New Space in Deutschland Katastrophenschutz und Wissenschaft: Planet liefert die Weltraumbilder
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21. Oktober 2023, 15:57 Uhr
Haben Sie gewusst, dass die Ursache für das Fisch-Massensterben an der Oder durch Satellitenbilder entdeckt wurde? Planet Labs zählt zu den weltweit führenden Datensammlern im Bereich der satellitengestützten Überwachung. Für das New Space Start-up mit einer Zweigstelle in Berlin ist Afrika einer der aufstrebenden Raumfahrtmärkte.
Beim Stichwort "private Raumfahrtunternehmen" denken viele an SpaceX. Doch die Zahl der Weltraumfirmen wird beständig größer und einige wie "Planet Labs" sind bereits sehr erfolgreich. 2010 wurde das heute nur noch unter dem Namen "Planet" operierende Unternehmen von den drei Nasa-Wissenschaftlern Chris Boshuizen, Will Marshall und Robbie Schingler gegründet. Noch ist "Planet" außerhalb der Fachöffentlichkeit kaum bekannt, die Firma hat große Pläne: Sie will das Google des Weltraums werden.
US-Unternehmen mit Zweigstelle in Berlin
Ihren ersten Satelliten bauten die drei Gründer in einer Garage in Kalifornien. Drei Jahre später starteten sie die Nanosatelliten Dove-1 und Dove-2 – um die Technik zu demonstrieren. Inzwischen kreisen etwa 200 aktive Satelliten von "Planet" in Umlaufbahnen um die Erde und sammeln täglich 25 Terabyte Bilddaten.
Rund 600 Angestellte arbeiten für das Unternehmen. Das Hauptquartier befindet sich in San Francisco, daneben gibt es eine Zweigstelle in der US-Hauptstadt Washington und eine in Berlin. Der Umsatz vergangenes Jahr betrug 131 Millionen Dollar.
Ziel: Die Vogelperspektive aus dem Weltraum als Livebild
Einen Satelliten mit Sensoren ins All zu schießen sei keine Herausforderung, erklärt Martin Polak, Senior Director, während eines Vortrags auf dem Weltraumkongress des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin. Es komme auf die Resultate an: "New Space ist immer auf ein Ergebnis ausgerichtet, ein praktisches Ergebnis."
Das, was Google mit der Durchsuchbarkeit des Internets erreicht hat, möchte Planet für die Erde machen. Wer wissen will, was sich gerade auf unserer Welt verändert, soll bei Planet fündig werden. Zukünftig könnten Nutzer sich etwa anzeigen lassen, ob am nächsten Einkaufszentrum genügend freie Parkplätze verfügbar seien, wirbt das Unternehmen.
Einige Satellitenbilder von Planet werden bereits heute eingefärbt, um etwa die flächenmäßige Entwicklung von Städten innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu zeigen. Die Wasserverschmutzung, der Zustand der Ackerfläche oder die Menge an Kohlenstoff, die ein Wald speichern kann, sind ebenfalls von Bedeutung, besonders für Umweltbehörden.
Fischsterben in der Oder: Planet lieferte die Daten zur Aufklärung der Katastrophe
Katastrophen wie das massenhafte Fischsterben in der Oder im August 2022 hätten mit Satellitendaten frühzeitig erkannt werden können. Denn als ein Forschungsteam Daten des europäischen Copernicus-Satelliten Sentinel-2 als auch die Bilder von "Planet" auswertete, stellten sie fest, dass es schon in der zweiten Julihälfte nahe der polnischen Stadt Opole (Oppeln) eine erhöhte Chlorophyll-Konzentration gab. Im August nahm die Algen-Population in Wrocław (Breslau) rapide zu, bevor schließlich nahezu die gesamte Oder davon betroffen wurde.
Am Ende stellte das Bundesumweltministerium fest: "Die Ursache für diese Umweltkatastrophe war ein hoher Salzgehalt im Gewässer, der zusammen mit höheren Temperaturen und niedrigen Wasserständen zu einer massiven Vermehrung der Brackwasser-Alge Prymnesium parvum geführt hat."
Ein Vorteil der Daten von "Planet" im Vergleich zum Copernicus-Dienst: Die Satelliten des Privatunternehmens sind kleiner, kostengünstiger und können bestimmte Gebiete auf der Erde täglich oder sogar stündlich überfliegen.
Erdbeben, Dürren oder Umweltverbrechen: Satellitendaten helfen beim Erkennen
Auf diese Weise lieferte Planet auch Erkenntnisse über die Folgen des Erdbebens in der Türkei, über Dürreperioden in Deutschland. Fotos von Vulkanausbrüchen und Tsunamis, Atomtests in Nordkorea oder Aufnahmen vom Krieg in der Ukraine, darunter die Sprengung des Kachowka-Staudamms – alle diese Ereignisse haben "Planet"-Satelliten aufgenommen.
Auch Wissenschaftler nutzen das Angebot und konnten so Studien durchführen zu illegalen Fischereiaktivitäten, Veränderung der Permafrostböden in der Arktis oder der Verbrennung von Müll.
Weltraumdaten von Planet für den Aufschwung Afrikas
Die Informationen sind unter anderem für Staaten interessant. Erst kürzlich hat die Weltraumfirma mit der Raumfahrtagentur des ostafrikanischen Landes Ruanda (Rwanda Space Agency) ein Abkommen über den Zugang ihrer Satellitendaten unterzeichnet.
Für Igor César, den Botschafter von Ruanda in Deutschland, ein bedeutender Schritt: "Die Bewertung unserer Bedürfnisse wurde immer von jemand anderem vorgenommen. Die Lösung unseres Problems hat immer jemand anders gefunden. Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere eigene Einschätzung zu treffen und Lösungen zu finden, die unserer eigenen Realität angepasst sind. Das ist die grenzenlose Freiheit, die selbst der Weltraum bietet."
Von solchen Weltraumdaten können einige afrikanische Länder direkt profitieren, denn auf dem Kontinent gibt es den zweitgrößten Regenwald der Erde. Daneben gibt es Gebiete mit Ökosystemen wie Mangroven und Torfmooren. Sie alle nehmen CO₂ auf. Das könnte im globalen Handel mit CO₂-Verschmutzungsrechten bald eine noch wichtigere Rolle spielen.
Statt Wälder abzuholzen, kann die Aufforstung in Kapital umgewandelt werden. Große Unternehmen, egal ob Tech-Firmen oder Erdöllieferanten, können mit Emissionsgutschriften ihre Umweltbilanz verbessern.
Der kenianische Präsidenten William Ruto sagte auf dem diesjährigen Klimagipfel in Nairobi, dass Afrikas Kohlenstoffspeicher eine "unvergleichliche wirtschaftliche Goldgrube" sind: "Sie haben das Potenzial, jährlich Millionen von Tonnen CO₂ zu absorbieren, was sich in Milliarden von Dollar niederschlagen dürfte." Und mit den Daten von Planet kann gezeigt werden, wie viel Kohlendioxid die afrikanischen Wälder tatsächlich speichern können.
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