Busse und Bahnen Corona trifft den ÖPNV am stärksten

16. Dezember 2021, 16:17 Uhr

Räumliche Enge, fremde Menschen und wenig Ausweichmöglichkeiten, falls sich das Gegenüber als Maskenverweigerer entpuppt: Viele Menschen haben öffentliche Verkehrsmittel während der Corona-Pandemie gemieden.

Corona-Verkehrsbremse + Text 45 min
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MDR Wissen So 25.04.2021 22:20Uhr 44:43 min

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Ein Vergleich unterschiedlicher Verkehrsmittel zeigt: Insgesamt nahm die Mobilität der Deutschen im ersten Lockdown deutlich ab – wer aber dennoch unterwegs war, entschied sich am häufigsten für das Auto. Der Anteil des ÖPNV am Verkehrsmix dagegen bricht mit dem ersten Lockdown ein. Das gilt auch für Mitteldeutschland: Die Verkehrsbetriebe in Erfurt, Dresden und Leipzig verloren 2020 jeweils rund 30 Prozent ihrer Fahrgäste – während des ersten Lockdowns waren es teilweise sogar 70 Prozent weniger Fahrgäste.

Gerade kürzere Wege wurden während des ersten Lockdowns per Rad oder zu Fuß bewältigt – hier steigt der Anteil am Verkehrsmix. Später im Jahr nutzten die Menschen – verbunden mit den von der Politik vorgegebenen Lockerungen den ÖPNV wieder mehr, aber: Die traditionell stärkste Phase der Straßenbahn- und Busbetreiber im Herbst und Winter fiel im Corona-Jahr 2020 eher flach aus.

Das liegt auch an den veränderten Mobilitätsgewohnheiten seit Beginn der Pandemie: Menschen arbeiten im Homeoffice, Dienstreisen sind selten geworden. Zusätzlich ist auch der Tourismus in vielen Städten stark zurückgegangen. Gerade die Weihnachtsmärkte sind für viele mitteldeutsche Verkehrsbetriebe eine wichtige Einnahmequelle.

Veränderte Gewohnheiten

Diejenigen, die den öffentlichen Nahverkehr während der Corona-Pandemie weiter nutzten, taten dies oft, weil sie nicht anders konnten. Das zumindest legen Daten zu den Nutzungszwecken nahe. 

Während in einem normalen Jahr circa ein Viertel der Mitfahrenden den ÖPNV als Teil ihrer Freizeit nutzten, waren es im Oktober 2020 nur noch 16 Prozent. Absolut gesehen haben damals nur noch sehr wenige Menschen auf Bus und Bahn zurückgegriffen – der größte Anteil unter denjenigen, die es weiterhin taten sind Berufstätige auf ihrem Arbeitsweg, vermutlich aus Mangel an Alternativen.

Denn: die Angst, sich in Bus und Bahn mit dem Coronavirus anzustecken ist hoch: Gegenüber dem Meinungsbarometer MDR Fragt gaben Ende März die meisten Befragten an, sich im öffentlichen Nahverkehr besonders stark vor einer Ansteckung zu fürchten.

Um den öffentlichen Nahverkehr im Corona-Jahr 2020 zu unterstützen, bezahlten Bund und Länder 100 Prozent der entstandenen Einnahmeausfälle. Viele Verkehrsbetriebe in Mitteldeutschland fürchten jedoch, dass die Folgen der Pandemie dem ÖPNV längerfristig schaden könnten. Denn: Einen Großteil der Finanzierung vieler Verkehrsbetriebe machen Abo-Modelle aus. „Unsere Stammkunden waren solidarisch, aber wir haben seit Beginn der Pandemie kaum noch neue Abonnements abschließen können.“, sagt Marc Backhaus, Pressesprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe. Das sei anders geplant gewesen und auch der Trend sei vor Corona ein anderer gewesen. Nun rechne man damit, erst 2024 wieder an das Niveau von 2019 anknüpfen zu können.  

Zukunft ungewiss

Schon jetzt deutet sich an, dass viele Unternehmen auch nach der Pandemie weiterhin mehr Homeoffice anbieten wollen. Viele Pendlerinnen und Pendler könnten also künftig öfter zu Hause bleiben und würden damit weniger Busse und Bahnen nutzen.

Das könnte vor allem für den öffentlichen Nahverkehr abseits der größeren Städte zum Problem werden: Gerade kleinere Kommunen wie Nordhausen in Thüringen können den ÖPNV so möglicherweise nicht mehr weiter finanzieren. Deshalb möchte die Stadt den Nahverkehr nun an den Landkreis abgeben. Und auch Städte wie Leipzig diskutieren darüber, wie Busse und Bahnen nach der Corona-Pandemie wieder attraktiver werden können - auch, um das Klima zu schonen. Dort soll beispielsweise ein vergleichsweise preiswertes 356-Euro Jahresticket eingeführt werden. 2020 war das pandemiebedingt verschoben worden.

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