Regiogeld Haben Sie schon einmal mit dem Elbtaler bezahlt?
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02. Juli 2020, 12:02 Uhr
Vor 30 Jahren kam die D-Mark in die DDR. Zwölf Jahre später war sie schon wieder weg. Seither bezahlen wir Euro – cash aber immer mehr digital. Doch das Bargeld könnte sogar eine Renaissance erleben, als Regionalwährung.
Haben Sie schon einmal mit einem Elbtaler bezahlt? Nein, das ist kein Marketinggag der Dresdner Bäcker. Es ist eine echte Währung, eine sogenannte Regionalwährung. Für die einen sieht der Dresdner Elbtaler aus wie Spielgeld, für die anderen liegt darin die Zukunft. Schließlich ist das bestehende Finanzsystem alles andere als stabil, so Norbert Rost vom Förderverein Elbtaler e.V.. Und deswegen müsse man sich schon Gedanken machen, "wie könnten andere Komponenten in diesem Finanzsystem aussehen."
Ziel: Regionale Wirtschaft stärken
Und so eine Komponente könnte eine Regionalwährung, ein Regiogeld sein. Bundesweit gibt es mehr als 30 solcher Regionalgeld-Initiativen, die sich parallel zum Euro etabliert haben. Eine davon hat in Dresden den Elbtaler hervorgebracht. Dieses Regiogeld ging 2012 als Experiment an den Start. Der Wirtschaftsinformatiker Norbert Rost ist einer der Initiatoren.
Ich denke schon beim Elbtaler ist das zentrale Ziel, die regionale Wirtschaft zu fördern, also zu stimulieren, dass die Leute mehr regional kaufen und auch die Produzenten mehr regional beziehen.
Und daneben ist es ein Versuch, die Geldregeln so gestalten, so Rost, "dass es eben nicht zu solchen Verwerfungen kommt, die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden".
Es entsteht ein neuer Kreislauf
Um das zu erreichen, ist das Grundprinzip bei allen Regiogeldern ähnlich: Der Verbraucher tauscht eins zu eins zum Beispiel Euro gegen Elbtaler. Mit dem Elbtaler kann er dann in den Mitglieder-Unternehmen der Region einkaufen und bezahlen. Die wiederum behalten das Geld aber nicht, sondern geben es an andere Unternehmer weiter. Dadurch entsteht ein regionales Netzwerk mit persönlichen Beziehungen. Das Entscheidende aber: Der Elbtaler darf nicht zur Kapitalanlage werden, Sparen ist nicht erwünscht. Das ist die sogenannte Umlaufsicherung: das Geld bleibt im Fluss und wird nicht gebunkert.
Für Dr. Eske Bockelmann liegt darin der Kern von Regionalwährungen. In seinem aktuellen Buch widmet sich der Chemnitzer Wissenschaftler dem großen Thema Geld, beschreibt, wie es in die Welt kam und seitdem alle Bereiche des Lebens prägt. Rund um den Globus. Und genau das tut Regiogeld nicht. Es ist ein Tauschmittel, das nur regional funktioniert und nicht "am anderen Ende der Welt gewinnbringender eingesetzt" werden kann.
In Tirol fing alles an
Und damit ist es ein Beispiel zur Stärkung lokaler Wirtschaftsstrukturen und "eine Alternative zu heutigen Zentralbanksystemen, die als dysfunktional wahrgenommen werden", wie es der Wirtschaftsforscher Magnus Neubert auf einem Blog der Uni Halle beschreibt.
Vorreiter ist die kleine Gemeinde Wörgl in Tirol. Nachdem die Weltwirtschaftskrise auch dort zu großer Arbeitslosigkeit und einer leeren Stadtkasse führte, wurde 1932 durch den Bürgermeister Michael Unterguggenberger das Wörgler Freigeld geschaffen. Gültigkeit hatte es nur in Wörgl. Finanziert wurden damit nicht nur die Löhne sondern auch verschiedene Bauprojekte wie eine Straße oder eine Skischanze. Das war so erfolgreich, so Eske Bockelmann, dass es am Ende weit über 100 Gemeinden übernehmen wollten.
Dresdener Experiment geht weiter
Und in Dresden? Ist das Regiogeld hier genauso erfolgreich? Seit acht Jahren gibt es den Elbtaler. Doch nur 51 Unternehmen sind bisher dabei. Es ist also noch viel Luft nach oben, für mehr regionale Wirtschaftskreisläufe, die ankämpfen gegen ein bisschen Bequemlichkeit, Trägheit, fehlendes Interesse oder einfach noch zu geringe Bekanntheit. Aufgeben kommt für Vereinsmitglieder aber nicht in Frage. Das Experiment geht weiter.
(fs/tg/gp)
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