Crew-1 Flug SpaceX schickt wieder Astronauten zur ISS
Hauptinhalt
11. November 2020, 12:42 Uhr
Es ist gerade erst fünf Monate her, dass sich die Vereinigten Staaten mit eigener Rakete und eigenem Raumschiff zurückgemeldet haben in der bemannten Raumfahrt. Im Frühling hatte die Crew Dragon der kalifornischen Firma SpaceX erstmals zwei Astronauten auf einen Testflug zur Internationalen Raumstation und zurück geflogen. Jetzt geht das Projekt in Serie. Die erste offizielle Mission startet: SpaceX Crew-1.
"3 ... 2 ... 1 ... ignition … lift off of the Falcon 9 and Crew Dragon! Go NASA, go SpaceX", verkündet die SpaceX-Sprecherin beim ersten bemannten Flug ins Weltall – seit fast zehn Jahren – von den USA aus. Im Frühling hatte die Crew Dragon, der Crew Drachen, wie das Raumschiff der kalifornischen Firma SpaceX heißt, erstmals zwei Astronauten auf einen Testflug zur Internationalen Raumstation hin- und im Sommer zurückgeflogen.
Es ist gerade erst fünf Monate her, dass sich die Vereinigten Staaten damit von eigenem Boden mit eigener Technik zurückgemeldet haben in der bemannten Raumfahrt. Und nun soll der Regelbetrieb beginnen. Kommende Woche soll wieder eine Crew Dragon abheben, diesmal mit einer vierköpfigen Langzeitbesatzung für die ISS an Bord.
Der Jungfernflug: Demo-2
Der 30. Mai dieses Jahres, am US-Raketenbahnhof Cape Canaveral in Florida heißt es: "Go NASA, go SpaceX". Eine Raumfahrtbehörde und eine Firma haben sich zusammengetan, um zwei Testpiloten zur Internationalen Raumstation ISS zu schicken, das Ganze in einer neuartigen Weltraumkapsel namens Crew Dragon. Pfingstsonntag dann hat es auf der ISS an der Tür geklingelt.
Ankunft, Dragon arriving. Die Crew der Expedition 63 fühlt sich geehrt, die Dragon an Bord der Internationalen Raumstation zu begrüßen!
Zum ersten Mal dockte ein bemanntes privates Raumschiff an die Internationale Raumstation. An Bord zwei amerikanische Astronauten der US-Raumfahrtbehörde NASA: Bob Behnken und Douglas Hurley.
Der nächste Schritt: Offizieller Flug zur ISS
Das Andocken verlief genauso reibungslos wie später der Rückflug zur Erde. Und so geht die NASA nun den nächsten Schritt. Sie vertraut den Raumkapseln von Elon Musks Weltraumfirma SpaceX diesmal gleich vier Astronauten an - doppelt so viele wie auf dem Testflug. NASA-Chef Jim Bridenstine ist begeistert:
Wir fliegen diesmal eine zertifizierte Crew Dragon statt eines Testvehikels. Dies ist ein kritischer Meilenstein auf dem Weg, wieder amerikanische Astronauten mit amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden aus zu starten.
Gelingt dieser erste reguläre Einsatz, werden die USA nicht länger auf Mitfluggelegenheiten auf russischen Sojus-Kapseln angewiesen sein. Diese zweite Crew-Dragon-Kapsel soll ein halbes Jahr an der Station angedockt bleiben, bin ins kommende Frühjahr. Die ISS scheint bald fest in Hand von SpaceX zu sein, glaubt man den Worten von Benji Reed, dem Direktor für Crew Mission Management der Firma.
Beginnend mit diesem ersten regulären Crewflug werden wir künftig ständig eine Dragon-Kapsel an der Raumstation angedockt haben, mindestens für die kommenden 14 Monate. Und jedes Mal, wenn eine Dragon startet, werden dann jeweils zwei Dragon-Kapseln zeitgleich im Weltraum sein.
SpaceX scheinbar unentbehrlich
Denn parallel zu den bemannten Flügen versorgt SpaceX die Raumstation auch weiterhin mit Proviant und Nachschub. Dazu setzt die Firma die bewährte unbemannte Frachtversion der Dragon ein. Die Trägerrakete, die Falcon 9, wird ebenfalls recycelt und kommt beim nächsten bemannten Crewtransport im kommenden Jahr erneut zum Einsatz.
Gibt es Schwachstellen?
SpaceX hatte jedoch noch an einigen Baustellen zu arbeiten, um den Flug sicherer zu machen. Eine davon betrifft ein alt bekanntes Problem: Denn schon wie beim Vorgängermodell, den Space Shuttles der NASA, offenbarte beim Jungfernflug der Kapsel ihr Hitzeschild Schwachstellen. Auf dem Weg zurück zur Erde soll er die Astronauten im Innern vor der Reibungshitze der Erdatmosphäre schützen.
Vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre wird der unbemannte Versorgungscontainer von der Crewkabine getrennt. Zusammengehalten werden beide von Bolzen, die nach der Trennung ein Stück überstehen. Beim Flug durch die Erdatmosphäre entstehen zwischen den Bolzen Verwirbelungen und heizen diese Stellen auf.
Die Konstrukteure der Dragon-Kapseln nehmen in Kauf, dass beim Wiedereintritt eine dünne Schicht des Hitzeschildes verbrennt. Dummerweise sei beim Testflug an einigen Stellen mehr Material abgetragen worden als vorausberechnet, erklärt Steve Stich, der Manager des Commercial Crew Programms der NASA.
Es kam zu mehr Erosion zwischen den Hitzekacheln als gedacht. Das haben wir erst nach der Landung entdeckt, als wir die Kapsel inspiziert hatten. Wir haben den Hitzeschild jetzt überabeitet, ihn verstärkt und robuster gemacht.
Zwischen August und Oktober haben die Ingenieure von SpaceX den Hitzeschild nicht nur verbessert, sie haben auch überprüft, ob er erschwerten Bedingungen standhält.
Wir haben die neugestaltete Kapsel am Ames-Forschungszentrum getestet. Dort haben wir früher auch die Hitzekacheln der Space Shuttles Tests unterzogen. Die Bedingungen eines Wiedereintritts in die Erdatmosphäre lassen sich dort simulieren. Außerdem haben wir überprüft, wie die Kapsel sich bei einem Startabbruch verhält, wenn wir sie also noch während der Aufstiegsphase von der Falcon-9-Trägerrakete absprengen müssen.
Neben dem Hitzeschild hat das private Raumfahrtunternehmen SpaceX zusammen mit der NASA noch an vier weiteren Schwachstellen gearbeitet. Welche das genau waren, erfahren Sie in unserem Weltraumkalender:
Konkurrenz schläft nicht: Boeing im Nacken
Mit diesen Verbesserungen will SpaceX sicherstellen, dass die Crew Dragon bei ihrer Rückkehr zur Erde - im März oder April - immer noch über einen widerstandsfähigen Hitzeschild verfügen wird. Denn die Konkurrenz schläft nicht: Noch dieses Jahr will auch der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing mit seiner Raumkapsel einen zweiten Testflug zur ISS absolvieren. Boeing plant, mit dem Starliner ab 2021 ebenfalls Menschen ins All und zur Raumstation zu schießen.
Geht alles gut, dürfte SpaceX bis dahin schon einen ganz schönen Vorsprung herausgeflogen haben. In diesem Sinne: "Go NASA, go SpaceX!"
(gm)
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/860b42f1-39f8-43f8-8a62-dd518e5fcfcd was not found on this server.