Gewusst? Was ist eigentlich ein Olf?

22. April 2020, 17:23 Uhr

Olf – das könnte sowohl ein Vorname, eine Comicfigur oder ein entfernter Planet sein. Tatsächlich versteckt sich hinter dem seltsamen Wort aber eine Maßeinheit. Was wird in Olf gemessen?

Wissen Sie was ein Olf ist? Klingt nach einem kleinen frechen Zeichentrickmonster mit großen Kulleraugen. Damit hat es aber gar nichts zu tun, sondern mit der Nase.

Ein Olf ist die Einheit für den Geruch. So wie Meter für die Entfernung und Kilogramm für das Gewicht. Es gibt aber zwischen Olf, Meter und Kilogramm einen Unterschied. Während die einen ziemlich exakt und unbestechlich sind, ist das Olf eher eine ungefähre Maßeinheit und heftig umstritten. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass das Olf als die unbekannteste aller Maßeinheiten gilt.

Der dänische Professor Ole Fanger - könnte abgekürzt gut der Namensgeber für das Olf sein – die Einheit für den Geruch. Verrückt, dass die alten Römer das offenbar schon voraussehen konnten und das Wort "olfacere" für "riechen" erfanden.

Keine exakte Einheit

Ein Olf – das ist in etwa so exakt wie die gefühlte Temperatur, also wie wenn wir die Hand aus dem Fenster halten, um zu wissen wie viel Grad es sind. Olf-Messungen haben also einen sehr individuellen Charakter. Ich mache einen kleinen Test - ich gehe in ein Büro und frage zwei Kolleginnen, wie sie den Geruch in ihrem Büro empfinden, wie viel Olf das wohl seien. Natürlich kommt gleich die Frage nach der Bezugsgröße. Dazu brauchen wir die Defintion eines Olfs:

Ein Olf ist die Geruchsbelastung, die von einem Normmenschen (erwachsene Person mit einem Hygienestandard von 0,7 Bädern pro Tag, 1,8 qm Hautoberfläche und bei sitzender Tätigkeit) ausgeht.

Jetzt wo das geklärt ist, stelle ich die Frage erneut: wie viel Olf sind hier im Büro. Die Kolleginnen saugen tief die Luft ein bevor sie antworten:  

Ich würde denken, es ist nur ein Olf auch wenn wir zu zweit hier sind. Ich denke es sind vier Olf. Denn der Raum riecht auch ohne Menschen relativ abgestanden.

Natürlich werde auch ich gefragt, der den seit morgens mit zwei Kolleginnen vollbesetzten Raum gerade erst betreten hat. Ich antworte ohne Rücksicht auf Rang und Namen: "Ich denke hier sind 15 Olf drin." Echt, fragen die Kolleginnen entsetzt und fügen frech hinzu: "Aber erst seitdem du reingekommen bist."

Mysterium Duftwahrnehmung

Das macht das Problem des Olfs deutlich, bestätigt der deutsche Riechforscher Prof. Hanns Hatt von der Ruhruniversität Bochum. Er sagt, dass wir Gerüche sehr unterschiedlich wahrnehmen.

Wir wissen nicht mal wie der einzelne Mensch die Düfte wahrnimmt. Wir wissen nur, dass es große Unterschiede gibt auch zwischen den einzelnen Düften bei jedem Menschen.

Und da Olf nur durch menschliche Nasen bestimmt werden kann, verhindert der subjektive Faktor jede objektive Einordnung. Das zweite ist die Definition. Professor Hatt hält sie für völligen Humbug. Während für ihn nur die Anteile von Duftmolekülen pro einer Million (ppm - parts per million) eine klare Bezugsgröße sind, wird hier mit Waschungen pro Tag und Hautfläche gearbeitet. Das sei völlig absurd meint Hatt:

Und damit beginnt eben schon das Unheil, weil es nicht um die Quadratmeter an Haut geht, die man hat, sondern es geht eben darum: Ist man behaart oder nicht behaart? Wie viele Schweißdrüsen hat man?

Auch die Lebens- und Ernährungsweise sowie die Herkunft können Einfluss auf den Körpergeruch haben. Kurz: Jeder Mensch riecht anders. Riechforscher Prof. Hans Hatt kennt nicht einen Kollegen, der mit der Einheit Olf arbeitet. Trotzdem lassen sich bei Wikipedia verschiedene Geruchsintensitäten zuordnen:

Eine ruhende Person entspricht einem Olf, ein starker Raucher 25 Olf, ein Athlet nach dem Sport 30 Olf und einer Gummidichtung werden 0,6 OLF nachgesagt.

Ein Gutes könnte die Einheit Olf allerdings doch haben. Mit der Definition von 0,7 Bädern pro Tag und täglich gewechselter Wäsche kommen manche in Versuchung ihre Hygienstandards zu hinterfagen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 17. Mai 2018 | 21:00 Uhr