Raumfahrt SpaceX-Absturz Anfang März: Der Mond als Schrottplatz für Raketen
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Anfang März werden die Überreste einer "Falcon 9"-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX auf dem Mond einschlagen. Wird der Mond zum Schrottplatz? Oder gar zum Recyclinghof?
Am 4. März um 13:25 Uhr (und wahrscheinlich 39 Sekunden) Mitteleuropäischer Zeit wird es so weit sein: Die etwa drei Tonnen schwere zweite Triebwerksstufe einer Falcon-9-Rakete von SpaceX wird auf dem Mond einschlagen und nach Schätzungen einen 20-Meter-Krater erzeugen.
Einige finden, der Mond sei kein Schrottplatz, damit müsse Schluss sein. Andere sehen darin erst den Anfang einer vielleicht nützlichen Entwicklung.
Aber der Reihe nach.
Sieben Jahre unkontrolliert im All
Es war die erste Weltraummission von Elon Musks Unternehmen SpaceX. Eine unbemannte "Falcon 9" brachte im Februar 2015 den Klimaforschungssatelliten DSCOVR (Deep Space Climate Observatory) ins All.
Bei solchen Missionen sind die sogenannten Lagrange-Punkte (benannt nach einem Astronomen des 18. Jahrhunderts) wichtig. Davon gibt es insgesamt fünf im Bezugssystem Sonne-Erde. Es sind diejenigen Punkte, an denen sich die Gravitationskräfte von Sonne und Erde genau ausgleichen, also aufheben. Raumschiffe befinden sich an diesen Punkten in einem stabilen "Schwebe"-Zustand und brauchen kaum Treibstoff, um gegen Gravitationskräfte anzukämpfen.
Die Zweitstufe der Falcon-9-Rakete brachte den Satelliten in die Nähe von Lagrange-Punkt L1. Dort ging ihr aber der Treibstoff aus, weshalb sie es weder schaffte, dem Gravitationssystem Erde-Mond zu entkommen, noch konnte sie zielgerichtet zum Verglühen in der Erdatmosphäre gelenkt werden.
Seitdem trudelte sie unkontrolliert um Erde und Mond herum. Lange war unklar, wessen Anziehungskraft sie irgendwann erliegen würde. Im Januar ergaben dann die Berechnung eines Astronomen, dass es am 4. März auf der erdabgewandten Seite des Mondes zum Einschlag kommen wird. Diese Berechnung wurde mittlerweile bestätigt und sekundengenau konkretisiert (siehe oben).
Einer von vielen Einschlägen
Aber ist das nun gut oder schlecht oder egal, dass es zum Einschlag kommt? Von allem ein bisschen, könnte man argumentieren. Vorauszuschicken ist, dass die Falcon-9-Zweitstufe bei weitem nicht das erste Objekt ist, das auf dem Mond einschlägt. Der Mond hat keine Atmosphäre, die Dinge abbremsen oder verglühen lassen könnte. Entsprechend anfällig ist er für Einschläge. Das Projekt NELIOTA überwacht die dunkle Seite des Mondes auf Lichtblitze, die von solchen Einschlägen erzeugt werden. Die folgende Bildsequenz zeigt einen Einschlag am 1. März 2017.
Aber nicht nur Gesteinsbrocken, auch menschgemachte Objekte sind zur Genüge auf dem Mond eingeschlagen, schon seit den 1950er-Jahren. Apollo-Zweitstufen wurden absichtlich zum Absturz gebracht, um kleine "Mondbeben" zu erzeugen, die dann von Seismometern gemessen werden konnten. Andere Missionen mit ähnlichen Zwecken folgten.
Auch eine wichtige Entdeckung ist einem gezielten Absturz zu verdanken. 2009 ließ die NASA ihre LCROSS-Mission auf den Mond stürzen. In der entstandenen Staub-und-Trümmer-Wolke wurde dann erstmals auf dem Mond gefrorenes Wasser gefunden.
Für die internationalen Raumfahrtunternehmen gibt es derzeit keine klaren Richtlinien zur Entsorgung von Raumfahrzeugen oder verbrauchten Zweitstufen am Ende ihrer Lebensdauer. Ein möglicher Absturz auf den Mond oder die Rückkehr und das Verglühen in der Erdatmosphäre waren bisher die einfachsten Standardoptionen.
Für die Europäische Weltraumorganisation ESA ist nun der Punkt erreicht, dass darüber nachgedacht werden muss. "Der bevorstehende Mondaufprall der Falcon 9 veranschaulicht sehr gut die Notwendigkeit eines umfassenden Regelwerks im Weltraum, nicht nur für die wirtschaftlich entscheidenden Umlaufbahnen um die Erde, sondern auch für den Mond", sagt Holger Krag, Leiter des ESA-Programms für Weltraumsicherheit.
Vom Schrottplatz zum Recyclinghof?
Wenn man den Mond irgendwann besiedeln oder als Startrampe für Flüge ins All nutzen will, wird man allerdings Roh- und Baustoffe brauchen. Deshalb gibt es seit längerer Zeit Forschungen, wie Mondstaub genutzt werden könnte. Der deutsche Astronaut Matthias Maurer ist großer Verfechter dieser Idee und macht dazu gerade Experimente auf der ISS.
Aber zum anderen wird man auch Metalle brauchen. Es gibt deshalb Wissenschaftler, die im Schrott, der auf den Mond stürzt, mehr Segen als Fluch sehen. Prof. Dr. Carsten Drebenstedt von der TU Bergakademie Freiberg, denkt dabei nicht nur an schon vorhandene Teile, sondern generell an den gesamten Weltraumschrott, vor allem ausgediente Satelliten. Die sollte man aus seiner Sicht nicht in irgendwelchen Umlaufbahnen lassen oder in der Erdatmosphäre zum Verglühen bringen, sondern "auf dem Mond abstürzen lassen und dann eben ausschlachten". "Und das, was noch brauchbar ist," so Drebenstedt, "gleich verwenden für den Bau vor Ort und damit auch die Materialbeschaffung auf dem Mond organisieren."
(rr)
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