Leichte Erkankungen, wenig Todesfälle Kinder und Corona - erste europaweite Studie

26. Juni 2020, 11:12 Uhr

Wie gefährlich ist Corona für Kinder? Diese Frage wird seit Monaten heiß diskutiert. Eine erste europaweite Studie zeigt jetzt: Bei Kindern gibt es vor allem leichte Erkrankungen und sehr wenig Todesfälle.

Ein mit dem Corona-Virus infiziertes Mädchen schenkt der Krankenschwester Yang Liu ein Bild.
Eine erste multinationale Studie bestätigt: Kinder erleben überwiegend eine leichte Erkrankung nach einer Infektion mit dem Corona-Virus. Bildrechte: imago images / Xinhua

Wie gefährlich und gefährdet sind Kinder in der Corona-Pandemie? Diese Fragen sind vor allem im Zusammenhang mit der Schließung von Kindergärten und Schulen immer wieder heftig diskutiert worden. Jetzt hat eine erste multinationale Studie aus London bestätigt: Kinder erleben vor allem leichte Erkrankungen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus. Todesfälle sind "extrem selten". Die Ergebnisse der Studie sind am Donnerstag in der Fachzeitschrift " The Lancet Child & Adolescent Health" veröffentlicht wurden. Hier die wichtigesten Erkenntnisse im Überblick:

  • Die multinationale Studie des "Pädiatrischen Tuberkulose-Netzwerks European Trials Group" untersuchte 582 Kinder und Jugendlichen, die sich mit dem Covid-19-Virus nachweislich infiziert hatten. Die Mehrheit der Patienten unter 18 Jahren erlebte eine leichte Erkrankung. Todesfälle wurden nur in vier von 582 Fällen nachgewiesen. Das entspricht einem Anteil von unter einem Prozent.

  • Ein kleiner, aber "bemerkenswerter" Anteil entwickelte eine schwere Erkrankung, die eine Behandlung auf der Intensivstation erforderte. Insgesamt erkrankten 48 Kinder- und Jugendliche schwer, das entspricht einem Anteil von acht Prozent. Den Autoren zufolge tendierte die Studiengruppe jedoch zu schweren Erkrankungen, da die Studie im Krankenhaus durchgeführt wurde.

  • Die überwiegende Mehrheit (87 Prozent) der Kinder- und Jugendlichen benötigte weder Sauerstoff noch irgendeine andere Unterstützung zum Atmen (507/582). Nur 25 Patienten (vier Prozent), brauchten mechanische Beatmung, diese in der Regel für einen längeren Zeitraum - eine Woche oder länger (bis zu34 Tage).

Ein Kind mit Mundschutz und Roller im Zoo von Wuhan
Die überwiegende Mehrheit der Kinder- und Jugendlichen brauchte keinen Sauerstoff und keine Hilfe beim Atmen. Bildrechte: imago images / Xinhua

  • Während der Studienzeit starben vier Patienten, von denen zwei an Vorerkrankungen litten. Alle Patienten, die starben, waren älter als zehn Jahre. Doch 99 Prozent der Kinder lebte, als die Studie abgeschlossen wurde (578/582). Vier Prozent (25) hatten noch Symptome oder brauchten Unterstützung für ihre Atmung.

  • Bei 29 Kindern wurde festgestellt, dass sie gleichzeitig mit einem oder mehreren zusätzlichen Atemwegsviren wie Erkältungs- oder Grippeviren und mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Von Ihnen benötigten sieben Kinder eine Intensivpflege.

  • Die häufigsten Symptome waren den Forschern zufolge Fieber war (65 Prozent), Anzeichen einer Infektion der oberen Atemwege (54 Prozent) und einer Lungenentzündung (25 Prozent) sowie Magen- und Darmbeschwerden (22 Prozent). Etwa 92 Kinder hatten keinerlei Symptome (16 Prozent).

