Internationale Raumstation Seit 20 Jahren leben Menschen auf der ISS – aber wie lange noch?
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31. Oktober 2020, 09:44 Uhr
Die Internationale Raumstation ISS ist der menschliche Außenposten im Weltraum. Am 2. November feiert sie die 20-jährige Anwesenheit von Astronauten und Kosmonauten im Weltall. Seit jenem Moment im Jahr 2000 verging kein einziger Tag, an dem die ISS unbesetzt blieb. Trotz anfänglicher Rivalitäten im Rennen zum Weltraum, entstand eine freundschaftliche Zusammenarbeit. Wie kam es zu diesem außergewöhnlichen Gemeinschaftsprojekt?
Wir befinden uns mitten im Kalten Krieg. Die USA und UdSSR kämpfen um die Vorherrschaft auf der Erde - und im Weltall. Die erste Raumsonde im All ist sowjetisch: SPUTNIK 1. Der erste Mensch im Orbit ist sowjetisch: Juri Gagarin. Die erste Frau – Walentina Tereschkowa, der erste Weltraumspaziergang – Alexei Leonow, die USA hinken immer einen Schritt hinterher. Doch das Rennen zum Mond gewinnen die Vereinigten Staaten. Und dann? Das Wettrüsten im Orbit geht weiter, aber es gibt auch erste Schritte der Zusammenarbeit. 1975 startet das gemeinsame Projekt Sojus-Apollo: Am 17. Juli 1975 docken die beiden Raumschiffe im All aneinander an.
Was im Juli 1975 neun Tage dauerte, wird 23 Jahre später zum Alltag. Kooperation statt Konfrontation. Am 20. November 1998 wird das erste Bauteil der Internationalen Raumstation ISS in rund 400 Kilometern Höhe in den Orbit gebracht. Dem russischen Modul Sarja (Morgenröte) folgt wenige Tage später das erste amerikanische Modul. Seit dem 2. November 2000 beherbergt die ISS ihre Raumfahrer – kein Tag verging seither ohne menschliche Präsenz im All. Eine Entwicklung, die Jahrzehnte brauchte und am Ende auch eine Frage des Geldes war.
Die erste Raumstation im Orbit
Die Sixties sind vorbei, der erste Satellit, der erste Mensch im All und der erste auf dem Mond Geschichte. In den 1970er-Jahren geht es den Weltraumgroßmächten darum, dauerhaft im All präsent zu sein. Die ersten bewohnbaren orbitalen Außenposten werden ins Weltall befördert. Die Sowjetunion schickt am 19. April 1971 die erste Raumstation der Menschheitsgeschichte in die Umlaufbahn. Saljut 1 befindet sich in einer Höhe von 200 bis 211 Kilometern. Die ersten Kosmonauten wollen am 24. April die Raumstation betreten. Doch es gibt Probleme beim ankoppeln und die Männer müssen zurück zur Erde, ohne die Station betreten zu haben.
Die nächste Mission, Sojus 11, kann am 7. Juni 1971 erfolgreich an die Raumstation andocken. Die drei Kosmonauten Georgi Dobrowsolski, Wladislaw Wolkow und Wiktor Pazajew führen in der 16 Meter langen Station verschiedene wissenschaftliche und technische Experimente durch und machen Sport. Nach 23 Tagen an Bord der Saljut 1 kehren sie zurück zur Erde. Ein Luftventil der Landekapsel öffnete sich unerwartet. Die Männer sterben bei der Landung.
Weitere Missionen zur Saljut 1 werden gestrichen. Nach 175 Tagen im Weltall verglüht die Station planmäßig am 11. Oktober 1971 in der Erdatmosphäre. Doch das Programm wird fortgesetzt, bis 1991 befinden sich mehrere Saljut-Raumstationen im Orbit.
Der erste amerikanische Außenposten
Die USA starten ihre dauerhafte Weltraum-Präsenz am 14. Mai 1973. Bis heute ist Skylab die einzige rein US-amerikanische Weltraumstation. Die erste Besatzung folgt am 25. Mai. Es sind die NASA-Astronauten Charles Conrad, Joseph P. Kerwin und Paul J. Weitz.
