WISSEN-NEWS Warum wir psychischen Problemen im Spitzensport mehr Aufmerksamkeit schenken sollten
Hauptinhalt
23. September 2024, 11:17 Uhr
Die häufigsten Gesundheitsprobleme im Spitzensport sind psychischer Natur. Zumindest ergibt das eine aktuelle Studie der Universität Amsterdam mit niederländischen Spitzensportlern und Trainern. Demzufolge berichten fast drei Viertel der befragten Sportler und 40 Prozent ihrer Trainer von sportbedingten Belastungen. Dazu gehören auch körperliche Beschwerden, aber gerade bei den Sportlern machen psychische Probleme mit über 70 Prozent den Großteil der Gesundheitsbeschwerden aus.
Während der Olympischen Spiele in Paris hatte die Turnerin Simone Biles zuletzt offen über mentale Gesundheit und sportliche Leistung gesprochen. Sie gab an, unter Ängsten und Panikattacken zu leiden. Bei Turnerinnen und Turnern können diese auch in Zusammenhang mit mentalen Blockaden stehen, die beispielsweise dazu führen, dass eine Person während der Übungen in der Luft die Kontrolle über den eigenen Körper verliert. Weil dieses Phänomen häufig bei Drehungen auftritt, sprechen Sportlerinnen wie Biles auch von den "Twisties".
Studie liefert Handlungsempfehlungen für den Spitzensport
Die Studie aus den Niederlanden hat 156 Spitzensportlerinnen und –Sportler sowie 95 Trainerinnen und Trainer mit einem anonymen Fragebogen befragt. Das ist nicht viel, nach Einschätzung der Studienautorinnen liefern die Ergebnisse dennoch wichtige Implikationen für den Spitzensport: "Sportmediziner und andere Betreuer sollten dem psychischen Wohlbefinden von Spitzensportlern mehr Aufmerksamkeit schenken. Auf diese Weise können wir psychische Probleme bei Sportlern frühzeitig erkennen und so rechtzeitig die richtige Unterstützung leisten", sagt Vincent Gouttebarge, außerordentlicher Professor für Sportmedizin an der Amsterdam UMC und der University of Pretoria.
Schwere Verletzungen spielen eine wichtige Rolle für die Psyche
Insgesamt scheint die Zahl der Sportlerinnen und Sportler mit mentalen Beschwerden hoch, allerdings wurden in der Studie lediglich selbstberichtete psychische Beschwerden abgefragt und nicht klinische Diagnosen. Auch Faktoren, die den mentalen Zustand von Athletinnen und Athleten beeinflussen können, wurden in der Studie abgefragt. Bei Spitzensportlern gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen den jüngsten Lebensereignissen und Angstzuständen, Depressionen, Schlafproblemen, Alkoholproblemen und Essstörungen. Auch schwere Verletzungen spielten in diesem Zusammenhang eine signifikante Rolle.
IOC-Tool könnte unterstützen
Um psychische Probleme bei Sportlerinnen und Sportlern rechtzeitig zu erkennen, empfehlen die Forschenden vor einer Sportsaison den Einsatz des Sport Mental Health Assessment Tool 1 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Dies ist ein Instrument, um Spitzensportler auf psychische Symptome zu untersuchen. So ist es möglich, Sportlerinnen und Sportler zu identifizieren, die von psychischen Problemen bedroht sind oder bereits darunter leiden. Dann können die Sportmediziner sie adäquat unterstützen ", ergänzt Gino Kerkhoffs, Vorsitzender des Akademischen Zentrums für evidenzbasierte Sportmedizin an der Amsterdam UMC.
Auch Turnerin Simone Biles priorisiert mittlerweile nach eigener Aussage ihre mentale Gesundheit und verbucht neue Erfolge als Turnerin. Bei den Olympischen Spielen in Paris gewann sie zuletzt drei Mal Gold.
Links/Studien
Die Studie "Mental health symptoms among Dutch elite athletes and their coaches: a cross-sectional study" kann hier nachgelesen werden.
iz
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR | 24. Juli 2024 | 12:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/494d4b84-6416-47c5-84d8-6a1b877e8ee2 was not found on this server.