Covid-19 Kinder werden durch Corona-Maßnahmen überproportional geschädigt
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22. September 2020, 16:44 Uhr
Kinder haben ein geringeres Risiko an Covid-19 zu erkranken - und leiden stärker unter den Maßnahmen gegen ihre Ausbreitung. Das haben britische Forscher herausgefunden. Sie empfehlen eine Neuausrichtung.
Matthew Snape vom Churchill Hospital in Oxford und Russell Viner vom Londoner University College untersuchten für ihre in "Science" erschienene Studie die Situation in Großbritannien. Dort haben die Schulschließungen bereits klare negative Auswirkungen mit sich gebracht: Ab Mitte der 2020er-Jahre erwarten sie als Folge des fehlenden Unterrichts bei einem Viertel der Arbeitskräfte geringere Qualifikationen.
Eine "beispiellose" Störung des Schulbetriebs
Und noch ein Aspekt steht auf der Negativliste der Folgen der Schulschließungen. In vielen Ländern, so die Untersuchungen der Forscher, gab es bei Schülern einen Anstieg von Verletzungen im Haushalt, die einen Krankenhausaufenthalt nach sich zogen. Das schließt auch häusliche Gewalt mit ein, die während des Lockdowns eher verborgen blieb.
In mehreren Studien, die die Autoren zitieren, wurden eher geringe Übertragungsraten von Covid-19-positiven Kindern gemessen. Dazu stecken sie sich seltener an und erkranken auch weniger häufig. Demgegenüber stehe die "beispiellose" Störung des Schulbetriebs der Unter- und Oberstufe quasi weltweit. Letztlich bleibe die Rolle von Kindern bei der Übertragung aber noch unklar, wie die Forscher erläutern.
Dafür könnten die kommenden Monate eine wertvolle Gelegenheit bieten, um mit der aufziehenden kalten Jahreszeit die Wirksamkeit verschiedener Anti-Corona-Methoden in den Schulen zu überprüfen. Denn Snape und Viner betonen, dass Schulschließungen immer mit Bedacht vollzogen werden müssten und dabei auch an das soziale und mentale Wohl der Jugendlichen gedacht werden müsse. Sie empfehlen eine Übersicht der "Best Practise"-Maßnahmen zu erstellen, die die Rechte junger Menschen auf Bildung mit der Notwendigkeit in Einklang bringt, die breitere Gemeinschaft vor weiteren Ansteckungen zu schützen.
Verlust an Lebensqualität bei Schülern
Neben den Folgen durch fehlenden Unterricht und die körperlichen Verletzungen im Haushalt, sehen die britischen Forscher auch die psychischen Belastungen als großes Problem. Für Sachsen hatte Anfang August eine Studie zum Einfluss von Sars-CoV-2 auf Lehrkräfte und Schüler ähnliche Diagnosen getroffen. Studienleiter Prof. Wieland Kiess von der Kinder- und Poliklinik der Uni Leipzig konstatierte dabei einen "allgemeinen Verlust an Lebensqualität" bei den Kindern und Jugendlichen. Der Effekt sei am stärksten in Familien mit niedriger Bildung und Armut messbar gewesen.
Hinzu komme ein Verlust an Tagesstruktur. "Morgens nicht zur Schule zu gehen zu können, wird von den Kindern als Verlust eingeschätzt", erklärte Kiess. Dafür hätten die jungen Menschen massiv mehr elektronische Medien genutzt, auch um den Verlust an Kontakt zu Gleichaltrigen zu kompensieren. "Aufgefallen ist, dass sich die Kinder Sorgen um ihre Schulbildung machen", resümiert Wieland Kiess, "und besonders um ihre Familien."
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