Ohne Tierleid Fleisch aus dem Bioreaktor: Made in Sachsen-Anhalt
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12. September 2024, 16:18 Uhr
Seit Jahren sind Lebensmittelforscher auf der Suche nach Fleischersatz, der wie Fleisch schmeckt. Jetzt hat ein Team der Hochschule Anhalt in Bernburg Schweinefleisch im Reaktor hergestellt.
Fleisch essen, ohne Tierleid zu verursachen. Bereits vor elf Jahren stellte Mark Post von der Uni Maastricht seinen ersten Burger mit Rindfleisch aus dem Labor vor. Kostenpunkt 250.000 Euro. Inzwischen hat Post sein eigenes Unternehmen, aber vom gezüchteten Steak ist das noch weit entfernt. In Deutschland ist die Forschungsgruppe "Cellzero Meat" seit 2020 dabei, Laborfleisch zu entwickeln oder, mit den Worten der Forscher, "Innovative Lösungen zur Zell-basierten, Gentechnik- und Antibiotika-freien Erzeugung von hochwertigem tierischem Protein" zu finden.
Vier Partner, 1,2 Millionen Euro Förderung
Vier Partner haben sich dafür zusammengeschlossen und im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Euro Fördermittel erhalten: das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN, hier wird sogar schon seit 2018 daran geforscht) in Dummerstorf (bei Rostock), das Leibnitz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. in Greifswald, die PAN-Biotech GmbH in Aidenbach sowie die Hochschule Anhalt. Und hier, in Bernburg, haben die Zellhaufen ihre fleischtypischen Eigenschaften erhalten.
Nach rund zwei Jahren Forschung vermeldet die Hochschule jetzt: es funktioniert, dank eines Nährmediums aus Algen, ebenfalls ein Forschungsschwerpunkt der Anhalter. Darin wachsen Stammzellen aus Nabelschnurblut, als schmerzfreie Alternative zur Stammzellen-Entnahme von lebenden Tieren. Diese bilden nach Angaben der Forscher dabei Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen. Daraus lasse sich über ein 3-D-Druck-Verfahren fleischtypisches Gewebe herstellen – vom Burger-Patty bis zum Schnitzel.
"Wir wollten den Prozess insgesamt so nachhaltig wie möglich gestalten", erklärt Prof. Dr. Wolfram Schnäckel von der Hochschule Anhalt in einer Mitteilung. Deshalb setzte "Cellzero Meat" mit zwei weiteren Projektpartnern auch auf Algen. Um die Herstellung steril zu halten, sei außerdem kaltes Plasma verwendet worden. Dadurch konnte auf Antibiotika verzichtet werden. Noch befindet sich die Forschung allerdings im Labormaßstab. Auch hier muss sich erst zeigen, ob sich das Fleisch, das nach Angaben von Schnäckel sogar den "fleischtypischen Geschmack, der erst während der Lagerung heranreift", besitzt, im industriellen Maßstab herstellen lässt.
Das Potential ist gewaltig, so der Forscher. Nicht nur für die Landwirte, die durch den Verkauf von Nabelschnurblut eine zusätzliche Einnahmequelle hätten. Künstlich hergestelltes Fleisch verringert den CO2-Fußabdruck enorm, bis zu 90 Prozent. Damit gilt es weltweit als wichtige Möglichkeit, um die Ernährung innerhalb planetarer Grenzen zu sichern.
Links/Studien
Cellzero Meat: Die Forschungsgruppe der Hochschule Anhalt
gp
Dieses Thema im Programm: 3sat | Wissen hoch 2 | 25. April 2024 | 20:15 Uhr
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