Wird er wirklich nicht gebraucht? Tag gegen Lärm 2020 fällt aus
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28. April 2020, 17:25 Uhr
Seit über 20 Jahren gibt es immer am 29. April den Tag gegen den Lärm. In diesem Jahr fällt er aus. Wird er wirklich nicht gebraucht? Und sollen wir uns etwa nach Krach sehnen?
Ja, es ist ruhiger derzeit. Sogar die Erde schwingt leiser wegen des Corona-Shutdowns in vielen Ländern, wie Forscher herausgefunden haben. Betriebe stehen still, weniger Verkehr, kaum noch Flieger in der Luft. Und das hat Folgen für den Tag gegen Lärm. "Fragen nach der Belastung durch Lärm sind keine, die es im Moment zu lösen gilt", schreiben deshalb die Organisatoren des Tages gegen Lärm auf ihrer Homepage.
Der Aktionstag der Deutschen Gesellschaft für Akustik, der vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt unterstützt wird, findet deshalb 2020 nicht statt. "Der Tag gegen Lärm gehört in eine Welt, in der die Bekämpfung von störenden Geräuschen wieder wichtig ist", so die Begründung. Derzeit aber würden wir uns nach Geräuschen sehnen, die jeden neuen Tag Wiedererkennungswerte von normalem Leben geben.
Lärm, den wir vermissen
Und damit meinen die Veranstalter den "Lärm" eines Konzertes, der Fans im Fußballstadion, im Lieblingsrestaurant, vielleicht auch bei der Schulabschlussfeier, dem Geburtstag, der Hochzeit. Eben all den Dingen, die wir jetzt schmerzhaft vermissen und die wir gern bald wieder erleben möchten.
Und deshalb lohnt es doch, heute am Tag gegen Lärm über Lärm zu reden. Und sei es nur, um uns klar zu machen, welche Art von Lärm wir wollen. Und auf welche wir verzichten können, weil allein in Europa 100 Millionen Menschen von diesem gesundheitsgefährdenden Krach betroffen sind. Nämlich dem Lärm, "der stört, der soziale Situationen unterbricht und der krank machen kann", wie es Brigitte Schulte-Fortkamp beschreibt, Psychoakustikerin an der TU Berlin und Mitinitiatorin des Tages gegen Lärm.
Denn das ist der Lärm, der uns nicht schlafen lässt, der Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen auslöst und der uns sogar am Denken hindert. Insbesondere für Kinder ist das ein Problem, zum Beispiel in schlecht lärmgedämmten Schulen. Denn "im Gegensatz zu Erwachsenen können sie Nebengeräusche schlecht ausblenden", sagt Neurobiologe Prof. Marc Schönwiesner von der Uni Leipzig. "Das führt dazu, dass ein Großteil der Energie, die Kinder für den Unterricht brauchen, in aktive Schallunterdrückung fließt."
In diesem Sinne, lassen Sie uns keine Energie verschwenden. Lauschen Sie heute mal dem Flüstern der frischen grünen Blätter oder machen Sie etwas "guten" Lärm - von Fenster zu Fenster, Balkon zu Balkon oder über den Gartenzaun zu ihren Nachbarn.
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