Zwei weitere Missionen mit jeweils drei Astronauten folgen. Die letzte Mannschaft verlässt die Raumstation am 8. Februar 1974. Dennoch verbringt der amerikanische Außenposten mehr als sechs Jahre ungenutzt im Weltraum. Am 11. Juli 1979 folgt der Absturz.
"Freedom" steht für einen Neuanfang
Es dauert knapp fünf Jahre, bis die Amerikaner eine neue Raumstation in Angriff nehmen. 1984 beauftragt US-Präsident Ronald Reagan die NASA mit dem Bau der "Space Station Freedom". 1988 beteiligen sich die Kanadier mit ihrer Weltraumorganisation CSA, sowie die europäische Raumfahrtbehörde ESA an dem Projekt. Ein Jahr später stoßen die Japaner dazu.
Während die internationale Vereinigung, angeführt von den USA, noch an einer Raumstation plant, ist die Sowjetunion bereits einen Schritt weiter. Am 19. Februar 1986 positioniert sie die Raumstation MIR auf durchschnittlich 389 Kilometer Höhe. Bis zum 23. März 2001 bleibt sie in Betrieb.
Eine MIR II kann sich das neugegründete Russland nicht alleine leisten. Also beteiligt sich Russland ab 1993 an den Plänen des ehemaligen Feindes. Das kommt den Amerikanern gerade recht. Die Pläne von "Freedom" wurden vom US-Präsidenten Bill Clinton gestrichen. Aus "Freedom" wird zunächst "Alpha". Doch mit dem Beitritt der Russen ist die Idee der "International Space Station" geboren.
Die Geburt der ISS
Das Gemeinschaftsprojekt wächst 1998 weiter an: Insgesamt unterzeichnen 15 Länder ein internationales Abkommen. Am 20. November 1998 wird das erste Modul in den Orbit gebracht. An Bord der russischen Trägerrakete Proton befindet sich das Fracht- und Antriebsmodul "Sarja".
Zwei Wochen später, am 4. Dezember, bringen die Amerikaner ihren Verbindungsknoten "Unity" mit Andockstelle zur russischen Station. Der nächste unbemannte Flug erfolgt am 27. Mai 1999 und bringt Ausrüstung zur ISS.
Erst im Juli 2000 wird das nächste Modul ins Weltall befördert. Zuvor wird aber die Flugbahn der unfertigen ISS vom amerikanischen Spaceshuttle Atlantis korrigiert. Anschließend wird das Wohnquartier in den Orbit gebracht. Es ist das Herzstück der Anlage. Ohne das russische Modul "Swesda" (Stern) wären Langzeitaufenthalte auf der ISS unmöglich.
Im September 2000 folgt noch ein weiterer Versorgungsflug durch die Atlantis. Einen Monat darauf bringt die Discovery – das zweite amerikanische Spaceshuttle – die Solarsegel an. Die ISS kann nun dauerhaft mit Strom versorgt werden.
Die erste Besatzung lässt nicht lange auf sich warten. Mit einer russischen Sojus-Rakete docken am 2. November 2000 der NASA-Astronaut Bill Shepherd und die Kosmonauten Yuri Gidzenko und Sergei Krikalev an das Glanzstück der völkerübergreifenden Zusammenarbeit an: die ISS ist ab sofort der Außenposten der Menschheit im All.
Zukunft der ISS
Heute können wir uns das All ohne die ISS kaum noch vorstellen. Sie ist inzwischen so groß, dass wir sie sogar mit bloßem Auge von der Erde aus sehen können. Gerade jetzt, Ende Oktober bis 10. November, ist die Station wieder über Mitteldeutschland zu sehen.
Wie lange noch? Bis 2024 ist die Finanzierung gesichert. Technisch gesehen könnte sie noch acht bis zehn Jahre durchhalten, bevor sie kontrolliert in der Atmosphäre verglüht. Fliegen Sie doch einfach mal eine Runde mit. Das geht nämlich immer, dank der HD-Kameras, die von der ISS aus auf die Erde schauen.
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