Lindenberg in Brandenburg Mess-Festival erfasst kleinräumige Wetterphänomene

17. Mai 2021, 12:57 Uhr

Kennen Sie das? Gerade noch schönstes Sommerwetter und plötzlich geht die Welt unter. Ein Mess-Festival in Brandenburg mit hunderten Wetterstationen geht diesen kleinräumigen Wetterphänomenen nun auf den Grund.

Meteorologische Messstation für die FESSTVaL-Kampagne bei Lindenberg
Meteorologische Messstation für die FESSTVaL-Kampagne in Lindenberg/Brandenburg. Bildrechte: B. Kirsch, MI UHH

Jeder kennt das: Gerade noch ist es schön und warm, plötzlich zieht ein Gewitter auf und die Luft kühlt ab. Starke Windböen und kräftiger Niederschlag folgen. Aber fünf Kilometer weiter regnet es nicht einen Tropfen. Und nach wenigen Minuten ist das Spektakel vorbei. Kleinräumige Wetterphänomene nennt man solche Ereignisse in der Meteorologie. Mit einem regelrechten Mess-Festival wollen etwa zwei Dutzend Wissenschaftler verschiedener Behörden und Institute diesen Wetterschwankungen jetzt auf den Grund gehen.

Hunderte Stationen im 15-Kilometer-Umfeld

FESSTVaL (Field Experiment on Submesoscale Spatio-Temporal Variability) oder zu Deutsch "Feldexperiment zur räumlich-zeitlichen Variabilität unterhalb der Mesoskala in Lindenberg" heißt das Projekt, dass bis Ende August 2021 im ostbrandenburgischen Lindenberg kleinräumige Wetterphänomene so detailliert wie nie erfassen soll. Im 15-Kilometer-Umkreis des Meteorologischen Observatoriums Lindenberg (Landkreis Oder-Spree) wurden dafür 100 Stationen zur oberflächennahen Erfassung von Lufttemperatur und Luftdruck sowie 20 automatische Wetterstationen und 100 Messpunkte für die Messung von Bodenfeuchte und Bodentemperatur installiert.

Herrkömmliches Bodenmessnetz ungeeignet

Bürger-Messgerät MESSI
Bürger-Messgerät "MESSI". Bildrechte: A. Trojand, FU Berlin

Der Abstand zwischen den Stationen beträgt zwischen 100 Metern und wenigen Kilometern. Erst durch diese hohe Messdichte ist es nach Angaben der Projekt-Verantwortlichen möglich, Struktur und Entwicklung von räumlich begrenzten Wetterphänomenen zu erfassen. Das herkömmliche Bodenmessnetz, bei dem etwa alle 25 Kilometer eine Messstation steht, sei dafür nicht geeignet.

Zusätzlich zu den bodennahmen Messungen erfassen zwölf Messsysteme des Deutschen Wetterdienstes und anderer FESSTVaL-Partner ständig Temperatur und Luftfeuchte bis in mehrere Kilometer Höhe. Radarsysteme vermessen zusätzlich Wolken und Niederschlag. Außerdem wurde ein sogenanntes Bürger-Messnetz durch die Verteilung von Bürger-Messgeräten in und um Lindenberg aufgebaut.

Vorhersagen und Mess-Strategien verbessern

Die beim Lindenberger Mess-Festival bis zum 31. August 2021 gewonnen Erkenntnisse sollen den Angaben zufolge dazu dienen, die Darstellung solcher kleinräumigen Prozesse in der Wettervorhersage zu verbessern, Messstrategien zu effektivieren und Modellsimulationen zu testen. Das Hauptinteresse der Forscher richtet sich aber auf die bodennahe Schicht der Atmosphäre in ein bis zwei Kilometern Höhe, auf Kaltluftzonen sowie auf Windböen.

Neben dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind auch das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und des MPI für Bildungsforschung sowie fünf Universitäten und mehrere nationale und internationale Forschungsinstitute wie etwa das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR an dem Projekt beteiligt.

(dn)

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