandertalern geerbt. Diese Variante des Rezeptors wirke sich günstig auf die Fruchtbarkeit aus, erklärt Hugo Zeberg, einer der Autoren der Studie.
Typischerweise kommen ein bis zwei Prozent unseres Genoms vom Neandertaler. Wir haben ungefähr 20.000 Gene, einige Hundert davon kommen vom Neanderthaler. Diese Gene variieren aber sehr stark innerhalb einer Population, es gibt auch regionale Unterschiede. Manche Neandertaler-Gene kommen vor allem in Europa vor, andere in Asien.
Und auch während der Schwangerschaft hat die Neandertaler-Variante des Rezeptors positive Auswirkungen: Die Frauen bekommen zu Beginn weniger Blutungen und haben weniger Fehlgeburten.
Neandertaler-Gene wirken auf heutige Menschen ein
Der Grund dafür scheint zu sein, dass bei Frauen mit dieser Gen-Variante die Empfindlichkeit in den Zellen gegenüber Progesteron erhöht ist. Das Hormon wiederum spielt im Menstruationszyklus und bei der Schwangerschaft eine wichtige Rolle - und kann so am Ende auch vor frühen Schwangerschaften und Blutungen schützen.
Der Progesteronrezeptor ist ein Beispiel dafür, wie günstige genetische Varianten, die durch die Vermischung mit Neandertalern auf den modernen Menschen übertragen wurden, Auswirkungen auf heute lebende Menschen haben können.
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