Corona und Mobilität Wie das Auto auf die Straße zurückkehrte
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23. April 2021, 20:00 Uhr
Die Corona-Pandemie stellte im März 2020 alle Gewohnheiten auf den Kopf. Über Nacht blieben Schulen und andere Einrichtungen geschlossen. Die Folge waren leere Straßen, auch in Mitteldeutschland. Mobilitätsdaten aus Navigationsgeräten zeigen nun, dass der Autoverkehr nie komplett zurückging. Im Gegenteil, wer schon vor der Pandemie mit dem Auto unterwegs war, kehrte offenbar schnell wieder zu alten Gewohnheiten zurück.
Wer täglich auf das Auto angewiesen ist, weiß es schon: Die meisten Staus gibt es im Berufsverkehr. Wenig überraschend zeigen das auch Mobilitätsdaten aus Smartphones und Navigationsgeräten, mit denen die lokale Staubelastung gemessen werden kann. Das Beispiel Dresden zeigt: Zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 14 und 17 Uhr ist die Staubelastung am größten - normalerweise.
Ein Blick auf den Monatsvergleich zeigt: Im März und April 2020 gingen die Staus zu diesen Spitzenzeiten stark zurück. Im Vergleich zu 2019 ist deutlich zu sehen, dass der Verlauf mit vormals zwei Höckern während des Berufsverkehrs abgeflacht ist. Was in den Daten überrascht: Der Autoverkehr bleibt auf einem hohen Sockelniveau erhalten. Es sind Pendler, die kein Homeoffice machen konnten, Privatfahrten und wirtschaftliche Versorgungsfahrten. Während es auf den Straßen also spürbar flüssiger lief, blieben Autos dennoch weiterhin die erste Wahl bei den Verkehrsmitteln.
Der Mai bringt Sonne und Autos zurück
Die beiden werktäglichen Verkehrsspitzen kehrten im Mai, spätestens im Juni wieder zurück in den Alltag deutscher Städte, auch in Leipzig. Dies ging einher mit sinkenden Infektionszahlen und entsprechenden Lockerungen im öffentlichen Leben. In diesem Zuge stieg der Gesamtverkehr wieder deutlich an, auch die Nutzung des Autos. Erstaunlich daran ist, die Staubelastung in den sonst üblichen Urlaubsmonaten Juli und August war insgesamt sogar höher als im Vergleichsjahr 2019.
Es war vor allem die eingeschränkte Urlaubsplanung, die Einfluss auf diesen Trend hatte. Denn die Zahl der Neuinfektionen war zwar in ganz Europa gesunken, doch Reisen ins Ausland blieben weiterhin nur sehr eingeschränkt möglich. Alternativ entdeckten die Deutschen ihr Land als Urlaubsziel wieder – und verstopften dabei die Straßen der Städte.
Kein nachhaltiger Verkehrswandel
Über das gesamte Jahr gesehen wird deutlich, dass es durch die Corona-Pandemie keinen nachhaltigen Wandel im Straßenverkehr gab. Im April freuten sich die Fahrradhändler noch über steigende Umsätze und auch deutschlandweite Umfragen belegen einen Boom des Fahrrads während des ersten Lockdowns. Als Gründe wurden Fitness erhalten (85%), Ersatz für andere Freizeitaktivitäten (75%) und zeitweiliges Entkommen aus der häuslichen Enge (71%) genannt – alle beziehen sich auf die Situation wegen der Pandemie.
Spätestens ab Mai, also verbunden mit den Lockerungen, ging der Anteil des Fahrrads an allen Verkehrsträgern wieder langsam zurück. Dagegen stiegen die Anteile des ÖPNV und schließlich auch wieder des Autos. Im Sommer 2020 kehrte also nicht nur etwas Normalität zurück, sondern auch die alte Gewohnheit ins Auto zu steigen.
So haben wir die Daten analysiert Grundlage der Analyse sind Echtzeit-Daten des Navigationsdienstleisters TomTom, die die örtliche Verkehrsbelastung nach Wochen, Tagen oder auch Stunden auswertbar machen. Dabei wird die jeweilige Staubelastung (congestion level) in Prozent gemessen. Das heißt, es wird berechnet, um wie viel Prozent die Autofahrer*innen für eine Strecke länger unterwegs sind, als sie ohne jegliche Behinderung benötigt hätten. Wo zum Beispiel statt 20 Minuten für eine Strecke 30 Minuten benötigt werden, liegt die Staubelastung bei 50 Prozent. Die Staubelastung drückt also den Zeitverlust durch Verkehrsbehinderungen aus.
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