Arbeitsmedizin Rückenschmerzen im Job sind Kopfsache
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28. Dezember 2019, 05:00 Uhr
Rückenschmerzen – lästig, leidig, eine Volkskrankheit. Rund jeder sechste Mann und jede vierte Frau leidet an chronischen Rückenschmerzen, ergab eine Untersuchung des Robert Koch Institutes (RKI) im Jahr 2017. Und das hängt bei Erwachsenen oft mit dem Arbeitsplatz zusammen. Aber anders, als Sie vielleicht denken. Denn viele Rückenschmerzen bei der Arbeit haben ihre Ursachen im Kopf, wie Forscher der TU Dresden herausgefunden haben.
Eine wissenschaftliche Studie ist dann besonders aussagekräftig, wenn die Stichprobe sehr groß ist. Wenn man also zum Beispiel besonders viele Personen befragt und möglichst umfassende Daten hat. Umgekehrt kann es bei kleinen Studien zu falschen oder widersprüchlichen Ergebnissen kommen.
So war das auch bei früheren Erhebungen, die untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen im unteren Rücken und der psychischen Belastung bei der Arbeit gibt. Dabei gab es keine klaren Ergebnisse, berichtet die Psychologin Denise Dörfel von der TU Dresden.
Einzelne Studienergebnisse haben nicht alle diesen Effekt gezeigt. Manche hatten keinen Effekt, manche einen sehr starken.
Mehr Stress im Job, mehr Rückenschmerzen?
Die Arbeits- und Organisationspsychologen der TU Dresden und der Westsächsischen Hochschule Zwickau wollten nun Klarheit. Erklären die psychische Belastung bei der Arbeit, die Spielräume, die man im Beruf hat und die soziale Unterstützung vom Chef oder anderen Mitarbeitern, ob manchen Menschen mehr chronische Rückenschmerzen haben als andere?
Die Lösung war eine sogenannte Metaanalyse. Dabei haben die Forscher frühere Studien zu chronischem Rückenschmerz zusammen gebracht. Insgesamt fanden sie bei ihrer Suche 13.000 Studien zum Thema. Nur 18 davon enthielten für die Auswertung relevante Daten. Daraus wiederum konnten sie 17.000 Datensätze gewinnen.
Soziale Unterstützung lässt Schmerzen schwinden
Das war eine Größenordnung, mit der sie endlich überprüfen konnten, ob sich wirklich Zusammenhänge ergeben. Und das Ergebnis war eindeutig, so Denise Dörfel, signifikant.
Je mehr die Menschen berichtet haben, dass ihre Arbeitsbelastung hoch ist, desto stärker wurde der chronische Rückenschmerz. Je höher sie ihre Handlungsspielräume auf Arbeit empfinden, desto geringer war der Rückenschmerz. Und auch je höher sie ihre soziale Unterstützung von Vorgesetzten und Kollegen empfinden, desto geringer wurden die Rückenschmerzen.
Wenn eine Person in einem Unternehmen also länger als drei Monate Schmerzen im unteren Rücken hat, dann, so Denise Dörfel, muss das nicht unbedingt eine körperliche Ursache haben. Es könnte auch an den Arbeitsbedingungen liegen. Die Psychologin sieht hier in erster Linie den Arbeitgeber, Unternehmen und Führungskräfte in der Pflicht.
Wenn wir sehen, dass in den Teams und Unternehmen immer wieder Mitarbeiter wegen Muskel- und Skeletterkrankungen ausfallen oder häufig beim Arzt sind, dann sollten wir überlegen, ob wir nicht an den Arbeitsbedingungen etwas ändern. Das kann man einerseits tun, indem man die Arbeitsbelastung reduziert. Es muss nicht unbedingt sein, dass man viel weniger an Aufgaben gibt. Es kann schon durch die Arbeitsorganisation geändert werden.
Flexible Pausen, mehr Spielräume beim Einteilen der Arbeit, das alles reduziere die Arbeitsbelastung, erklärt die Psychologin. Mitarbeiter sollten öfter selbst entscheiden können, in welcher Reihenfolge sie ihre Arbeit erledigen. Ebenso hilft soziale Unterstützung, mehr Rückmeldung und Anerkennung durch den Chef. Oft ließen sich solche Veränderungen mit wenig Aufwand durch Unternehmen und Führungskräfte organisieren, für die Gesundheit der Mitarbeiter, sagt Denise Dörfel mit Blick auf die Forschungsarbeit, sei der Nutzen aber enorm.
Link zur Studie
Die Studie ist unter dem Titel "Psychosocial areas of worklife and chronic low back pain: a systematic review and meta-analysis" in BMC Musculoskeletal Disorders erschienen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 27. Dezember 2019 | 17:50 Uhr
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