Krebsforschung Geringeres Brustkrebsrisiko durch Arbeit im Sonnenlicht

02. Februar 2021, 16:47 Uhr

Dänische Krebsforscher schreiben in einer neuen Studie, dass Frauen, die über längere Zeit draußen arbeiten, ein geringeres Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken. Grund dafür sei der erhöhte Vitamin-D-Spiegel.

Vitamin D ist ein Multitalent, denn es sorgt für körperliche Leistungsfähigkeit, hat Auswirkungen auf unser Nerven- und Muskelsystem, den Aufbau von Sexualhormonen und ist maßgeblich am Knochenstoffwechsel beteiligt. Das fettlösliche Vitamin sorgt für die Aufnahme von Calcium und Phosphat. Damit hat es eine Schlüsselrolle in der Knochenmineralisierung inne.

Weil Vitamin D außerdem an der Bildung von Proteinen beziehungsweise der Steuerung verschiedener Gene beteiligt ist, wurde in jüngster Zeit vermutet, dass auch Zusammenhänge zwischen einem Vitamin-D-Mangel und chronischen Krankheiten bestehen könnten. Im Zuge dessen stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die These auf, dass eine Vitamin-D-Supplementierung eine Möglichkeit wäre, bestimmte Krankheiten zu verhindern oder ihren Verlauf zu beeinflussen.

Vitamin-D-Mangel durch Indoor-Arbeit

Nun glaubt eine dänische Studie einen Hinweis darauf gefunden zu haben, dass ein höherer Vitamin-D-Spiegel dafür sorgt, dass Frauen einem geringeren Brustkrebsrisiko ausgesetzt sind. Genauer gesagt, beobachteten die Forschenden in ihrer Studie, dass Frauen, die länger als 20 Jahre draußen arbeiten, ein 17 Prozent geringeres Risiko haben, nach ihrem 50. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken.

Link zur Studie

Die Studie "Occupational exposure to solar ultraviolet B radiation and risk of subtypes of breast cancer in Danish women" ist im BMJ/Occupational and Environmental Medicine veröffentlicht worden.

Vitamin-D wird nämlich in der Regel mittels UVB-Strahlung, die im Sonnenlicht vorhanden ist, zu 80 bis 90 Prozent in der Haut gebildet. Dafür ist allerdings wirklich ein Aufenthalt im Freien nötig. Ein heller Raum allein reicht nicht aus. Die Ernährung trägt laut RKI nur zu einem geringen Teil von 10 bis 20 Prozent zur Vitamin-D-Produktion bei. Weil die Arbeiten im Freien in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen, die Anzahl der Brustkrebserkrankungen aber zugenommen haben, wollten die Forschenden herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Variablen gibt.

Dafür werteten sie die Daten von 38.375 dänischen Frauen unter 70 Jahren aus, die an Brustkrebs erkrankt waren. Als Kontrollgruppe dienten fünf zufällig ausgewählte Frauen ohne Brustkrebs, die im selben Jahr geboren wurden. Besonderes Augenmerk wurde hier darauf gelegt, wie viel Sonnenlicht die Frauen im Laufe ihres Arbeitslebens tatsächlich ausgesetzt waren.

Problem Beobachtungsstudie

Zwar haben die Forschenden feststellen können, dass das Brustkrebsrisiko der Frauen über einen langen Zeitraum hin sank, doch ob das tatsächlich am Vitamin D lag, ist nicht gesagt. Denn die Studie ist eine Beobachtungsstudie.

Diese Studie zeigt einen umgekehrten Zusammenhang zwischen der langfristigen beruflichen UVB-Exposition und dem spät einsetzenden Brustkrebs.

Brustkrebsstudie, Dänische Krebsgesellschaft

Sie betrachtete keine Blutwerte, nicht die Ernährung oder den Body-Mass-Index. Auch wurde nicht untersucht, ob die Frauen die Pille nahmen, eine Hormon-Ersatz-Therapie durchführten, Alkohol konsumierten oder in ihrer Freizeit Sport trieben. Doch all diese Faktoren können das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, beeinflussen.Trotzdem glauben die Forschenden der dänischen Studie, dass es einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Krebserkrankungen gibt.

Krebshemmende Wirkung

Mit dieser Annahme stehen sie nicht allein da. Schon lange gehen Mediziner davon aus, dass der Vitamin-D-Spiegel bestimmte Krankheiten beeinflusst. So wurde zum Beispiel 2018 in der VITAL-Studie der Harvard Medical School festgestellt, dass Vitamin D das Fortschreiten einer Krebserkrankung hemmen kann.

Vitamin-D-Mangel ist eine häufige Begleiterscheinung von Krebserkrankungen. Grund dafür ist laut Deutschem Krebsforschungszentrum, dass Krebspatienten häufig unter phototoxischen Reaktionen leiden, wenn sie ihre Haut der Sonne aussetzen. Diese extreme Lichtempfindlichkeit wird durch die Medikamente der Krebstherapie ausgelöst. Eine zusätzliche Vitamin-D-Aufnahme ist also nötig und kann, wie die Studie zeigte, die Prognose der Krebspatienten verbessern. Allerdings gelten auch diese Beobachtungen nicht für alle Krebspatienten gleichermaßen. Eine Verbesserung der Prognose konnte zum Beispiel nur bei Patienten mit einem normalen BMI festgestellt werden. Bei Übergewicht oder Fettleibigkeit konnte das nicht beobachtet werden.

Weil Vitamin D in unserem Körper in verschiedensten Bereichen eine Rolle spielt, steht die Forschung noch immer am Anfang. So zum Beispiel stellt sich noch immer die Frage, wie Vitamin-D-Mangel und Depressionen zusammenhängen, welchen Einfluss es auf unsere Gelenke hat oder gar auf unsere Fortpflanzung. Bis alle Geheimnisse gelüftet sind, bedarf es noch zahlreicher repräsentativer Studien.

JeS

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