Grüße ins Weltall Seit September '77 im All: Die goldene Schallplatte der Nasa
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21. August 2019, 21:11 Uhr
Schon mal beobachtet, wie Kinder Langspielplatten angucken? Genauso könnte es Außerirdischen gehen, wenn sie auf der Voyager-Sonde die goldene Schallplatte der Nasa mit den irdischen Grüßen von 1977 finden. Wir werden das vermutlich nicht erfahren, denn die Signale der Sonde werden schwächer, und in ein paar Jahren wird ihr die Energie zum Signale-Senden ausgehen.
42 Jahre im All fordern ihren Tribut. Denn genauso lange sind die Sonden Voyager 2 und 1 unterwegs. Am 20. August 1977 startete Voyager 1 als erste der beiden Zwillingssonden, 16 Tage später Voyager 2. Inzwischen hat Nummer 1 die 2 lange überholt und ist (Stand 20. August 2019) 21,92 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Um sich das konkret vorzustellen - das Licht oder Funksignale von dort draußen brauchen fast einen Tag, bis sie die Erde erreichen.
Ob wir je erfahren, ob die Sonden noch funken oder ob sich jemand die Schallplatten abgepflückt hat, steht nicht in den Sternen - ihnen geht nämlich allmählich der Strom aus. Projektmanagerin des Unternehmens Suzanne Dodd sagt:
Ab 2025 wird die bordeigene Energiequelle zu schwach sein, um überhaupt noch ein einziges wissenschaftliches Instrument mit Strom zu versorgen. Wir werden dann nur noch flugtechnische Daten empfangen können, bis etwa 2030.
Der Grund dafür: Der Nukleargenerator wird jedes Jahr vier Watt schwächer. Je länger die Sonden unterwegs sind, desto weniger Strom wird erzeugt. Bilder von unterwegs schickten die Sonden ohnehin nur bis 1989. Damals flog Voyager 2 an Neptun vorbei, dem äußersten Planeten des Sonnensystems. Inzwischen sind die Kameras abgeschaltet, die Sonden fliegen "blind", ohne dass wir ihr Umfeld sehen können. Das sei nicht weiter schlimm, sagt Suzanne Dodd:
Es ist auch nichts mehr da, das sich zum Fotografieren eignen würde. Aber andere Instrumente sind nach wie vor aktiv. Sie fungieren als eine Art Wetterstation im Weltraum. Wenn wir diese Daten zusammensetzen, bekommen wir ein Gesamtbild der interstellaren Umgebung, die Voyager durchquert.
In etwa 300 Jahren werden die beiden Sonden den inneren Rand der Oortschen Wolke erreichen, einer Ansammlung aus Kometen, Gas, Eis- und Gesteinsbrocken, die das Sonnensystem kugelförmig umhüllt. In 30.000 Jahren werden die Sonden diese Wolke durchquert haben.
Und so wird es wohl weitergehen: In rund 40.000 Jahren wird Voyager 1 einen anderen Stern passieren, jedoch Lichtjahre von ihm entfernt. Jeden Tag legt die Sonde fast anderthalb Millionen Kilometer zurück. Das ist die vierfache Entfernung von der Erde zum Mond. Auch Voyager 2 verfolgt einen Kurs, der sie nicht in die unmittelbare Nachbarschaft eines anderen Sterns und damit zu möglicherweise bewohnten Planeten schießen wird. Die Nasa hofft, dass die Energie der Sonden bis September 2027 reicht, um Funksignale zur Erde zu schicken. Dann könnte man den 50. Jahrestag ihres Starts feiern.
Und was ist mit den goldigen Grüßen aus den 70er-Jahren?
Sollte tatsächlich irgendeine Form von Leben einmal auf die Schallplatte mit den gepressten akustischen Grüße von unserer Erde stoßen und verstehen, wie sie abzuspielen ist: Was würde sie eigentlich hören? Grüße in verschiedenen Sprachen, Klänge von der Erde wie ein Vulkanausbruch, ein Erdbeben, sowie technische Sounds wie Traktor- und Zug-Klänge, sowie tierische und menschliche Klänge, darunter Baby-Weinen und -Lachen, Fußschritte, Froschquaken, Hundegebell, Vogelzwitschern, Hyänenheulen, Schimpansen-Geschrei. Das kann man sich hier anhören.
Die Musikstücke dagegen stammen aus verschiedenen Epochen, angefangen bei Bach, Beethoven über Mozart, sowie Gesänge aus allen Winkeln der Welt, wie Guinea, Georgien, Peru, Nordamerika und China.
Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 25. August 2019 | 09:20 Uhr