Klimafreundliche Antriebe Schifffahrt könnte Ammoniak als alternativen Treibstoff nutzen

19. Juli 2023, 08:54 Uhr

Für die Schifffahrt existieren noch kaum Alternativen zu den schweren, mit Ölkraftstoffen angetriebenen Schiffsmotoren. Eine Studie des Ökoinstituts hat untersucht, ob Ammoniak als Alternative in Frage kommt.

Globalisierung und Welthandel hängen maßgeblich von der Schifffahrt ab, die zugleich zu den größten Verursachern von CO2 im Verkehrssektor zählt. Über drei Prozent der globalen Emissionen werden vom Schiffsverkehr ausgestoßen. Bei langen Routen über den Ozean gelten Batterie-elektrische oder Wasserstoff-basierte Antriebe nicht als brauchbare Alternativen. Im Auftrag der Umweltschutzorganisation Nabu hat jetzt das Freiburger Ökoinstitut untersucht, inwiefern Ammoniak ein alternativer Treibstoff sein könnte. Das Gas kann ohne CO2-Emission verbrannt werden, hat jedoch andere Nachteile, wie die Autoren festellen.

Ammoniak als Treibstiff: Kein CO2 aber Lachgas

Ammoniak ist eines der am häufigsten produzierten chemischen Produkte. Das stechend riechende Gas basiert vor allem auf Stickstoff und Wasserstoff und ist ein wichtiger Ausgangsstoff für viele Formen von Kunstdüngern. Als Treibstoff ist es deshalb attraktiv, weil es keinen Kohlenstoff enthält. Allerdings entsteht bei der Verbrennung Lachgas, (N2O) welches ebenfalls ein Treibhausgas ist. Daher müsste es vollständig aufgefangen werden, wenn ein Antrieb auf Basis von Amoniak klimaneutral sein soll.

Revolution auf dem Wasser Die Dokumentation "Revolution auf dem Wasser" begleitet Reeder, Ingeneure und Forscher bei der Bewältigung einer gewaltigen Herausforderung: Schiffe müssen unbedingt klimafreundlicher werden. Doch bislang gibt es kaum klimaneutrale Treibstoffe. Diese müssen erst entwickelt werden, um einen klimaschonenden, rentablen Welthandel zu ermöglichen. Kann die Wende gelingen? Der Film ist bereits jetzt in der Mediathek von arte abrufbar und wird am Samstag, 22. Juli um 22 Uhr bei arte ausgestrahlt.

Das Gas ist außerdem stark giftig für Pflanzen und Tiere. "Ammoniak hat auch langfristige toxische Wirkungen auf Fische und wirbellose Wassertiere", heißt es im Hintergrundpapier zu der Studie. Es wird aber angenommen, dass es bei einem Leck schneller abgebaut wird als das bislang verwendete Schweröl.

Bislang keine Prototypen für Schiffsmotoren mit Ammoniak

Ein weiteres Problem ist, dass bislang keine Schiffsmotoren existieren, die mit Ammoniak betrieben werden können und die schon getestet worden wären. Daher stellen die Autoren der Studie fest, dass noch keine ausreichenden Daten vorliegen zu den Abgasen von Ammoniak. "Weitere Forschung ist notwendig, um die Menge der tatsächlichen Emissionen – insbesondere der Lachgas-Emissionen – zu klären und Technologien zu deren Reduzierung oder Vermeidung zu entwickeln", heißt es in dem Papier.

Leif Miller, NABU Bundesgeschäftsführer, sagt: "Ammoniak als Schiffstreibstoff kann sein Klimaschutzpotenzial dann voll entfalten, wenn klimaschädliche Lachgasemissionen, die in Produktion, Transport und Verbrennung entstehen, nahezu vollständig eliminiert werden." Doch dafür sei noch umfangreiche Entwicklungsarbeit notwendig.

Inverstitionen in Ammoniak-Infrastruktur sind für viele Zwecke sinnvoll

Investitionen in Ammoniak-Infrastruktur seien aber auch dann nicht verloren, wenn es nicht zum Einsatz in der Schifffahrt kommt, so der Nabu. "Ammoniak wird im Rahmen der Wasserstoffwirtschaft für die Dekarbonisierung anderer Sektoren eine wichtige Rolle spielen", teilt die Organisation mit.

(ens)

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