Debatte um Weltraumbahnhof Von Deutschland aus in den Weltraum?
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29. November 2019, 05:00 Uhr
Der Countdown läuft: 3, 2, 1, 0… Mit einem tobenden Donnern hebt eine Rakete in den Weltraum ab. Bilder aus Cape Canaveral könnten auch hierzulande Realität werden. Während im spanischen Sevilla über die Zukunft der europäischen Raumfahrt diskutiert wird, läuft in Deutschland die Debatte um einen eigenen Weltraumbahnhof. Besonders zwei Standorte kommen in Frage.
Doch anders als in den USA will der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, kein zweites Cape Canaveral. "Wir wollen keine Ariane-Raketen von der Berliner Friedrichstraße aus starten. Ein kleiner Weltraumbahnhof ist wirtschaftlich sinnvoll für Deutschland. Den werden wir brauchen, da bin ich sicher", ließ er im Oktober verkünden.
Wir brauchen einen eigenen deutschen Weltraumbahnhof.
Unterstützung gibt es von seinem Kollegen Andreas Hammer aus dem BDI-Präsidium: "Deutschland ist eine führende Raumfahrtnation." Doch seine Mahnung folgt so gleich: "Um in der Weltspitze zu bleiben, sollte man drei Ziele verfolgen: Budgets stärken, Rahmenbedingungen schaffen und die Menschen für die Raumfahrt begeistern."
Und auch die Politik ist nicht abgeneigt: Gegenüber der Bild-Zeitung äußerte sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) positiv und sicherte zu, die Forderungen über einen deutschen Weltraumbahnhof zu prüfen: "Raumfahrt begeistert viele Menschen und sichert tausende Arbeitsplätze in Deutschland."
Wie wahrscheinlich ist ein Weltraumbahnhof?
Dabei ist es kein neues Thema. Schon seit längerem sind der Flughafen Rostock-Laage und der niedersächsische Flughafen Nordholz, südlich von Cuxhaven, im Gespräch. Beide Orte befinden sich an der Küste und das ist auch gut so: Bei einem Weltraumbahnhof handelt es sich um eine Raketenbasis für Senkrechtstarts. Sobald die Triebwerke der mehrstufigen Raketen ausgebrannt sind, werden diese vom eigentlichen Raumschiff getrennt und abgeworfen. Bewohntes Gebiet kommt somit eh nicht in Frage.
Doch einen klassischen Weltraumbahnhof wird es nicht geben. Trotz ihrer günstigen Lage haben beide Standorte ein Manko, wie Spektrum der Wissenschaft analysiert hat: Mecklenburg-Vorpommern hat das schwedische Festland und die dänischen Inseln in der Nähe. Die abgetrennten Raketenstufen würden Leben gefährden. Anders sieht es mit Nordholz aus. Die jeweiligen Raketenstufen würden im Meer landen. Doch bei einem Fehlstart würde die Raketenstufe vor die norddeutsche Küste stürzen und das Wattenmeer verseuchen.
Anders sieht es mit einem Weltraumflughafen aus, von dem Flugzeuge horizontal in die Luft steigen würden und in einer bestimmten Höhe eine mitgeführte Rakete von sich abtrennen. Die Rakete würde anschließend gen All aufbrechen. Ähnlich macht es das Weltraum-Tourismus-Unternehmen Virgin Galactic in New Mexiko.
Schon lange im Fokus der Amerikaner
Die Aussichten stehen also gut. Und tatsächlich: Nordholz und Rostock-Laage stehen schon länger im Fokus für einen Weltraumflughafen. 2012 liebäugelt das kalifornische Unternehmen Xcor mit der fast 2,5 Kilometer langen Landebahn an der Nordseeküste. Ein passender Ort für ihr Raketenflugzeug „Lynx“. Doch bereits wenige Jahre später musste das Unternehmen seine Pforten schließen.
2015 kam der Flughafen Rostock-Laage ins Gespräch. Dort könne der Raumgleiter „Dream Chaser“ der US-Firma Sierra Nevada landen. Da das Unternehmen jedoch keinen NASA-Auftrag für Zubringerflüge erhalten hat, muss Rostock warten.
Machbarkeitsstudie für Rostock-Laage
Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten in Nordholz, geht die Schweriner Landesregierung einen Schritt weiter. Sie ist von der Idee des BDI angetan und hatte für den Spaceport Laage bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese wird vermutlich im Frühjahr 2020 vorgestellt. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob sich von deutschem Boden aus Reisen in den Orbit realisieren lassen.
Doch um den Traum eines Weltraumbasis in Deutschland in die Tat umzusetzen, braucht es vor allem eins: Geld. Deshalb fordert Kempf: "Die Bundesrepublik sollte das Programm mindestens auf das Niveau des französischen Budgets von mehr als 700 Millionen Euro erhöhen." Vielleicht werden in Zukunft dann tatsächlich Micro-Launcher – kleine Raketen – winzige Satelliten in den Weltraum befördern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 16. Juli 2018 | 15:10 Uhr
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