"Dies ist die erste Studie über Kinder mit Covid-19, die Daten aus mehreren Ländern und mehreren Zentren umfasst", erklärte Begoña Santiago-Garcia vom spanischen Uniklinikums Gregorio Marañón in Madrid, eine der Hauptautorinnen der Untersuchung.

Bemerkenswert ist, dass wir festgestellt haben, dass Kinder, bei denen gleichzeitig mit Sars-CoV-2 zusätzliche Viren in den Atemwegen nachgewiesen wurden, mit höherer Wahrscheinlichkeit auf die Intensivstation eingewiesen wurden. Dies könnte wichtige Auswirkungen auf die bevorstehende Wintersaison haben, in der Erkältungs- und Grippeinfektionen häufiger auftreten werden.

Begoña Santiago-Garcia Uniklinikum Gregorio Marañón in Madrid

Vorsicht vor Projektion auf breite Bevölkerung

Den Forschern zufolge sind in die Studie nur Patienten einbezogen worden, die medizinische Hilfe gesucht hatten und auf Covid-19 getestet worden waren. Damit seien mildere Fälle nicht eingeschlossen. Zudem seien die Kriterien für Corona-Tests in den Ländern sehr verschieden gewesen. Der Mangel an Standardisierung mache es schwierig, die Ergebnisse auf die breitere Bevölkerung zu verallgemeinern, schreiben die Autoren. Die tatsächliche Todesfallrate bei Kindern sei jedoch wahrscheinlich noch wesentlich niedriger als die in der Studie.

Ergebnisse bei Planung von Gesundheitsressouren

"Es hat uns beruhigt zu beobachten, dass die überwiegende Mehrheit der Kinder und Jugendlichen nur leicht erkrankt ist", sagte Marc Tebruegge vom UCL Great Ormond Street Institute of Child Health in London und ebnefalls Hauptautor der Studie. "Dennoch entwickelt eine beachtliche Anzahl von Kindern eine schwere Krankheit und benötigt intensive Betreuung, und dies sollte bei der Planung und Priorisierung von Gesundheitsressourcen im Verlauf der Pandemie berücksichtigt werden."

Studie im April durchgeführt

Die Studie wurde über einen Zeitraum von dreieinhalb Wochen im April 2020, während des anfänglichen Höhepunktes der Corona-Pandemie, durchgeführt. Sie umfasste 82 spezialisierte Gesundheitseinrichtungen in 25 europäischen Ländern. Etwa ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen hatte Vorerkrankungen. In Studien mit Erwachsenen sei der Anteil von Patienten mit sogenannten Komorbiditäten typischerweise weitaus höher, schreiben die Autoren.  

Kinder unter einem Monat mit höherer Wahrscheinlichkeit auf Intensivstation

"Obwohl Kinder von Covid-19 weniger schwer betroffen sind als Erwachsene, zeigt unsere Studie, dass es in allen Altersgruppen schwere Fälle gibt", sagte Florian Götzinger vom Wilhelminenspital in Wien. "Personen mit Gesundheitsproblemen und Kinder unter einem Monat wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit auf die Intensivstation eingewiesen. Gut konzipierte und kontrollierte Studien seien für die Behandlung von Kindern mit schweren Corona-Erkrankungen unbedingt nötig.  

Informationen zur Studie Die Studie wurde von der Covid-19-Studiengruppe des Pädiatrischen Tuberkulose-Netzwerks European Trials Group (ptbnet) durchgeführt, die Kliniker und Forscher aus 82 pädiatrischen Gesundheitseinrichtungen in 25 europäischen Ländern umfasst. Sie wurde von Forschern des UCL Great Ormond Street Institute of Child Health, London, Grossbritannien, des Wilhelminenspitals, des Nationalen Referenzzentrums für Tuberkulose im Kindesalter, Wien, Österreich, und des Universitätskrankenhauses Gregorio Marañón und des Gregorio Marañón Research Institute (IiSGM), Madrid, Spanien, geleitet. Ptbnet wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützt.

Quelle: The Lancet Child & Adolescent Health journal/kt

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/a0cd049a-b928-47da-8725-e9d760a9b3c0 was not found on this server.