Raumfahrt Neues ISS-Modul: Erst erfolgreich angedockt - dann gab es eine Fehlfunktion
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30. Juli 2021, 09:08 Uhr
Die Internationale Raumstation ISS hat ein neues Forschungsmodul aus Russland und einen weiteren Roboterarm, dieses Mal von der ESA. Nach dem Start am 21. Juli hat Modul Nauka (Wissenschaft) heute erfolgreich an der Station angedockt. Danach gab es eine schwere Fehlfunktion.
Die Mission stand lange unter keinem guten Stern und ist sicher kein Ruhmesblatt der russischen Raumfahrt. Fast anderthalb Jahrzehnte später als geplant startete das neue russische Forschungsmodul Nauka (Wissenschaft) am 21. Juli 2021 vom Weltraumbahnhof Baikonur. Der Start der Proton-Rakete verlief erfolgreich, danach gab es einige Probleme mit den Triebwerken. Dennoch gelang heute (29. Juli 2021) das Andockmanöver an der ISS. Um 15:29 bestätigte die NASA den Kontakt zwischen Modul und Station, die in diesem Augenblick gerade über der Grenze zwischen der Mongolei und China flog.
Multipurpose: Ein Modul für viele Zwecke
Die russischen Kosmonauten Oleg Nowitzki und Pjotr Dubrow sollten in den folgenden Stunden das Modul an die Station anschließen. Vorher gab es jedoch noch eine weitere schwere Panne. Die Triebwerke von Nauka zündeten unkontrolliert und drehten die ISS um 45 Grad. Ein Notfalleinsatz konnte das Problem beheben, meldet die NASA. Die Stationstriebwerke hatten zum Teil automatisiert gegengesteuert. Es habe keine Gefahr bestanden.
Neben den neuen Forschungsmöglichkeiten bietet Nauka noch einige praktische Erweiterungen für die Station. Denn es enthält einen Schlafplatz, eine Toilette und ein Sauerstoffaufbereitungssystem. Auch deshalb trägt es die Bezeichnung: Multipurpose Laboratory, also ein Laboratorium, das vielen Zwecken dienen kann.
Eine Erweiterung im direkten Sinne des Wortes befindet sich außen am Modul. Denn mit Nauka reiste ERA, der Europäische Roboterarm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Der in den Niederlanden von Airbus entwickelte Roboterarm ist direkt am Modul befestigt. Der 11,3 Meter lange Arm ist so konstruiert, dass er an beiden Enden am Modul andocken oder mit Werkzeugen als Roboterhand bei Außeneinsätzen genutzt werden kann. Die Steuerung erfolgt dabei entweder von außen oder aus der Station heraus.
Alte Technik wurde im Pazifik "beerdigt"
Um das neue Modul andocken lassen zu können, musste erst Platz geschaffen werden. Dafür wurde bereits am vergangenen Wochenende das ausgediente Dockingmodul Pirs abgekoppelt. Zusammen mit dem Raumfrachter Progress MS-16 trat es am 26. Juli in die Erdatmosphäre ein und stürzte ins Meer. Die Überreste liegen jetzt im Pazifischen Ozean, rund 3.000 Kilometer von Wellington (Neuseeland) entfernt, auf dem "Raumschiff-Friedhof", einer Zone, die nicht von Schiffen befahren wird.
Auf der ISS bereitet sich die Besatzung derweil auf eine weitere Ankunft vor. Denn am Sonnabend soll das Boeing-Raumschiff Starliner, das morgen startet, endlich zum ersten Mal und noch unbemannt andocken. Der letzte Versuch war gescheitert. Mehr dazu finden sie im MDR WISSEN Weltraumkalender.
gp