Ukraine-Krieg Gefährdet Putins Krieg die Zusammenarbeit in der Raumfahrt?
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25. Februar 2022, 16:24 Uhr
Es herrscht Krieg in Europa. Russland ist in die Ukraine einmarschiert. Die USA und die EU haben ihre Sanktionen gegenüber Russland verschärft. Was bedeutet das jetzt für die internationalen Kooperationen im Weltraum? Und welche Projekte betrifft das?
Seit dem Morgen des 24. Februar 2022 herrscht Krieg in Europa. Russische Truppen sind in die Ukraine einmarschiert. Die USA und die EU verschärfen ihre Sanktionen gegenüber Russland und US-Präsident Joe Biden erklärte am Donnerstag unter anderem, wie die Maßnahmen auch das Raumfahrtprogramm Russlands treffen werden:
"Durch unsere Maßnahmen und die unserer Verbündeten und Partner werden wir schätzungsweise mehr als die Hälfte der russischen Hightech-Importe abschneiden und dem Land einen Schlag versetzen, der es ihm unmöglich macht, sein Militär weiter zu modernisieren. Es wird ihre Luft- und Raumfahrtindustrie, einschließlich ihres Raumfahrtprogramms, schwächen."
Russland, die USA und die ISS: (k)eine brüchige Beziehung?
Das heißt jetzt aber nicht, dass die Kooperation mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos sofort aufgekündigt wird. Immerhin ist sie neben den USA der wichtigste Geldgeber der Internationalen Raumstation ISS. Europa (Esa), Kanada (CSA) und Japan (JAXA) übernehmen nur einen Bruchteil der Kosten für den Erhalt der Raumstation. Eine kurze Analyse über den derzeitigen Zustand auf der ISS finden Sie übrigens hier.
Am Donnerstag hatte Nasa-Sprecher Dan Huot bereits in einer Email erklärt, dass die Nasa die Zusammenarbeit "mit der staatlichen Raumfahrtgesellschaft Roskosmos und unseren anderen internationalen Partnern in Kanada, Europa und Japan zusammen aufrechterhalten wird, um den sicheren und kontinuierlichen Betrieb der Internationalen Raumstation zu gewährleisten."
Reaktion von der Esa
Auf telefonische Nachfrage bei der Pressestelle der Esa konnte am Morgen des 25. Februar nur darauf verwiesen werden, dass es noch keine offizielle Stellungnahme gibt. Um 11.11 Uhr veröffentlichte der Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher dann einen Tweet:
"Ungeachtet des aktuellen Konflikts bleibt die zivile Weltraumkooperation eine Brücke. Die Esa arbeitet weiterhin an allen ihren Programmen, einschließlich der ISS- und ExoMars-Startkampagne, um die Verpflichtungen gegenüber den Mitgliedstaaten und Partnern einzuhalten. Wir beobachten weiterhin die Entwicklung der Situation."
Gemeinsame Mars-Mission
Für die ExoMars-Mission von Esa und Roskosmos bedeutet das vorerst: business as usual – alles wie zuvor. Eigentlich sollte die Mission bereits im Sommer 2020 gemeinsam mit der amerikanischen "Mars 2020"-, der arabischen "Hope"- und der chinesischen "Tianwen-1"-Mission zum roten Planeten aufbrechen. Wegen der Corona-Pandemie hatten sich Roskosmos und die Esa auf eine Verschiebung des Starts geeinigt.
Da das optimale Zeitfenster für eine Marsreise sich ungefähr nur alle zwei Jahre öffnet, kann die Mission frühestens in diesem Herbst starten. Anfang 2022 hatten die Behörden den Launch für den 20. September bestätigt. Der Rover Rosalind Franklin soll mithilfe einer russischen Proton-Rakete vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan starten.
Als alternative Startmöglichkeit könnte die Esa auf ihren eigenen Raumhafen in Kourou auf Französisch-Guayana zurückgreifen. Ein Launch mit einer europäischen Ariane-Rakete wäre ebenfalls möglich. Bisher sind solche Maßnahmen aber nicht vorgesehen.
Russische Startmöglichkeiten von Kourou
Russland und Europa arbeiten besonders bei den Startmöglichkeiten von Raketen eng zusammen. Von Kourou aus starten jedes Jahr mehrere russische Trägerraketen. Umgekehrt hatte Europa seine Astronauten und Astronautinnen jahrelang von Russland aus ins All geschickt. Mit dem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX gibt es erst seit 2020 wieder die Möglichkeit, von den USA aus in den Orbit zu gelangen.
Russische Allianz mit China
Die USA, Europa, Japan und Kanada arbeiten gemeinsam am Artemis-Projekt und wollen zunächst eine Raumstation in der Mondumlaufbahn platzieren. Russland wollte sich ursprünglich auch beteiligen, gab aber im Januar 2021 seinen Ausstieg bekannt. Das Lunar Gateway und Artemis-Projekt wären zu US-zentriert gewesen.
Stattdessen gaben China und Russland Anfang 2022 ihre Kooperation bei der schrittweisen Errichtung einer Bodenstation auf der Mondoberfläche bekannt. Bis Mitte der 2030er-Jahre soll diese Station fertiggestellt werden. Derzeit übt China im Ukraine-Krieg und über die raumfahrttechnische Kooperation mit Roskosmos Zurückhaltung.
In der Raumfahrt wird es erst mal so weitergehen wie geplant. Roskosmos bleibt ein wichtiger Partner, dürfte die Sanktionen jedoch bei der Entwicklung zukunftsträchtiger Raumfahrttechnik in den nächsten Jahren spüren. Wie sich der Ukraine-Krieg insgEsamt auf die Raumfahrt auswirken wird, bleibt weiterhin abzuwarten.