Mikroplastik Wo Plastik in der Nordsee festhängt: Forschende untersuchen Müllströme
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24. Mai 2023, 11:32 Uhr
Mit aufwendigen Experimenten und Modellen haben Forscher untersucht, wie sich größere Plastikteile in der Nordsee verteilen. Problematisch sind vor allem Zonen, wo sich Süßwasser aus Flüssen mit dem Meer mischt.
Plastikmüll auf dem Weg in die Nordsee bleibt meistens bereits in Küstennähe hängen oder treibt relativ schnell an Land zurück. So lässt sich relativ knapp zusammenfassen, was ein Team von Forschenden der Universität Oldenburg seit 2016 umfassend untersucht hat.
Die Wissenschaftler aus den Bereichen Meereswissenschaften, Geografie und Umweltplanung wollten wissen, welche Reise größere Plastikteile mit einem Durchmesser von mehr als fünf Millimetern nehmen, wenn sie in die Nordsee geschwemmt werden.
Citizen-Science gegen Plastikmüll: Bürger meldeten den Fund von Holztafeln
Dazu untersuchte das Team zunächst Plastikmüll an der Küste, in Flussmündungen und am Meeresboden und simulierte mit Rechenmodellen die Verbreitung in den Meeren. Zudem führten die Forschenden zwei aufwendige Experimente durch. Dabei setzten sie einerseits Driftkörper mit Satellitensendern aus, die ihren Weg durch Flüsse, küstennahe Bereiche und das Meer funkten.
Andererseits entließen sie rund 63.000 kleine Holztafeln an verschiedenen Stellen an den Küsten und auf offener See. Trieben diese Tafeln an Land, konnten Passanten den Fund über ein Online-Portal melden und so zur Datensammlung beitragen. Rund 43 Prozent, mehr als 27.000 Tafeln, wurden auf diese Weise gefunden und gemeldet.
Flussmündungen: Der meiste Müll sammelt sich an der Grenze von Süß- und Salzwasser
Die Studie zeigte zum einen, dass rund zwei Drittel der Holztafeln, die an den Küsten ins Wasser geschüttet wurden, wieder an Land trieben. Größere Strecken dagegen legten vor allem die Tafeln zurück, die auf offener See ins Wasser gelangt waren. Ein knappes Drittel davon war mehr als 250 Kilometer unterwegs, bevor es an eine Küste gespült wurde.
Problematisch waren vor allem sogenannte ozeanografische Fronten. "Das sind Zonen, in denen beispielsweise Süßwasser aus einem Fluss auf salziges Meerwasser trifft. Dort geht es oft sehr turbulent zu", sagt Jens Meyerjürgens vom Oldenburger Institut für Chemie und Biologie des Meeres. Gerieten Müllpartikel in diese Zonen, blieben sie oft über Tage bis zu Wochen dort gefangen. Am Meeresgrund unterhalb dieser Gebiete fanden die Forscher dementsprechend mehr Plastik als an anderen Orten.
Müll wird aus Häfen in das Meer gespült
Bei der Untersuchung der gesammelten Plastikmüllpartikel stellten die Forschenden fest, dass das meiste davon aus den Städten entlang der Mündungen von Elbe, Weser und Ems, außerdem aus der Fischerei. Ein den der deutschen Küste nahen Teile der Nordsee waren am häufigsten Orte in Deutschland und in den Niederlanden Quelle des Mülls. Auf dem offenen Meer stammten die meisten Plastikpartikel aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden.
Rund acht Prozent aller Kunststoffabfälle im Wasser stammten aus Häfen. Die Wissenschaftler empfehlen daher strengere Regeln beziehungsweise den vollständigen Verzicht auf Einweggeschirr und Besteck sowie strengere Regeln für die Lagerung von Abfällen an Häfen.
Links/Studien
- Meyerjürgens et al: "Sources, pathways, and abatement strategies of macroplastic pollution: an interdisciplinary approach for the southern North Sea", Frontiers in Marine Sciences
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Brisant | 10. August 2022 | 17:15 Uhr
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